Die letzte, große Etappe unserer Reise durch die Normandie mit dem Wohnmobil führt uns auf die Halbinsel Cotentin. Hier gefällt es uns besonders gut, denn hier findet man noch eine wilde, ursprüngliche Landschaft vor, und auch mit dem Wohnmobil lässt sich diese Region gut bereisen.
Inhalt
Unsere Ankunft am Cotentin
Die Halbinsel Cotentin ist der westlichste Teil der Normandie. Der Großteil davon liegt im Département Manche, doch auch ein kleiner Teil des Département Calvados ist davon erfasst. Wir kommen hier am Ende unserer Tour durch die Normandie im Rahmen unserer Europareise 2021 an.
Der letzte Stopp unserer Etappe entlang der Landungsstrände war der bekannte Utah Beach gewesen. Bereits Utah Beach liegt im Cotentin.
Vom Utah Beach folgen wir nun der Ostküste des Cotentin nordwärts und suchen uns einen schönen Platz an der Küste.
Während wir bislang entlang der Küsten der Normandie etwas im Hinterland unterwegs sein mussten, und das Meer unterwegs nur gelegentlich erspähten, weil es entweder durch eine Düne versteckt wurde, oder durch Villen und Ferienhäuser zugestellt war, sind wir nun direkt an der Küste unterwegs. Das ist eine willkommene Abwechslung, wir bummeln ohne Stress dahin.
In Quinéville gibt es eine Möglichkeit, mit dem Wohnmobil zu übernachtem, zudem stünde ein Camping Municipal zur Verfügung. Doch an Kulinarik hat der Ort leider nicht viel zu bieten. Das einzige, geöffnete Lokal überzeugt uns nicht, und so verlassen wir den (leicht unebenen) Parkplatz wieder, um uns einen Platz am Strand zu suchen.
Wir finden einen schönen Platz, und wegen des geringen Verkehrsaufkommens stört uns auch nicht, dass wir direkt neben der Hauptstraße parken müssen.
Hier am Strand genießen wir den Nachmittag und setzen unsere private Käseverkostung fort.
Wir beobachten hier die Locals, wie sie mit Traktoren Boote aus dem Wasser ziehen, und genießen das Strandleben.
Olya sammelt Muscheln und spaziert am Strand, ich zücke die Linse und versuche, ein paar Eindrücke festzuhalten.
Die Ostküste Cotentins
Und die Ostküste Cotentins gefällt uns gut. Doch auch, wenn wir die Region der Landungsstrände nun offiziell verlassen haben – weiterhin stehen hier riesige Ansammlungen alter, verfallener Bunker und anderer Kriegsrelikte in der Landschaft herum.
Auch die Locals sind wohl daran gewöhnt, dass sie statt Nachbarhäusern manchmal Bunker neben dem eigenen Haus vorfinden.
Doch allgemein ist das hier eine beschauliche Gegend, ohne viel Tourismus-Infrastruktur, aber gerade deshalb so ansprechend.
Am nächsten Tag setzten wir unseren Weg entlang der Küste fort, und neben die Ortschaften des Cotentin in Angriff.
Unsere Begeisterung lässt sich auch per Video nachvollziehen:
Saint-Vaast-la-Hougue
Bei Quettehou biegen wir nach Osten ab und gelangen nach Saint-Vaast-la-Hougue. Wir haben Hunger, rollen suchend durch den Ort, doch wir sind wohl zu spät dran. Das Mittags-Business ist schon in vollem Gange. Ein paar Wohnmobile haben sich in die wenigen Lücken gezwängt, doch die Straßen sind schmal, Wohnmobil-geeignete Parkplätze spärlich. Die attraktiv wirkenden Restaurants sind zum Bersten voll, und dementsprechend sind auch alle Parkplätze belegt, und wir finden einfach keinen. Schade. Aber was soll’s, dann rollen wir eben weiter.
