Auf unserer Europareise 2021 bleiben wir erstmal in der Normandie. Nach der Alabasterküste kommt nun das Pays d’Auge mit dem Wohnmobil an die Reihe. Auch die dazugehörige Blumenküste sehen wir uns kurz an.
Inhalt
Wir bleiben in der Normandie
Im vorherigen Artikel hatten wir über unsere Ankunft mit dem Wohnmobil in der Normandie und unsere Reise entlang der Alabasterküste geschrieben. An deren Ende waren wir in Le Havre am Wohnmobil-Stellplatz gelandet, und ich hatte mit dem Fahrrad die Stadt besichtigt. Anschließend war ich mit dem Fahrrad über die Pont de Normandie nach Honfleur aufgebrochen. Am nächsten Tag fahren wir die gleiche Strecke dann mit dem Wohnmobil, erreichen die Blumenküste und verbringen nun einige Tage im Landesinneren, dem Pays d’Auge.
Das Pays d’Auge
Das Pays d’Auge ist eine Landschaft, die wohl am ehesten dem entspricht, was man sich unter der clichéhaften Normandie vorstellt. Grüne, sanfte Hügel, Hecken, grasende Rinder, Apfelbäume. Und das liefert das Pays d’Auge dann auch. Uns hat es hier gerade mit dem Wohnmobil sehr gut gefallen, denn das Pays d’Auge ist nicht nur Wohnmobil-freundlich, sondern auch ein bisschen weniger überlaufen, ein bisschen weniger touristisch als die normannische Küste.
Dabei soll man aber nicht vergessen, dass auch das Pays d’Auge eine Küste hat – die Blumenküste (Côte Fleurie), dazu später mehr. Der Großteil des Pays d’Auge zieht sich dann von der Blumenküste zwischen den beiden Begrenzungsflüssen in den Süden, über zwei Départements hinweg.
Die Pont de Normandie
Überquert man von Le Havre in Richtung Honfleur die Pont de Normandie, so überquert man die Grenze des Départements Seine-Maritime ins Département Calvados. Bis 2014 hätte man sogar die Grenze der Regionen Haute-Normandie und Basse-Normandie überschritten, doch diese bilden nun gemeinsam die Region Normandie.
Die Pont de Normandie, oder auch Normandiebrücke, ist über 2km lang, über 200m hoch, und Schiffe bis zu einer Höhe von 52m passen unter ihr durch. Ein beeindruckendes Bauwerk!
Die Pont de Normandie ist die letzte Brücke über die Seine, und zwar direkt vor ihrer Mündung in den Ärmelkanal. Von der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf die Seine-Mündung – allerdings kann man mit dem Wohnmobil nicht stehenbleiben, das funktioniert also nur zu Fuß oder per Fahrrad.
Fußgänger und Radfahrer überqueren die Brücke kostenlos, allerdings ist das Unterfangen für Radfahrer nicht ganz ohne.
Für Autos herrscht Mautpflicht, Wohnmobile unter 3,5t zahlen 2021 etwa 7 Euro, über 3,5t verdoppelt sich der Betrag. Wer der normannischen Küste folgen möchte, kann der Brücke nur mit einem Umweg von etwa 100 Kilometern ausweichen. Dieser Umweg ist daher nur sinnvoll, wenn man ohnehin in Richtung Rouen oder Jumiège fahren möchte.
Nachdem wir die Brücke überquert haben, sind wir – genau genommen – nicht mehr an der Côte d’Albâtre, sondern an der Côte de Grâce, doch da dieser Küstenabschnitt nur 15 Kilometer lang ist, wird er meist ignoriert. Oft wird Honfleur auch einfach schon zur Côte Fleurie, der Blumenküste gezählt.
Honfleur
Wie berichtet war ich erstmal per Fahrrad von Le Havre über die Pont de Normandie nach Honfleur gefahren. Das war an sich schon ein Abenteuer.
