Die Nasszelle ist eines jener Merkmale, die ein Wohnmobil ausmachen. Das „Wohnmobil-Badezimmer“ ist vielleicht sogar das Merkmal, das ein ausgewachsenes Wohnmobil vom Campingbus unterscheidet. Ein „Bus“ hat meist aus Platzgründen keine Nasszelle. Wenn man Glück hat, gibt es ein Porta-Potti – das war’s. Die Nasszelle im Wohnmobil stellt hingegen ein ausgewachsenes Badezimmer dar. Oder zumindest ein vollständig ausgestattetes – über die Dimensionen lässt sich streiten. Doch wozu nutzt man eine Nasszelle im Wohnmobil? Woraus besteht sie, und worauf sollte man bei der Konfiguration achten?
Inhalt
Woraus besteht eine Wohnmobil-Nasszelle?
Eine Wohnmobil-Nasszelle dient grundsätzlich als
- Raum fürs WC
- Duschraum
- Waschraum (Zähneputzen, etc.)
Die Nasszelle besteht meist aus
- Kassettentoilette (welche immer öfter durch Alternativen ersetzt wird)
- Dusche
- Waschbecken
- Kästchen
- Duschwanne am Boden, um Wasser sauber ablaufen zu lassen
Das Wohnmobil-WC
Das Wohnmobil-WC sorgt für
- Flexibilität, Unabhängigkeit und
- Komfort.
Wer es genießt, mit dem Wohnmobil einfach unterwegs zu sein, und daher nicht genau weiß, wo der nächste Übernachtungsplatz zu finden sein wird, hat es mit einer Toilette an Bord leichter. Abends muss nicht Ausschau gehalten werden nach der bestmöglichen Option morgens, sondern man hat seine eigene Toilette einfach an Bord.
Doch auch Campingplatzurlauber finden es oft angenehm, nicht nachts für die Notdurft über den halben Campingplatz laufen zu müssen, und anschließend wach zu sein.
Die meisten Wohnmobile haben eine Kassettentoilette, welche meist mit chemischen Zusätzen betrieben wird. Doch mittlerweile sind auch viele Alternativen (teils auch ohne Chemie) verfügbar.
Wir haben uns 2021 zur Umrüstung zur Trenntoilette entschlossen, und können unsere Trelino nur empfehlen.
Die Wohnmobil-Dusche
Bei der Wohnmobil-Dusche scheiden sich die Geister. Manche flippen beim Gedanken, die Nasszelle nach Benutzung zwanzig Minuten lang trockentupfen zu müssen, fast aus. Andere nutzen sie eben, wie zuhause auch. Ein Wohnmobil mit Dusche hat jedenfalls viele Vorteile:
- mehr Autarkie-Potential und Unabhängigkeit von Campingplätzen.
- Auch in der kühlen Jahreszeit ist es angenehm, sich im Wohnmobil warm duschen zu können.
- Wer Wassersport betreibt, für den kann eine heiße Dusche danach auch ein wichtiger Faktor sein, um sich nicht zu verkühlen
- An sandigen Stränden und nach dem Bad im Meer ist es sehr angenehm, Salz und Sand abwaschen zu können.
Generell ist der Raum in der Wohnmobil-Nasszelle natürlich eingeschränkt, was den Komfort etwas mindert. Am Körper klebende Duschvorhänge gehören zum Wohnmobil-Duscherlebnis dazu.
Raumbad oder Festbad
Zu den grundlegenden Entscheidungen bezüglich Nasszelle zählt die das Abwägen zwischen Raumbad und Festbad. Im Netz finden sich dazu wahre Glaubenskriege, doch beide Varianten haben klar zu benennende Vorteile. Wir glauben daher, dass es eigentlich recht einfach ist, sich für das eine, oder das andere zu entscheiden, je nach eigenen Vorlieben.