Tipp: Früh aufstehen und hier rechtzeitig einen Parkplatz suchen. Der Ort sah sehr sympathisch aus, die Restaurants authentisch und gut besucht. Wer über Nacht bleiben will, findet hier den recht guten Wohnmobil-Stellplatz am Hafen von St. Vaast La Hougue, oder (gleich daneben) den Campingplatz La Gallouette. Zu beiden ist die Zufahrt wegen des Einbahnsystems im Ort relativ knifflig, man sollte also darauf achten, die richtige Straße zu wählen.
Wir bleiben also an der schmalen Küstenstraße, und wenig später haben wir mehr Glück.
Jonville und Le Goéland 1951
Wir rollen durch Jonville bis ans Ende der Straße. Hier findet sich ein Leuchtturm, ein Camping municipale, und eine Strandbar. Der Parkplatz ist gut besucht, wir wollen schon fast wieder aufgeben, als ein PKW glücklicher Weise wegfährt, und wir uns in eine Lücke quetschen können.
In dieser Strandbar, “Le Goéland 1951”, kehren wir nun ein. Wir finden unseren Aufenthalt hier supertoll. Hier passt einfach alles: Das Ambiente ist relaxt und beach-ig, der Service perfekt, und das Essen ein Traum. Wir holen allerdings noch eine zweite Jacke im Camper, denn der Wind bläst im September schon recht kühl, und wir wollen an den Tischen direkt über dem Strand sitzen, um den Ausblick auf das Meer und die Insel Tatihou.
Wir gönnen uns eine Planche de la Mer, damit Olya erstmals in ihrem Leben Austern kosten kann (sie ist kein Fan – mir schmecken sie mittlerweile. Meine ersten Versuche vor vielen Jahren waren diesbezüglich aber auch nicht von Erfolg gekrönt).
Auf der Planche de la Mer sind außerdem noch viele Krustentiere, sehr gute Fischaufstriche und Garnelen. Danach essen wir noch eine Portion Fish and Chips gemeinsam.
Das Ambiente ist so relaxt, dass ich plötzlich auch wieder halbwegs fließend französisch sprechen kann. Die mentale Barriere (“du darfst keinen Fehler machen!”) hatte mich bislang davon abgehalten, aber an diesem Tag läufts. Wir fühlen uns wohl.
Von hier aus könnte man bei Ebbe zu Fuß zur Insel Tatihou wandern. Alternativ kann man sich auch von einem Amphibienfahrzeug kutschieren lassen. Dort besichtigt man dann das UNESCO-Weltkulturerbe Vauban-Turm (wo hat Vauban eigentlich kein Bauwerk hinterlassen?), ein Meeresmuseum und allerlei schöne Gärten.
Barfleur
Weiter geht’s an die Nordküste Cotentins. Barfleur ist uns zwar irgendwie ein Begriff, aber so richtig haben wir den Ort nicht auf der Liste. Doch als wir in den Ort rollen, begrüßt uns ein surrealer Anblick, der uns sofort anhalten uns aussteigen lässt: Dutzende Boote liegen hier im Hafen – aber Wasser haben sie keines unter dem Kiel.
Bei Ebbe ist der Hafen von Barfleur nämlich ohne Wasser, die Boote bleiben im Hafen. Und wir sprechen hier nicht nur von kleinen Jollen.
Auch ausgewachsene Schiffe von Fischern oder der Küstenwache warten hier, lässig an die Kai-Mauer gelehnt, darauf, dass die Flut sie wieder befreien möge. Auch ein Weltumsegler aus Schweden ist hier.
Spezielle Stützen stellen sicher, dass das Boot bei Ebbe aufrecht stehen bleibt.
Fasziniert schlendern wir eine Stunde durch den Hafen. Ganz schön gefährlich übrigens – die Hafenmauer ist, naja, wie Hafenmauern eben so sind, ungesichert, aber daneben geht es viele Meter nach unten, und kein Wasser bremst einen etwaigen Aufprall. Ich frage Olya, wie die Franzosen es schaffen, hier Kinder groß zu ziehen.