Honfleur bildet das Tor zur Blumenküste. Diese sehen wir am nächsten Tag per Wohnmobil etwas genauer an, vorerst beschränkt sich mein Besuch auf den Ort Honfleur.
Der Wohnmobil-Stellplatz in Honfleur
In Honfleur komme ich bei der Anfahrt auf kleinen Straßen automatisch am riesigen Wohnmobil-Stellplatz vorbei. Der hat wohl Platz für hunderte Wohnmobile. Idyllisch ist das nicht, aber wenn man einen Platz in der ersten Reihe bekommt, steht man fast am Wasser.
Immerhin die Straße ist kaum befahren, es ist ruhig, und die Atmosphäre ist ok. Der Platz kostet €11 für 24 Stunden, ein Kurzbesuch von Honfleur ist nicht vorgesehen, es gibt keinen Tarif für kurze Aufenthalte.
Leider sind die einzelnen Stellplätze nicht gekennzeichnet, und so sieht man, was man auf solchen Stellplätzen immer sieht: Teils belegen Wohnmobile präpotent mit Markise, Stühlen und E-Bikes 2-3 Plätze, andere Wohnmobile müssen dann wieder dicht an dicht stehen, oder finden überhaupt keinen Platz. Ein Nachlesen bei den Camper-Regeln würde nicht schaden.
Findet man hier keinen Platz, so gibt eine gute Alternative: Etwa zwei Kilometer außerhalb gibt es einen zweiten Stellplatz. Dieser ist kostenlos, viel kleiner, und liegt im Grünen. Allerdings ist die Straße, die daran vorbeiführt, zumindest abends vielbefahren, deshalb ist es leider nicht gerade leise. Wasser gibt es hier nur gegen Jeton, und diesen müsste man in der Gemeinde vorher gegen 5 Euro holen. Kein sinnvolles Konzept für spontane Wohnmobil-Reisende, und auch ziemlich teuer, aber der Stellplatz selbst bietet sich als Alternative zum überlaufenen Platz direkt in Honfleur dennoch an. Bei meinem Besuch an einem Sonntag-Abend Mitte September waren um 19:30 noch 6 Plätze frei.
Tipp: Wenig vertrauenserweckende Versorgungsstationen verlieren mit den Befüll-Filtern von ALB ihren schrecken, mehr dazu erfährst du hier.
Das Zentrum von Honfleur
Honfleur kennt jeder, der Französisch in der Schule hatte. Entsprechend touristisch ist der Ort. Dennoch ist Honfleur natürlich wunderschön.
Der Hafen, die vielen Fachwerkhäuser, die kleinen, verwinkelten Gassen und die vielen Lokale laden zum Schlendern und Verweilen ein. Aber das wissen auch alle anderen Touristen, und deshalb geht’s hier auch Mitte September noch rund. Mir ist das etwas zu viel.
Mit dem Fahrrad kommt man teilweise kaum durch die Gassen. Ich fahre deshalb außerhalb herum, und stelle fest, dass sich die Touristenmassen aufs absolute Zentrum konzentrieren.
Nur hundert Meter außerhalb des Zentrums hat man seine Ruhe. Schön hergerichtet sind die Häuser auch hier, aber es gibt leider keine Restaurants und Bars mehr – nur mehr Ruhe.
Fotografisch scheint Honfleur durch die engen Gassen ein bisschen schwierig zu sein. Die Abendsonne der goldenen Stunde erreicht einen großen Teil der Stadt schon nicht mehr, da liegt schon alles im Schatten. Ob das morgens besser ist? Müsste man sich genauer ansehen.
Alleine habe ich jedenfalls keine große Lust, mich in eines der geschäftigen Lokale zu setzen, die Möglichkeit, mein Fahrrad abzuschließen fehlt mir auch, und so mache ich noch ein paar Bilder im Hafen, bevor ich wieder aufbreche.