Das Raumbad
Das Raumbad heißt wohl so, weil es in den „Raum“ ragt, oder vielleicht auch, weil es mehr Raum schafft. Es ist eine unbestritten smarte Lösung, die den Raum des Durchgangs (meist zwischen Küche und Nasszelle) bei Bedarf in die Nasszelle integriert. Dadurch wird die Nasszelle größer, und man kann zum Beispiel unbeschwert und ohne Verrenkungen duschen. Trotz gleicher Wohnmobil-Grundfläche gewinnt man viel Platz und hat eine größere Nasszelle.
Wer häufig im Wohnmobil duschen möchte, hat mit einem Raumbad daher fast immer Komfort-Vorteile.
Die Türe kann außerdem als Raumtrenner genutzt werden. Schläft der Nachwuchs beispielsweise vorne im Hubbett, kann eine Raumbad-Tür das elterliche Schlafzimmer abtrennen.
Aber auch ohne mitreisenden Nachwuchs hat eine Trennung zwischen Wohnbereich und Schlafbereich Vorteile. Langschläfer können in Ruhe weiterschlafen, und jene, die früh zu Bett gehen werden nicht von denen gestört, die noch länger lesen wollen. Außerdem ist heizen sowie kühlen bei verkleinerter Fläche effizienter und schneller.
Doch geschenkt gibt es bekanntlich nichts, daher erfordert ein Raumbad auch Kompromisse. Während es nämlich als solches genutzt wird, kann der Durchgang eben nicht genutzt werden. Man gelangt also nicht von vorne nach hinten. Auch der Tür-Mechanismus der allermeisten Raumbäder ist gewöhnungsbedürftig. Es handelt sich meist um Lamellentüren mit etwas hakeligem Mechanismus, der nicht unbedingt auf Langlebigkeit hoffen lässt. Außerdem muss man oft die Tür komplett schließen (und damit den Gang blockieren), auch, wenn man beispielsweise nicht duschen, sondern lediglich die Zähne putzen möchte.
Vielen ist das einerlei, für uns persönlich ist es quasi ein Ausschlussgrund. Olya verbringt gerne lange im Bad, und ich nutze gerne auch tagsüber das Bett als „Lounge“-Fläche. Zusätzlich haben wir gerne einen abgetrennten Raum, um nasses Neoprenzeug verstauen zu können.
Das Festbad
Das Festbad ist ein eigener Raum mit einer gewöhnlichen Tür zur Abtrennung. Platztechnisch geht es im Festbad daher beengt zu, aber der Raum außerhalb der Nasszelle wird beim Festbad in keiner Weise beeinträchtigt. Der Kühlschrank bleibt zugänglich, der Korridor ist benutzbar. Während die Nasszelle benutzt wird, kann sich der Reisepartner aus den Stauschränken über dem Bett ein Kleidungsstück holen. Nasses Badezeug kann in der Nasszelle aufgehängt werden.
Ausstattungsmerkmale einer Wohnmobil-Nasszelle
Worin unterscheidet sich eigentlich eine höherwertige von einer günstigen Nasszelle? Nun, das waren beispielsweise die Details, die uns vom initial anvisierten Roadcar zum Knaus getrieben haben. Der Roadcar hatte einen Abfluss in der Duschwanne. Das ist super, wenn man das Fahrzeug jedes Mal so parkt, dass das Gefälle genau in die richtige Ecke zeigt, aber eher blöd in allen anderen Fällen. Der Knaus hat zwei Abflüsse in der Duschwanne.
Entlüftungsmöglichkeiten im Bad sind sehr wichtig, um die Feuchtigkeit nach draußen zu bringen. Der Roadcar bot kein Fenster (auch nicht als aufpreispflichtige Option), und nur eine kleine Dachluke. Wir hatten gewissen Zweifel, ob das so funktionieren würde, und bevorzugen das Fenster, das uns der Knaus bietet. Ein Fenster hat einen weiteren, großen Vorteil: Dank ausziehbarem Dusch-Schlauch hat man automatisch eine Außendusche: Einfach den Dusch-Schlauch durchs Fenster reichen, und draußen duschen. So haben wir schon mit unserem Pössl oft Salzwasser abgeduscht.