Olya sorgt sich eher um die Eltern, die hier wohl einem Dauer-Herzinfarkt nahe sein müssen. Ein stolpern über die Seile, die hier am Boden liegen, kann fatal enden. Sehr vorsichtig taste ich mich deshalb für Fotos an den Abgrund heran, um dann auf die Knie zu sinken, bevor ich das Foto mache.
Phare de Gatteville
Nördlich von Barfleur steht der Leuchtturm “Phare de Gatteville”.
Hier ist die Küste richtig schön – der Atlantik peitscht Wellen an die Felsen, wo die Fischer stehen. Und wenn die Sonne gelegentlich durch die Wolken kommt, wird es richtig karibisch. Wir genießen unseren Sonnenuntergang hier.
Also suchen wir uns einen schönen Platz, etwas abseits von den durch Wohnmobilen überbevölkerten und in Park4Night verzeichneten Platz.
Olya nützt die Zeit fürs Home-Office, ich fliege die Drohne und blicke dann vom Fahrerhaus aus aufs Wasser.
Es gäbe hier übrigens noch einen größeren Parkplatz – dieser ist völlig leer. Hier haben sich die Locals im Kampf gegen die Masse der Wohnmobile wohl selbst ins Knie geschossen. Denn sie haben an der Einfahrt Felsen so positioniert, dass man den Einfahrtswinkel mit langen Fahrzeugen kaum oder gar nicht bewältigen kann. Allerdings liegen die Felsen so eng, dass nun wohl auch die Locals befürchten, ihre Autos daran zu zerkratzen. Somit bleibt der ganze Parkplatz leer, und man kämpft um die verbliebenen Parkplätze entlang der Straße gemeinsam mit den Wohnmobilen.
Am nächsten Tag brechen wir auf, und fühlen uns nun erstmalig an Irland erinnert. Dank Hecken entlang der Straße wird es nun immer schmäler.
Fermanville Leuchtturm
Spontan biegen wir von der Hauptstraße zum dort beschilderten Leuchtturm ab.
Hier erlaubt man sogar das Übernachten ohne Campingverhalten explizit per Schild. Allerdings führt eine gewisse App dazu, dass das auch ein wenig über Gebühr beansprucht wird – hier ist alles voller Camper.
Dennoch ist es absolut lobenswert, dass hier so klar und freundlich kommuniziert wird, und Wohnmobile nicht per-se verboten werden.
Nach einem kurzen Spaziergang entlang der Küste treibt uns der eiskalte Wind gleich wieder weiter.
Cherbourg
Nun gelangen wir nach Cherbourg.
Cherbourg lassen wir mehr oder weniger links liegen. Als wir am Fährhafen vorbeifahren, überlegen wir kurz, ob wir spontan eine Fähre nach Irland nehmen sollen. Diese Möglichkeit, in der EU zu bleiben und dennoch in Irland zu landen, war uns bislang gar nicht bewusst gewesen. Das müssen wir irgendwann machen!
Cherburg sieht nach einem typischen Hafen-Städchen aus. schon okay, aber etwas zu groß, um idyllisch zu sein.
Route des Caps
Wir nehmen lieber gleich die Route des Caps in Angriff, die in Cherbourg beginnt und sich bis zum Ort Barneville, kurz vor der Côte des Isles hinzieht.
Man könnte diese Strecke übrigens auch zu Fuß auf dem Weitwanderweg GR223, dem Zöllnerpfad wandern, der an der Côte Fleurie beginnt und dann der Küste auf 600 Kilometern bis zum Mont Saint Michel folgt.
Gréville-Hague
In Gréville-Hague gibt es einen Wohnmobil-Stellplatz, wir würden gerne Wasser tanken und Grauwasser entsorgen. Die Grauwasserentsorgung gelingt, die Wasserstation ist leider deaktiviert.
Der Bäcker im Ort preist eine lokale Spezialität an, auch die können wir aber leider nicht testen, denn der der Laden hat geschlossen. Immerhin die Kirche können wir aus der Perspektive sehen, die Realismus-Maler Millet für sein Kunstwerk gewählt hat.