Nach meinem Stadtrundgang geht es für mich erstmal zurück, per Fahrrad nach Le Havre, wo Olya am Wohnmobil-Stellplatz auf mich wartet. Am nächsten Tag geht’s dann per Wohnmobil weiter.
Die Blumenküste (Côte Fleurie)
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Wohnmobil über die Pont de Normandie (€6,80) und vorbei an Honfleur, das ich ja nun schon besichtigt hatte.
Deauville mit dem Wohnmobil
Bei Deauville stoßen wir wieder zur Küste, doch Parkmöglichkeiten finden wir keine guten vor. Wir sind nun an der Côte Fleurie, der Blumenküste, und dieser Küstenabschnitt ist – anders als das Landesinnere des Pays d’Auge – kein ideales Wohnmobil-Ziel (finden wir).
Deauville ist für sein Filmfestival bekannt, am Strand kann man hier wohl George Clooneys Strandkabine finden.
Am Marktplatz von Deauville parken wir kurz, getrauen uns aber nicht, stehenzubleiben, da uns PKW hier so einparken könnten, dass wir nicht mehr wegfahren könnten.
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Am Hafen sind Wohnmobile verboten, die Parkmöglichkeiten entlang der Straße sind für WoMos sehr schmal. Wahrscheinlich ließe sich mit Mühe etwas finden, aber uns ist es den Aufwand nicht wert. So besonders scheint Deauville im Zentrum nicht zu sein.
Wir fahren einfach weiter am Strand entlang, und hier zeigen sich dann die Domizile der Reichen und Schönen, denn in Deauville findet ja jährlich ein Filmfestival statt, wo sich auch Hollywood-Prominenz einfindet.
Hier ist das Parken noch schwieriger, Höhenbeschränkungen machen klar, dass wir hier nicht erwünscht sind, und so werden wir die Strandhäuschen von George Clooney & Co. wohl nicht sehen.
Benerville, Blonville, Villers-sur-Mer, Auberville
Entlang der Küste bessert sich er Eindruck nicht wesentlich. Imposante und schöne Appartmenthäuser und Luxusvillen wechseln sich ab, nur selten erspäht man kurz den Strand und das Meer dahinter. Hier ist alles verbaut, und Wohnmobile werden ins Hinterland gedrängt.
Irgendwann genügt uns das, und wir biegen einfach in Richtung Route du Cidre ab.
Die Route du Cidre
Wer sich die typische Normandie vorstellt, denkt vielleicht erst im zweiten Schritt an schöne Küsten, und davor doch eher an sanft geschwungene, grüne Hügel mit weidenden Kühen. Dieses Bild stammt aus der Landschaft, die man Pays d’Auge nennt, und die zwischen den Flüssen Touques und Orne liegt.
Hier finden sich bekannte Orte der Käseproduktion, wie
- Camembert,
- Livarot und
- Pont l’Eveque
aber auch die übrigen der 3 großen C der Normandie kommen hier nicht zu kurz. Überall stehen Apfelbäume, und die Cidre- und Calvados-Produktion findet in so gut wie jedem Ort statt.
Logisch, dass man im Zentrum des Pays d’Auge auch eine touristische Route für Feinschmecker und Intensiv-Verkoster geschaffen hat, die Cidre-Route (Route du Cidre). Hier kann man, wenn man das möchte, von einem Cidre-Produzenten zum nächsten Reisen und die Aromen der Normandie aufsaugen.
Cambremer
Wir landen als erstes in einem der Haupt-Orte der Route du Cidre, Cambremer.
Denn hier gibt es einen kostenlosen Stellplatz (Wasser wieder per unsäglichem Jeton-System, die Jetons kann man hier aber immerhin in vielen Geschäften kaufen. Leider hatten die im September nachmittags geschlossen)
Doch der Stellplatz an sich ist schön gelegen. Zwar ist er etwas schräg, doch dafür sehr ruhig.
Das Örtchen Cambremer ist sehr nett, und in der näheren Umgebung gibt es mehrere Cidre und Calvados-Produzenten.
