Wer sein Wohnmobil nicht korrekt einwintert, muss im Frühjahr mit kostspieligen Frostschäden rechnen. Doch selbst, wenn man nach Hersteller-Vorgabe vorgeht, kommen Frostschäden vor. Das Floe-System hilft, das zu verhindern, indem die Wasserleitungen mit Druckluft vom Wasser befreit werden. Wir haben’s getestet. (Wir haben dafür kein Sponsoring erhalten sondern uns das Produkt selbst gekauft)
Inhalt
Ein Wohnmobil wasserfrei bekommen
Laut Herstellervorgabe der meisten Wohnmobile leert man vor dem ersten Frost Warmwasser-Boiler und Frischwassertank über die jeweiligen Ablassventile und/oder die Pumpe. Anschließend lässt man das restliche Wasser über die Wasserpumpe absaugen und aus den Wasserhähnen laufen. Dabei muss man aber darauf achten, dass die Pumpe nicht trocken läuft.
Anschließend lässt man die Wasserhähne in Mittelstellung offen stehen.
Wie Frostschäden im Wohnmobil entstehen
Das Problem mit der Herstellervorgabe ist, dass sie zwar richtig ist, aber oft nicht genügt. Restwasser bleibt in Leitungen und den Armaturen stehen. Die Tauchpumpe (die ja nun im leeren Tank kein Wasser mehr ansaugen kann) kann keinen Druck aufbauen, und kann deshalb diese Restwassermengen nicht aus den Hähnen befördern.
Wenn es nun friert, entstehen Eiszapfen, die sich ausdehnen, und so häufig die Wohnmobil-Armaturen beschädigen. Im Frühjahr tropft es dann unter der Küche oder im Bad, und wenn man das nicht gleich bemerkt, können durch verzogenes Holz oder sogar eine nasse Bodenplatte hohe Kosten entstehen. Selbst wenn man es gleich bemerkt, ist meist eine neue Armatur für etwa 100 Euro fällig – und die gerade anstehende Reise ist beeinträchtigt, wenn man die Armatur nicht gleich beim Händler erhält.
Unsere Frostschäden-Erlebnisse
Auch wir waren bereits zwei mal betroffen. In beiden Fällen hatten wir unsere Fahrzeuge nach Vorgabe eingewintert:
Unser erster Frostschaden: Das erste mal waren wir mit unserem Pössl im Frühjahr in Kroatien. Als wir die Besteck-Lade herauszogen, war darin alles nass. Die Küchenarmatur leckte. Das war eine doch erhebliche Einschränkung. Denn nicht nur, dass man die Küchenarmatur nicht mehr benutzen konnte. Da bei Benutzung der Pumpe ja Druck im gesamten System aufgebaut wird, konnte auch der Wasserhahn in der Nasszelle sowie die Toilettenspülung nicht mehr benutzt werden. Außerdem war die Bestecklade anschließend leicht verzogen, obwohl wir sie gleich in der Sonne getrocknet hatten. Die Armatur war zwar mit etwa 80 Euro relativ günstig, aber der Vorfall war sehr lästig.
Unser zweiter Frostschaden: Das zweite Mal war unser quasi fabriksneuer Knaus betroffen. Nach dem ersten Winter (und natürlich der Befolgung der Hersteller-Anweisungen) lief plötzlich Wasser aus den Kästchen in der Nasszelle. Anstatt in Izola aufs Meer zu blicken und gut Essen zu gehen, lag ich also in verrenkter Position in der Nasszelle, um das Kästchen abzubauen. Das Wasser konnte daraus ja nicht entweichen, und hätte sicher das Holz beschädigt. Auch hier war wieder eine (teure) Armatur beschädigt, die anschließend getauscht werden musste. Während der Reise hatten wir erneut kein Wasser zur Verfügung.
Mit Druckluft Restwasser aus dem Wohnmobil entfernen
Ein althergebrachter Trick, um dem geschilderten Problem zu begegnen, ist, die Wasserleitungen mit Druckluft durchzupusten. Glücklich kann sich schätzen, wer im Wohnmobil bequemen Zugang zu Schellen und Leitungen hat. Dann kann man sich hier eine Lösung mit Baumarktkomponenten basteln. Das macht allerdings bei jeder Entwässerung das Lösen von Schellen notwendig, und ist somit nicht sehr bequem.
In eng verbauten Kastenwagen ist es meistens überhaupt sehr schwierig, die Leitungen zu öffnen, da man kaum an die Schellen gelangt.