Das fix in der Ecke installierte Waschbecken hat schließlich Olya überzeugt. So kann man ohne akrobatische Verrenkungen hygienisch die Hände waschen. Beim Roadcar war ein fummelig zu bedienendes Klapp-Waschbecken über der Toilette montiert. Bei Toilettenbenutzung musste man es also zuerst mal wegklappen, und nach dem Geschäft wieder herausklappen. Dabei musste man notgedrungen mit schmutzigen Händen allerlei angreifen, das fanden wir suboptimal. Auch machte das Klappwaschbecken nicht unbedingt einen extrem langlebigen Eindruck.
Pfiffige Nasszellen-Lösungen
In großen Linern beinahe schon Standard, zieht die Idee nun sogar im Kastenwagen-Segment ein: Pössl bietet im Summit separate WC und Duschräume, die bei Bedarf sogar zu einer riesigen Nasszelle verbunden werden können. Das kombiniert die Vorteile von Festbad und Raumbad: Man kann weiterhin den Korridor nutzen, hat bei Bedarf aber einen riesigen Duschraum zur Verfügung.
Außendusche beim Wohnmobil
Einige Hersteller bieten eine sogenannte Außendusche an: Man kann dabei außen am Wohnmobil einen Duschschlauch anstecken. Warum macht man das?
- Mit einer Außendusche kann man sich im Sommer nach dem Baden im Meer abduschen, ohne die Nasszelle danach trocknen zu müssen.
- An Sandstränden ist es nicht ratsam, mit sandigen Füßen durchs Wohnmobil zu stapfen und dann den Sand auch noch in den Abwassertank zu spülen. Mit einer Außendusche bleibt der Schmutz draußen.
- Auch fürs Waschen von Hunden, oder auch Mountainbikes oder anderen Sportgeräten hat dies Vorteile.
Wir persönlich denken, dass man eine „echte“ Außendusche nicht unbedingt benötigt, wenn man ein Fenster in der Nasszelle hat, denn dann kann man einfach den Duschschlauch nach außen führen.
Ein Wohnmobil ohne Nasszelle?
Ein Wohnmobil ohne Bad? Nun, viele fahren nur auf Campingplätze und finden Nasszellen daher überflüssig. Das ist wohl ein berechtigter Gedanke (auch, wenn wir uns fragen, warum man dann Wohnmobil, und nicht Wohnwagen fährt). Wir haben schon viele, ältere Camper gesehen, bei denen die Nasszelle stillgelegt und zu Stauraum umfunktioniert wurde. Und damit sind wir bereits beim einzigen, wirklich nachvollziehbaren Grund, ein Wohnmobil ohne Nasszelle fahren zu wollen: Platz.
Die Nasszelle benötigt relativ viel Fläche. Diese stattdessen als Stauraum nutzen zu können, bedeutet einen großen Zugewinn beim Stauraum-Angebot. Gerade bei kleinen Wohnmobilen ist das ein relevanter Punkt. Nicht ohne Grund kommen auch heute noch die meisten (jedoch nicht mehr alle), kompakten Campingbusse ohne Nasszelle aus.
Autarke Camper sollten aber auf die Nasszelle nicht verzichten.
Fazit
Die Nasszelle ist das, was ein vollwertiges Wohnmobil vom Campingbus abgrenzt. Sie sorgt für einen großen Zugewinn bei der Autarkie und sorgt letztendlich auch für viel Komfort. Ob man Raumbad oder Festbad bevorzugt, hängt von den eigenen Ansprüchen ab. Verzichten sollten auf die Nasszelle nur reine Campingplatz-Urlauber, und selbst jene müssen dann Abstriche beim Komfort hinnehmen.
opamajor
Einwandfreie Darstellung, in meinen Globecar führe ich noch einen weiteren Duschschlauch mit. Für die Außennutzung zur Verlängerung. Eine Kunststoffwanne (ausgedientes Katzenklo) lohnt sich bei Außennutzung zum Füße erweichen auch. Optimal würde ich Fenster und Dachhaube finden. Auch mein Kühlschrank ist zu schmal, aber das ist ein anderes Thema.