Wir versuchen es bei der Domaine Pierre Huet, aber die Dame hinter der Bar kann mit Gästen leider nicht so gut umgehen. Sie antwortet zwar willig auf Fragen, bietet selbst aber rein gar nichts an.
Weder erklärt sie, was wir (erst auf unsere explizite Nachfrage) verkosten, noch erwähnt sie, dass es Führungen gäbe. Alles muss man ihr aus der Nase ziehen, und da die Führungen (anders als an der Touristen-Info angegeben) nur auf Französisch stattfinden, hat Olya keine Lust darauf. Daher lernen wir zwar den Aperitif Pommeau kennen, dann geht es aber auch schon weiter.
Auch die angrenzende Crêperie hat (wegen Personalmangels) geschlossen, und der sicherlich schöne Garten, den man hier auch besichtigen könnte, ist heute nicht das, was wir suchen.
Also machen wir stattdessen mehrere Spaziergänge durch den verschlafenen Ort Cambremer. Irgendwie hat hier alles am Montag Ruhetag. Aber wir hoffen auf den Morgen – frische Croissants vom Bäcker stehen am Programm. Und tatsächlich – diese sind wunderbar. Wir entsorgen am nächsten Tag noch schnell, und machen uns dann auf den Weg.
Beuvron-en-Auge
Beuvron-en-Auge soll eines der schönsten Orte Frankreichs sein. Und tatsächlich, schon beim ersten Durchfahren auf der Suche nach einem Parkplatz ist das Dorf eindeutig etwas besonders. Herausgeputzt und idyllisch präsentiert es sich.
Nur die Parkplätze für Wohnmobile erscheinen erstmal rar. Den offiziellen Wohnmobil-Stellplatz ignorieren zuerst, denn er soll kostenpflichtig sein, und den Tagestarif wollen wir für einen schnellen Rundgang morgens nicht bezahlen. Daher parken wir – wie andere Wohnmobile am Busparkplatz, denn alle anderen Parkplätze weisen Höhenschranken auf.
Doch wegen meines schlechten Gewissens erkunde ich die Gegend zu Fuß und: Überraschung. Am Wohnmobil-Stellplatz steht gar kein Hinweisschild bezüglich Gebührenpflicht. Dabei hatte ich schon in die Kamera geschimpft, wie sehr Wohnmobilisten hier diskriminiert würden. Vielleicht beschränkt sich die Diskriminierung ja auf die Hauptsaison, wer weiß? Oder vielleicht kommt abends ein Gemeinde-Mitarbeiter zum Abkassieren für die Nächtigungen.
Wir parken uns jedenfalls auf den Stellplatz und absolvieren problemlos unsere Besichtigung des Orts, ohne dafür bezahlen zu müssen. Auch weiter hinten im Gebüsch, wenn man der Straße entlang des Stellplatzes folgt, erspähen wir noch einige Wohnmobile.
Der Ort besteht eigentlich nur aus Souvenir-Shops, Cafés, Salon de Thés, Antiquitätenhändlern und einem einzigen (geöffneten) Restaurant.
Ein Disneyland also, nichts “echtes” in dem Sinn, dass das Dorf noch als Dorf funktioniert. Aber wo tut es dann schon heutzutage. Insofern lassen wir die schön herausgeputzten Fassaden, die Fachwerkhäuser und die Stick-Vorhänge auf uns wirken.
Am anderen Ende des Orts kehrt Olya bei einer Omi ein, die hier ganze drei verschiedene Produkte in einer nicht-gekühlten Kühlvitrine anpreist.
NON MONSIEUR! PAS MOI!
Omi hinterm Tresen
Ich frage, ob ich sie fotografieren darf. “Non Monsieur. Pas moi!” lautet die entschieden vorgetragene Antwort. Okay, dann gibt es für unsere LeserInnen halt nichts zu sehen.