Manoir du Tourp
An der Route des Caps wechseln sich beschauliche Dörfer mit beeindruckenden Anwesen ab. Entlang der Route stolpert man über das Manoir du Tourp in Omonville-la-Rogue. Dabei handelt es sich um ein in ein Museum umfunktioniertes Anwesen, das die Historie von und das Leben in La Hague näherbringen soll. Leider ist es bei unserem Besuch geschlossen, weshalb wir nur die Außenbereiche und den Innenhof besichtigen können.
Die tolle Foto-Ausstellung hinter dem Manoir du Tourp zeigt wunderschöne Bilder des erwähnten Zöllnerpfads in dieser Region.
Petite Irlande
Nach Cherbourg wird die Landschaft hier richtig grandios. Kein Wunder, dass die Franzosen sie auch “Petite Irlande”, also “Little Ireland” nennen. Denn genau so wirkt die Landschaft. Grüne Hügel, mit hohen Hecken und niedrigen Steinmauern abgetrennte Weiden, davor das blaue Meer.
Der Campingplatz Camping du Hâble in Omonville-la-Rogue sieht von der Straße aus sehr gut aus, wir wollen heute aber noch weiter.
Cap de la Hague
Und zwar ganz ans Ende der Straße bei Auderville, ans Cap de la Hague, wo man nicht nur einen Leuchtturm findet, sondern auch einen Hafen und ein paar, touristische Einrichtungen.
Ein Besuch zahlt sich aus, schon alleine für den Blick auf die kleine Kanalinsel Alderney. Es gibt eine Tourismus-Info, ein Restaurant, sonst nicht viel. Gleichzeitig touristisch und beschaulich.
Auch hier liegen wieder Boote ohne Wasser im Hafen – man gewöhnt sich schön langsam an den Anblick.
Doch leider wird man mit dem Wohnmobil hier aus Platzgründen isoliert und in den am weitesten entfernten Parkplatz gesperrt. In den Ort selbst darf man nicht fahren. Das Sardinenfeeling ist nicht unseres, und wir brechen wieder auf.
Auderville
Am Weg durch Auderville wäre ein Faltcamper ganz gut, denn einmal geht es im 90°-Winkel um eine enge Kurve. Immer darf man den Navi-Empfehlungen nicht trauen, denn es hätte auch eine “Hauptstraße” gegeben, aber mit dem Kastenwagen schafft man das.
Baie de l’Écalgrain
Wenig später tut sich der Blick auf eine absolute Traumkulisse auf.
Am Weg zum Nez de Jobourg blicken wir auf die Baie de l’Écalgrain hinab. Weißer Sand, die grünen Hügel im Hintergrund: Man wähnt sich wirklich in Irland.
„Écalgrain“ bedeutet soetwas wie „Korn knacken“, und leitet sich von den Getreidemühlen ab, die man entlang des in die Bucht mündenden Flusses früher vorfand. Heute sehen wir keine mehr davon.
Die Parkmöglichkeiten hier oben sind sehr limitiert, weshalb wir gleich weiterfahren.
Nez de Jobourg
Am Nez de Jobourg gibt es erstens mal ausreichend Parkmöglichkeiten für uns Camper. Einen Teil des Parkplatzes muss man jedoch um 23:00 räumen. Das sollte aber für den Sonnenuntergang reichen. Wir entspannen uns hier erstmal, aus den Hecktüren haben wir sogar ein bisschen Ausblick aufs Meer.
Trotz vieler Besucher ist es hier idyllisch und ruhig.
Um 17:00 kommt eine mobile Épicerie (Feinkostladen) zum Parkplatz. Die Locals haben hier eine gute Einnahmequelle für sich identifiziert. So ist das vernünftig, statt Verboten und Abzockerei versucht man einfach, mit den WoMo-Fahrern Geschäfte zu machen.
Abends machen wir dann einen Spaziergang auf den 123m hohen Klippen (womit diese zu den höchsten Europas gehören).