Das Floe-System für Wohnmobile gegen Frostschäden
Floe kostet mit etwa 60 Euro nicht besonders viel – insbesondere, wenn man damit Frostschäden verhindert. Eine einfache Armatur fürs Wohnmobil kostet 60-200 Euro (mehr ist in Luxus-Wohnmobilen auch kein Thema). Somit rentiert sich Floe eigentlich ab dem ersten, verhinderten Frostschaden.
- Fit type: Universelle Passform
- Sehr effizient
- Einfach zu verwenden
- Verpackungsabmessungen: 5.8 L x 31.0 H x 21.8 W (zentimeter)
Wie funktioniert das Floe-System gegen Frostschäden?
Mit dem Floe-System kann man die Leitungen und Hähne im Wohnmobil unkompliziert komplett wasserfrei bekommen. Auch Floe funktioniert, indem das Wasser-System mit Druckluft durchgepustet wird, und so alle Wasserrückstände entfernt werden. Der Unterschied zur herkömmlichen Variante ist, dass die Entwässerung des Wohnmobils werkzeuglos funktioniert.
Woraus besteht das Floe-System für Wohnmobile?
Es gibt wohl verschiedene Floe-Systeme. Das Floe-System für Wohnmobile besteht im Prinzip aus ein paar Verbindungsstücken, einem Verschlussventil und einem T-Ventil, an welches ein Luft-Ventil montiert werden kann.
Eine schriftliche Beschreibung von Einbau und Bedienung findet sich auf der Rückseite der Packung.
Kurioser Weise liegt auch eine DVD mit Videos bei. Wer hat denn heute noch einen DVD-Player? Wir jedenfalls nicht, unsere Laptops haben auch bereits seit Generationen kein solches Laufwerk mehr. Es ging auch ohne.
Wie wird das Floe-System eingebaut?
Einfach und rustikal:
- Den Schlauch von Wassertank/Tauchpumpe finden und freilegen
- 15cm vom Wassertank entfernt den Schlauch durchschneiden
- Die Floe-Komponenten zusammenstecken
Wie lange dauert der Einbau von Floe?
Wenn man langsam und sorgfältig vorgeht, und gleichzeitig die Bedienungsanleitung studiert, dann sollte man in einer halben Stunde fertig sein. Wenn man sich vorab vorbereitet, schon weiß, wie’s geht, und sich seiner Schritte sicher ist, dann geht es grundsätzlich auch in fünf Minuten. Man muss wirklich nur zwei Mal die Wasserleitung durchtrennen, und ein paar Adapterstücke einstecken.
Grundvoraussetzung ist lediglich, dass man weiß, wo die Leitung von der Tauchpumpe im Wassertank verläuft und zu dieser Zugang findet.
Welches Werkzeug wird für den Einbau von Floe benötigt?
Grundsätzlich genügt eine Schere oder Zange zum Durchschneiden der Wasserleitung. Für einen sauberen Schnitt gibt es Schlauchschneider in verschiedenen Qualitäten zu kaufen.
Welche Teile werden sonst benötigt?
Schlauchschellen liegen nicht bei. Laut Floe werden diese nicht benötigt, denn die Verbindungskomponenten haben Widerhaken und halten gut im Schlauch. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kauft sich noch vier Schlauchschellen (für 10mm-Schläuche) und sichert damit die Floe-Komponenten.
In vielen Wohnmobilen sind Schläuche knapp bemessen, was die Zugänglichkeit für die Entwässerung mittels Floe erschwert. Hier kann man sich überlegen, mittels zusätzlichen Schlauchstücken die Leitung etwas (nicht zu sehr!) zu verlängern.
Für das Entwässern selbst benötigt man dann entweder eine Fahrradpumpe, oder einen elektrischen Kompressor. Per Fahrradpumpe ist es machbar. Bei drei Wasserhähnen, für die man jeweils das System auf 1 Bar aufpumpen muss, wird das Entwässern aber schon anstrengend. Komfortabler ist die Entwässerung natürlich per Kompressor, den man dann auch für die Kontrolle des Reifenluftdrucks benutzen kann.
Der Einbau des Floe-Systems im Wohnmobil
Wenn alles vorbereitet ist, können wir mit dem Einbau von Floe beginnen.
Vor dem Einbau von Floe
- Vor dem Einbau von Floe muss man grundsätzlich den Wassertank und den Warmwasserboiler über das entsprechende Ventil leeren. Das macht man beim Einwintern ja ohnehin. Es sollte möglichst kein Wasser mehr im System sein.
- Zudem sollte man nun die Wasserpumpe ausschalten. Dafür gibt es in vielen Wohnmobilen einen separaten Schalter, der die Pumpe stromlos schaltet.