Eine Hausnummer weiter ist der Verkäufer entschieden gesprächiger, und möchte uns am Besten die komplette Palette normannischer Genüsse verkaufen.
Wir würden sie ja auch kosten, aber seine Waren sind durchwegs hochpreisig. Und so beschränken wir uns auf eine Flasche Cidre doux (€7,80) sowie ein normannisches Dessert, eine Tergoule normande (dazu später mehr).
Unseren Cidre wollen wir mit dem morgens gekauften Baguette dann essen, doch der gesprächige Verkäufer hätte uns bei all seiner Gesprächigkeit warnen können, was passiert, wenn man die bei ihm gekaufte Flasche im Rucksack zurück zum Camper trägt!
Wir haben ja wirklich keine Turnübungen vollführt, oder die Flasche sonst irgendwie geschüttelt, aber der Korken zischt aus der Flasche und knallt an die Dachluke, dass ich mir eigentlich sicher bin, dass diese nun ein Loch haben müsse. Doch damit nicht genug, dem Korken folgend ergießt sich ein gutes Viertel der Flasche als Fontäne über unseren Tisch, über den Küchenblock und den Boden.
Was folgt ist also kein gemütliches Mittagessen, sondern erstmal eine zwanzigminütige Putzaktion. Die Behausung soll ja schließlich nicht tagelang nach Apfel riechen.
Dann lassen wir es uns aber schmecken – der Cidre schmeckt Olya gut, mir ist er schon zu süß. Nächstes Mal darf ich aussuchen, dann wird es wohl ein Cidre brut.
Käsefabrik in Livarot
Und so auf den normannischen Geschmack gebracht, beschließen wir, nun eine Käserei zu besuchen. Leider hätten wir das am Morgen besser planen können, denn nun fahren wir im Prinzip wieder in die Richtung zurück, aus der wir vor Beuvron-en-Auge gekommen waren.
Unser Ziel: Die Käserei Graindorge in Livarot, wo man die komplette Produktion von Käsen wie Pont l’Eveque, Livarot und Camembert begutachten kann.
Die Parkplatzsituation ist etwas angespannt. Also parke ich erst auf der Straße, doch gerade, als wir hineingehen wollen, brechen andere Besucher auf.
Die Dame, die ihren Parkplatz verlässt, ist vom zurückschiebenden Wohnmobil dermaßen erschrocken, dass sie den Retourgang einlegt, und sich wieder vor ihren Parkplatz stellt. Dort bewegt sie sich auch nicht mehr weg – Schockstarre. Ich muss, das Wohnmobil halb auf der Straße und halb am Parkplatz stehend, aussteigen, und ihr klarmachen, dass sie bitte an mir vorbeifahren möge, weil ich auf ihren Parkplatz Ambitionen hege. Sie versteht, und zittert an mir vorbei. So, nun stehen wir sicher, auf zur Besichtigung!
Anmerkung: Es handelt sich hier um den Busparkplatz (“Autocars”), und ein Zusatzschild erlaubt ausdrücklich auch Wohnmobilen das Parken am Busparkplatz. Von PKW steht da nix. Aber damit muss man wohl leben.
Der Besuch der Fabrik ist kostenlos, aber am Ende wartet natürlich ein Käse-Shop, und wer Käse mag, kommt aus diesem nicht „unbeschadet“ wieder heraus.
Unsere Empfehlung wäre, den Besuch der Fabrik frühmorgens zu erledigen. Denn entlang der Besichtigung kann man durch Glasfenster in die Produktion blicken und alle Produktionsschritte live mitbekommen. Aber halt nicht, wenn man erst am späten Nachmittag hier ist.
Bei unserem Besuch passierte da leider nicht mehr viel. Morgens sieht man noch alle Schritte in Aktion.
Die Tour besteht aus Videoclips und Wandtafeln in mehreren Räumen, und eben den besagten Schaufenstern in die Produktion. Man kann einfach selbst durchlaufen, oder sich eine Führung organisieren.