Zur Nase (Nez) gehen wir aber nur ein paar Schritte, denn hier liegt schon 45 Minuten vor Sonnenuntergang ein großer Teil im Schatten.
Wir entscheiden uns also für die andere Richtung, und liegen damit richtig, denn hier haben wir noch eine halbe Stunde lang wunderbare Ausblicke.
Wir bummeln am Zöllnerpfad entlang, kehren dann wieder um, und sehen uns, auf einem Fels sitzend, den Sonnenuntergang an.
Nur in die Gegenrichtung darf man nicht blicken, wo man die atomare Wiederaufbereitungsanlage La Hague erspäht. Diese Anlage bringt leider die ganze Gegend ein wenig in Verruf.
Auch wenn man über die Nez de Jobourg übers Meer blickt, ist das Atomkraftwerk von Flamanville kein wirklich schöner Anblick.
Am nächsten Morgen genießen wir noch einmal die Klippen, bevor wir dann aufbrechen.
Heute wollen wir aber nun wirklich zum Mont Saint-Michel fahren – schließlich trödeln wir ganz schön und sind noch längst nicht so weit, wie wir sein wollten. Das einzige Problem: Der Cotentin ist schön. Richtig, richtig schön. Und genau unser Fall. Hier ist nicht alles zugebaut, den Reichen vorbehalten, und so reglementiert, dass Camper möglichst unsichtbar weggesperrt werden.
Und so kommen wir halt auch nicht so richtig voran. Doch heute soll sich das ändern. Wir steigen also relativ früh ins Cockpit, und machen uns auf den Weg.
Siouville
Am Plage de Siouville entdecken wir einen Surferstrand, allerdings sind die Camper hier wieder aufs Hinterland auf den Stellplatz verbannt (10 Euro pro Tag), am großen Parkplatz für PKW sind Wohnmobile nicht gestattet, und somit ist kein Kurzaufenthalt vorgesehen. An der Ver- und Entsorgungsanlage können wir wegen der seltsamen Schlauchkupplungen, die man in Frankreich manchmal antrifft, kein Wasser tanken.
Flamanville
In Flamanville gäbe es theoretisch das Angebot, das Atomkraftwerk zu besichtigen. Wir folgen den Schildern “Espace decouverte”. Das gelingt auch bis vor die Tore des Kraftwerks, doch dann wird hier plötzlich ein Fahrverbot für Wohnmobile ausgeschildert. Man mag uns nicht – dann kehren wir eben wieder um.
Sciotot
In Sciotot gibt es einen kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz für 24 Stunden. Auch Sciotot ist ein toller Surferstrand, leider haben sowohl Surfschule, als auch Strandbar gerade geschlossen (wir sind einen Tag zu früh dran). Hier gefällt es uns von der Atmosphäre her richtig gut, aber wir müssen einen Arbeitstag einlegen, und in Sciotot gibt es keinen Netz-Empfang, weshalb wir gezwungener Maßen weiterfahren.
Surtainville
Fündig werden wir im kleinen Ort Surtainville. Zuerst versuchen wir’s am offiziellen Stellplatz. Doch dort gibt es Ver- und Entsorgung nur per Jeton. Die Jetons wiederum gibt es am Campingplatz nebenan, der wiederum erst um 17:30 öffnet. Einen halben Tag wollen wir nicht am Asphaltparkplatz warten, und so suchen wir weiter, und werden auf einem Parkplatz am Meer fündig.
Eigentlich ist die Idee, hier erstmal zu warten, bis der Campingplatz abends aufsperrt. Denn dieser war preislich ok und sah nicht so schlecht aus. Doch hier ist es so schön und ruhig, dass wir beschließen, erstmal hier zu bleiben. Wassersparen ist angesagt, denn wir konnten ja nun schon an zwei Stellplätzen nicht ver- und entsorgen.