- Das Ventil des Warmwasser-Boilers kannst du nach der Entleerung gleich wieder schließen. Es muss für die anschließende Entwässerung nämlich geschlossen sein.
- Die Leitung von der Tauchpumpe, die aus dem Wassertank kommt, freilegen.
- Mit einem Haartrockner oder Elektro-Strahler kann man bei tiefen Temperaturen die Leitung anwärmen, und damit geschmeidiger machen.
Der Einbau des Absperrventils
- Das tut jetzt etwas weh, muss aber sein: Die Leitung 15 Zentimeter nach dem Tank-Einlass durchtrennen.
- Ein Adapterstück von Floe mit der Widerhaken-Seite in die Leitung einführen.
- Ein zweites Adapterstück kommt ins andere Ende der Leitung.
- Nun kann das Absperrventil einfach in die beiden Adapterstücke eingeclipst werden.
- In der gezeigten Stellung ist das Ventil offen – Wasser kann also ins System. Das ist die Stellung, die man im normalen Betrieb des Wohnmobils verwendet.
Der Einbau des T-Ventils
- Ein paar Zentimeter nach dem Absperrventil kappt man die Leitung erneut.
- Wieder werden zwei Adapterstücke in die Leitungsenden eingesetzt.
- Diesmal wird das T-Ventil in die Adapterstücke eingeclipst.
- Fertig. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann nun die Adapterstücke noch mit Schlauchklemmen sichern.
Die Entwässerung der Wasserleitungen mittels Floe-Systems
Nach dem Einbau führt man am besten gleich die erste Entwässerung durch.
Die Vorbereitung
- Armaturen schließen
- Ventil des Warmwasser-Boilers schließen!
- Verschlussventil schließen
- T-Ventil öffnen
Nun kann keine Luft mehr in den Wassertank entweichen, während die eingepumpte Luft durch den Wasserschlauch zu den Amaturen gelangt. Da diese geschlossen sind, staut sich dort nun die Luft, bis man eine Armatur öffnet. (Bei unserem ersten Versuch pumpte ich erstmal 5 Minuten ohne Erfolg, bis ich endlich darauf kam, dass die Luft durch den Warmwasserboiler, den ich nicht geschlossen hatte, entweichen konnte)
- Nun schließt man das
Floe-Adapterstück an - Daran kommt eine Fahrradpumpe oder ein Kompressor
- Nun pumpt man auf 1 Bar auf (nicht mehr, um Beschädigungen zu vermeiden)
Die Durchführung der Entwässerung mit Floe
Nun wird es spannend: Man öffnet nun einen Wasserhahn, und die Luft drückt die Wasserreste aus dem System. Es ist erstaunlich, wie viel Wasser sich teilweise noch im System befindet! Das folgende Video zeigt bereits den zweiten Durchgang, im ersten kam noch viel mehr Wasser aus der Leitung.
Man kann den Prozess ruhig 2-3 mal pro Armatur wiederholen, bis wirklich kein Wasser mehr entweicht. Also pumpt man wieder auf 1 Bar, und öffnet den Wasserhahn erneut. Anschließend macht man mit der nächsten Armatur weiter.
Vergiss auch nicht auf die Klospülung! Diese war bei uns etwas kniffelig, denn sie funktioniert elektrisch. Wenn man aber den Strom aktiviert, damit die Klospülung das Magnetventil öffnen kann, läuft auch die Tauchpumpe. Da sich nun kein Wasser im Tank befindet, läuft sie trocken, was nicht empfehlenswert ist. Wir haben daher die Tauchpumpe kurz abgeklemmt. Auch hier war noch viel Wasser im System.
Wenn aus der letzten Armatur kein Wasser mehr entweicht, kann man die Entwässerung beenden. Frostschäden sollten nun eigentlich nicht mehr möglich sein.
Die Entwässerung beenden
- Nun kann man den Floe-Adapter wieder abnehmen
- Das T-Ventil muss nun geschlossen werden, damit kein Wasser entweichen kann.
- Das Verschlussventil muss geöffnet werden, damit Wasser später wieder aus dem Wassertank gepumpt werden kann.
Bei uns gab es noch ein besonderes Problem: Der Platz für die Abdeckung des Wassertanks ist so gering bemessen, dass der Deckel erst nicht mehr passte. Wir behelfen uns mit einem Trick: Wir drehen das T-Ventil um und legen es in die Aussparungen auf der Oberseite des Tank-Deckels.