Am Ende soll laut Website noch eine Verkostung stehen – diese entfällt entweder Uhrzeits- oder Covid-bedingt. Macht nichts: Wir machen unsere eigene Verkostung! Am Ende der Tour steht natürlich der Shop, und da decken wir uns mit vier Rädern Käse ein.
Simkarte und Basilika in Lisieux
Nun wollen wir endlich eine französische Simkarte kaufen, um in Sachen Datenvolumen nicht immer so beschränkt zu sein. Eigentlich wollten wir dafür nach Caen fahren, doch bis dort hin müssten wir eine ganze Weile fahren, und nun haben wir Zweifel, ob sich das ob der späten Stunde noch alles so ausgehen wird, bevor die Läden schließen. Die Suche nach dem Parkplatz kann ja auch länger dauern, als man sich wünscht. Und so steuern wir stattdessen das nahe Lisieux an, ohne irgendwas darüber zu wissen. Auch Lisieux liegt noch im Pays d’Auge.
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Und tatsächlich: Beim Intermarché in Lisieux gibt es eine sogenannte “Borne Free.fr”, also einen Kiosk, wo man mit ein paar Touchscreen-Eingaben und einer Bankomat-Zahlung tatsächlich eine Simkarte aus dem Automaten bekommt. Für €20 erhalten wir 150Gb innerhalb eines Monats. Super! Kleiner Wermutstropfen: Die Simkarte kostet uns noch €10 Euro, wenn wir sie allerdings nur für ein Monat nutzen, wird das ganze 30 Euro gekostet haben. Das ist dennoch weit günstiger, als das, was mein Netzbetreiber für Auslands-Daten haben möchte.
Einzige Einschränkung: Der Automat besteht darauf, dass man ihm eine französische Adresse nennt. Ich habe irgendeine eingegeben, und entschuldige mich hiermit bei dem, der nun Werbeflyer von Free bekommt.
Und da wir nun schon in Lisieux sind, fahren wir auf den Hügel, wo uns die imposante Basilika begrüßt. Der dortige Parkplatz ist um 18h schon ziemlich verweist, was für uns perfekt ist: Denn bis 19.30 bleibt der Parkplatz geöffnet, das genügt uns locker.
Wir können uns einen Platz am Busparkplatz aussuchen, das Parken für Wohnmobile ist dort explizit erlaubt.
Und die Basilika wirft uns schon einigermaßen um. Wir haben ja schon einige, kirchliche Monumentalbauten gesehen, aber die Basilika von Lisieux steht da in Sachen Wuchtigkeit eine Stufe über den meisten anderen. Da soll noch einer sagen, das Pays d’Auge sei nur idyllisch und ländlich.
Das mag an ihrem Baujahr liegen, erst im 20. Jahrhundert wurde sie erbaut und 1951 eingeweiht. Da hatte man natürlich schon andere Mittel, Baustoffe und Methoden zur Verfügung, als im Mittelalter.
Wäsche Waschen unterwegs
Nach Lisieux schlagen wir den Weg nach Caen ein, doch wieder bleiben wir hängen. Erst, weil wir feststellen, dass wir nun zwar vier Räder Käse im Kühlschrank haben, aber kaum mehr Brot. Eine Bäckerei in Moult rettet uns, denn es ist schon 19:15, doch dort verkauft man Brot bis 19:45.
Und Minuten später parken wir schon wieder, denn nun haben wir endlich mal einen dieser Self-Service-Laundromats zur freien Verfügung. Diese stehen in Frankreich auf Supermarkt-Parkplätzen herum, sodass man Wäsche waschen kann, während man Einkäufe erledigt.
Eigentlich eine sinnvolle Sache, nur, dass die Dinger tagsüber immer belegt sind. Und wenn sie mal nicht belegt sind, dann herrscht so ein Rummel, dass es keine Chance gibt, mit dem Wohnmobil zu parken.