Wir legen einen vollen Arbeitstag ein. Denn so ruhig und angenehm sind wir schon lange nicht gestanden. Auf vielen Parkplätzen ist das Arbeiten unterwegs schwierig, ständig wird irgendwo eine Tür zugeschlagen, oder irgendjemand palavert, sodass man kein Video nachvertonen kann. Doch hier herrscht Ruhe. Wir parken respektvoll ein wenig weiter hinten, sodass die Locals die Parkplätze näher am Strand nutzen können, und werden freundlich gegrüßt.
Warum wir keine Freistehplätze teilen erfährst du hier.
Wir atmen so richtig durch. Kein Touristen-Disneyland, kein sardiniges, dicht aneinander gereihtes stehen, sondern endlich mal wieder Freistehen par excellence. Tagsüber kommen und gehen ein paar Locals zum Schwimmen, Fischen oder ähnlichem. Nachts sind wir ganz alleine, und genießen das ruhige Arbeiten und das Strandleben.
Am nächsten Tag wird weitergearbeitet, und wir bleiben noch bis zum späten Nachmittag – es ist einfach so schön hier. Der Kilometerlange Sandstrand ist beinahe leer, und für uns reserviert.
Die Côte des Isles
Doch dann heißt es aufbrechen. Unser Wassertank ist leer, der Abwassertank voll.
Nun folgt ein kurzer Küstenabschnitt, der sich die „Inselküste“ („Côte des Isles“) nennt. Dieser liegt zwischen Baubigny und Denneville. Wir wollen uns wegen der späten Stunde auf dieser Reise eigentlich keine Zeit für die Côte des Isles mehr nehmen, haben entlang der Küste aber dennoch noch ein paar Stopps.
Barneville-Carteret
Wir fahren (etwas südlich von Baubigny) nach Barneville-Carteret, wo es nahe des Carrefour-Market einen perfekten Versorgungsstopp gibt: Ich vergnüge mich an der Ver- und Entsorgungsstation, während Olya schonmal zu Carrefour Einkaufen geht. Nach dem Entleeren des Grauwassers sowie des Füllen des Frischwassertanks (natürlich mit unseren ALB-Wasserfiltern) (das einzige lästige hier ist der Druckknopf, den man alle paar Sekunden drücken muss) fahre ich noch eine Station weiter um zu Tanken. Dann warte ich auf dem Supermarktparkplatz, und sobald Olya fertig ist, geht’s weiter.
Saint Siméon
Da Olya aber mit hungrigen Augen im Convenience-Regal geshoppt hat, brauchen wir erstmal einen Platz fürs Abendessen. Den finden wir nahe Saint Siméon, wieder hinter der Düne, wieder an einem tollen Strand, direkt neben dem Campingplatz „Les Dunes“. Wir hatten den Parkplatz zufällig auserkoren, doch schon wieder ist hier das Übernachten im Wohnmobil offiziell erlaubt.
Portbail
Doch wir können nicht schon wieder nur 30km am Tag fahren, deshalb starten wir nach dem Essen gleich wieder durch. In Portbail fahren wir am nächsten Wohnmobil-Stellplatz vorbei, auch der sieht ganz ok aus, allerdings auch sehr gut besucht.
Gouville-sur-Mer
Wir halten uns an die Küste, und besichtigen gerade zum Sonnenuntergang den Stellplatz in Gouville-sur-Mer. Dieser zählt für uns zu den schönsten Wohnmobil-Stellplätzen der Normandie. Hier steht man direkt am Meer, hat in nächster Umgebung Restaurants und Bars – sehr schön.
Aber bei Dunkelheit ankommen, keine Aussicht mehr haben und nur fürs Schlafen 10 Euro bezahlen, wo wir doch am nächsten Tag ohnehin weiter wollen und gerade die Ver- und Entsorgung erledigt haben? Naja. Irgendwie unnötig.
Am anderen Ende des Orts besichtigen wir die bunten Strandhäuschen, die hier mal wieder ein dankbares Fotomotiv abgeben.
Das Sonnenlicht verschwindet nun schön langsam, und wir müssen uns beeilen.