Video-Anleitung
Wir haben das ganze auch per Video noch einmal illustriert:
[youtube]https://youtu.be/uE17S_lW6hE[/youtube]
Fazit
Es ist erstaunlich (um nicht zu sagen erschreckend), wieviel Wasser mit Floe noch aus den Leitungen kommt, obwohl man eigentlich schon eingewintert hatte. Eigentlich ist es unter diesem Gesichtspunkt kein Wunder, dass so viele Wohnmobile im Frühjahr mit Frostschäden in der Werkstatt landen, um Wasser-Armaturen austauschen zu lassen. Floe halten wir somit für eine absolut sinnvolle Investition. Das System kostet wenig, und kann unkompliziert selbst eingebaut werden. Klare Empfehlung!
Joachim Steiner
Hallo Gerfried,
das ist sicher eine gute Idee und sollte eigentlich serienmäßig eingebaut sein >> mach eine Empfehlung an die Hersteller!!
Bitte korrigiere “ 15M vom Wassertank entfernt“…. auf 15cm :-)
bei Punkt 4.3.
Ich habe für diesen Winter nur sicherheitshalber mit dem rosaroten US-Mittel gespült, auch wenn mein WoMo in einer Halle stehen kann. Das ist definitiv zu teuer und immer zu wiederholen im Gegensatz zu FLOE das man offensichtlich nur einmal einbaut.
Nachdem wir unser Wasser aus dem Tank wirklich nur für Dusche, Toilette und WC nützen, könnte ein Versetzen und das Durchpumpen mit handelsüblichen Frostschutz für Scheibenwaschanlagen auch in Ordnung gehen. Grundsätzlich geht es darum, dass sich keine Eiskristalle in der Mechanik und am Ausgang der Hähne bilden. Kristalle im Schlauch sind meines Erachtens unerheblich.
Dass der Frostschutz vor dem nächsten Start ausgespült werden soll, versteht sich von selbst
Trinkwasser und die kleinen Mengen zum Kochen führen wir in 1,5 Liter Flaschen mit. das hatte sich auch bereits auf meinem Schiff bewährt. Man sollte nie außer Acht lassen, dass ein halb voller Tank bei sommerlicher Hitze schnell Keime bilden kann, denn nicht überall ist als Trinkwasser deklariertes Wasser so sauber wie bei uns.
Wir freuen uns auf die nächste Saison!!
Grüße, Joachim Steiner
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Joachim,
danke fürs aufmerksame Lesen – der Tippfehler ist nun korrigiert. Die Empfehlung an die Hersteller – naja, wenn die auf mich hören würden! ;)
Das mit dem Trinkwasser handhaben wir übrigens genauso. Wir haben einen 10-Liter-Kanister mit, den wir an vertrauenswürdigen Quellen füllen (wenn es welche gibt), ansonsten trinken wir Flaschenwasser.
Ciao
Gerfried
Joachim Steiner
Ihr Kommentar wartet auf Modertaion.
sollte heißen Moderation ?
Gerfried (WoMo Guide)
Das sollte es allerdings. Danke auch für diesen Hinweis. Da scheint es irgendwo einen Fehler im System zu geben, ich habe nämlich keine Einstellung, um diesen Text anzupassen. Ich werde mal recherchieren!
Nobby
Hallöchen Allerseits,
das scheint ja wirklich die eierlegende Wollmilchsau zu sein. Aber wenn ich lese das ich die Leitung durchtrennen muß um es ein zu bauen , habe ich Tränen in den Augen!
Das es hilft ist unwiederlegbar. Aber das Durchschneiden…..
MfG Nobby…
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Nobby,
Ja, das Durchschneiden der Leitung schmerzt ein wenig ;)
Naja, eierlegende Wollmilchsau…es ist ein praktisches Hilfsmittel, das uns bislang vor weiteren Frostschäden bewahrt hat.
Gibt natürlich auch Alternativen, v.a. wenn man handwerklich geschickt ist. Kritiker meinen, da sei zu viel Plastik verbaut und das werde nicht ewig halten. Das mag sein, aber dann kaufe ich das Teil eben für €50 wieder, und habe wieder ein paar Jahre Ruhe. Bevor ich da selbst mit Baumarktteilen herumbastle, ohne im Wasser-Installations-Bereich bewandert zu sein…
Ciao
Gerfried
Peter Brückmann
Zum Einwintern des Wohnmobils noch folgenden Tipp:
Den Reifendruck um 0,5 bar erhöhen, besser aber Fahrzeug aufbocken um die Räder zu entlasten mit Kurbel- oder Hubstützen. Ansonsten gibt es halbrunde Unterlegkeile, um das Entstehen von Standplatten zu verhindern.
Gruß
Peter
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Peter,
zum allgemeinen Thema Einwintern haben wir noch diesen Artikel, dort ist das dann auch enthalten.
Ciao
Gerfried