Aber nun, nach Geschäftsschluss des Baumarkts, vor dem die hiesige Leih-Waschmaschine steht, schlägt unsere Stunde.
Zuerst meinen wir, beide Waschmaschinen belegen zu wollen, aber wir ahnen noch nicht, wie riesig eine 18kg (!)-Trommel ist. Darin passt unsere komplette Wäsche der letzten 2.5 Wochen. Gut, ideal ist es nicht, alles gemeinsam zu waschen, aber im Camper muss man mit Kompromissen leben.
10 Euro kostet die große Trommel, eine Stunde dauert der Waschgang, Waschmittel wird automatisch beigegeben. Weichspüler wäre optional auch möglich. Sogar per SMS kann man sich informieren lassen, wenn die Wäsche fertig ist – allerdings nicht mit unserer ausländischen Nummer. Auch die Kartenzahlung streikt, wir müssen unser Bargeld hervorkramen. Die Zusendung eines Belegs per Email klappt aber.
Den Trockner beschäftigen wir anschließend für 6 Euro 45 Minuten lang auf mittlerer Hitze. Das reicht für die Funktionskleidung, die Baumwoll-Bettwäsche bleibt aber klamm. Also nochmal 15min auf größter Hitze für die Baumwolle, dann passt’s.
Käseverkostung im Wohnmobil
Die zwei Stunden Wartezeit nutzen wir für Emails und Bürokratie, bevor wir dann über unsere Käsesammlung herfallen. Der Camembert that es uns angetan – so einen vollmundigen, interessanten und einfach unglaublich guten Käse findet man zuhause kaum. Alleine dafür zahlt sich ein Besuch im Pays d’Auge aus.
Die heimischen Gummi/Styropor-Camemberts kann man wirklich nicht im selben Atemzug nennen. Und wenn man im Feinkostladen einen findet, dann sicher nicht um den günstigen Preis, um den wir zugeschlagen haben. Der Pont L’Évêque hat es ein wenig schwer, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Für sich genommen ein ausgezeichneter Käse, aber gegen die Mitbewerber wirkt er etwas langweilig.
Bei den zwei Arten Livarot, die wir mitgenommen haben, sind wir uns nicht ganz sicher. Der Käse selbst ist ausgezeichnet. Die Rinde riecht aber wirklich streng. Wie das, was bei der Kuh hinten herauskommt, und nicht beim Euter. Da muss man sich daran gewöhnen, und auch, wenn man bei Weichkäsen die Rinde mitessen kann, Genuss ist das für mich nicht unbedingt. Also wird sie weggeschnitten, was mich jetzt wohl zum Käsebanausen macht. Aber deshalb gewinnt für mich dann am Ende der Camembert, dort passt das Gesamtpaket.
Als Dessert gibt es die Tergoule normande, die wir in Beuvron-en-Auge gekauft hatten. Es handelt sich um eine Art Reispudding. Ganz gut, aber jetzt auch nicht so, dass wir’s täglich haben müssen.
Danach sind wir streichfähig, und fahren nur mehr ein kurzes Stück bis zum nächsten Übernachtungsplatz, diesmal freistehend, und verlassen damit das Pays d’Auge. Schön war’s! Weiter geht’s im nächsten Artikel an den Landungsstränden.
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Fazit zum Pays d’Auge mit dem Wohnmobil
Rückblickend war das Pays d’Auge einer unserer Lieblings-Regionen in der Normandie (gemeinsam mit dem Cotentin). Beim nächsten Mal würden wir wohl mehr Zeit hier verbringen, denn hier kann man sicher auch gut Fahrrad-Fahren und Wandern. Die Ruhe hier ist einfach sehr schön und lädt zum Verweilen ein, und mit dem Wohnmobil findet man genügend Stellplätze und fühlt sich willkommen.
Mehr zu Normandie im Wohnmobil erfährst du hier, und unsere Reise geht hier weiter.
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