Wir fahren also noch ein Stück, und finden dann wieder einen Platz nach unserem Geschmack. Zwar ist die Zufahrt etwas holprig, aber machbar. Und dann stehen wir wieder komplett alleine auf unserem Platz.
Wir verbringen eine ruhige Nacht, ich drücke morgens den Wecker weg, und dann schlafen wir beinahe bis 11 Uhr, weil es einfach so schön ruhig ist. Hier ist außer uns niemand.
Die Côte des Havres
Etwas südlich von Gouville-sur-Mer, in Agon-Coutainville beginnt der Küstenabschnitt, den man Côte des Havres, also die Hafenküste nennt. Mit gutem Grund, denn zwischen Agon-Coutainville und Granville liegen gleich acht Naturhäfen. Dafür muss man sich aber Zeit nehmen, und die haben wir diesmal leider nicht. Wir merken uns die Côte des Havres für den nächsten Besuch des Cotentin vor!
Le Bois
Nach dem Frühstück geht es dann weiter. In Le Bois finden wir endlich mal eine Waschanlage, die hoch genug ist, um mit dem Camper darunter zu passen. Den ganzen Möwen-Dreck der letzten Wochen können wir nun mal ansatzweise abwaschen.
Granville
Granville lassen wir gezwungener Maßen links liegen – schade, denn der Ort, der ehemals Fischerdorf und Piratenunterschlupf gewesen sein soll, heute aber ein Seebad ist, soll sehenswert sein. Das sparen wir uns für den nächsten Besuch des Cotentin auf, denn irgendwann müssen wir wirklich ein wenig Strecke machen.
Denn nun sind 10 Tage Schlechtwetter prognostiziert, und der letzte Tag mit Sonne will genutzt werden. Olya möchte unbedingt zum Mont-Saint-Michel.
Fazit zum Cotentin im Wohnmobil
Der Cotentin war unsere Lieblings-Küsten-Region der Normandie. Vom Charakter her passt sie für uns gut zum Pays d’Auge, das uns im Landesinneren sehr gut gefallen hatte. Während die Blumenküste des Pays d’Auge einen völlig anderen Charakter hat, ist die Halbinsel Cotentin authentisch, wild, romantisch. Petite Irlande erinnert tatsächlich an Irland und macht nicht nur für Fotos viel her, sondern lädt zum Wandern und Genießen ein.
Die Atom-Wiederaufbereitungsanlage ist ein Wermutstropfen, auf YouTube wurden wir für die Vorstellung der Region auch gleich wild beschimpft. Aber weder wir, noch die Region können etwas dafür, dass diese Anlage dort steht. Bei einem Aufenthalt von ein paar Tagen kann ich mir kaum gesundheitliche Auswirkungen vorstellen, und die Region hat es nicht verdient, ignoriert zu werden.
Auch für Freisteher war die Halbinsel Cotentin noch ein kleines Paradies. Damit das so bleibt, bitten wir alle Mitcamper, sich an die ungeschriebenen, und hier doch aufgeschriebenen Camper-Regeln zu halten. Wir haben die Franzosen als sehr unkompliziert kennengelernt, aber das funktioniert – wie überall – wohl nur so lange, wie sich die Gäste richtig verhalten.
Weiter geht unsere Tour am Mont Saint-Michel, mehr zur Normandie mit dem Wohnmobil erfährst du hier, und unsere Erlebnisse auf der Halbinsel Cotentin gibt’s natürlich auch als Video:
Lizzy
Sehr schön, nicht nur gucken, sondern was handfestes zum Lesen, passend zu meiner nächsten Reiseplanung, denn der linke Teil von Cotentin fehlt uns grad noch. Angenehm geschrieben, mag ich deinen Stil, auch wenn wir die Stellplatz und ggfs. Cp Fraktion sind. Und nebenbei, deinen Artikel zu P4N finde ich zutreffend, lebend in einer Urlaubsregion und so manches mal mich wundern, ärgern, dann bei P4N nachschauen und „aha“.
Danke für die Tipps, weiteres schönes Reisen!