Die albanisch-griechische Grenze hält eine Überraschung für uns bereit. Der Gedanke an den Grenzübertritt treibt mir auch jetzt, im Nachhinein, den Blutdruck ordentlich in der Höhe: Wollte uns der des englischen nicht mächtige Zöllner doch tatsächlich fast den niegelnagelneuen Kastenwagen zerlegen!
Die Griechisch-Albanische Grenze
Nachdem wir beim Versuch scheiterten, unsere letzten LEK loszuwerden, setzen wir unseren Weg zur griechischen Grenze fort. Griechenland hat einfach eine große Anziehung auf uns, und wenn wir nur mehr 10 Kilometer entfernt sind, können wir nicht widerstehen. Gleich darauf kommen wir auch beim Grenzposten an.
Dürfen wir vorstellen: Inspektor Spürnase
Zuerst wurden, wie üblich, unsere Pässe kontrolliert, alles war in Ordnung. Also rollten wir weiter, wo uns der nächste Beamte schon recht unfreundlich bedeutete, das Fahrzeug abzustellen, und die Türen zu öffnen. Aber gerne!
Der Zöllner warf einen Blick in unsere Heckgarage, wo gerade unser frisch montierter (und silikonierter) Radfazz-Radträger ausdünstete. Als der Zöllner dann (natürlich, wie üblich, mit seinen schmutzigen Stiefeln) durch unsere Schiebetüre eingestiegen war, fing er auch schon an, zu schnüffeln.
„Narcotics“ im Wohnmobil?
Er rieche etwas, meinte der Zöllner. „Narcotics?“ fragte er. Natürlich nicht, meinte ich. „Aber da riecht es“, war er sich sicher.
„Ja klar“, meinte ich, das rieche ich auch, „ist ein neues Auto, das riecht halt“. Verstand er leider nicht, uns fehlte die gemeinsame Sprache. Ich zeigte ihm den Zulassungsschein: Tag der Erstzulassung: 8.8.2018, das war gerade drei Wochen her. Verstand er nicht, oder wollte er nicht verstehen. „Da riecht es“, deutete er. Aber gut, wir sollten weiterfahren.
Na immerhin, auf geht’s!
Links ranfahren, alles aufmachen!
„NEEEIN. Stopp!“. Nicht weiterfahren, stattdessen vorne links parken!
Er hatte sich’s anders überlegt. Etwas instabil und entscheidungsschwach, der Kollege.
Und wieder schaute uns Inspektor Spürnase in die Kästchen (allerdings nur in drei ausgewählte, die ihm verdächtig erschienen), stieg mit seinen schmutzigen Zöllnerschuhen auf unserem neuen Boden herum, und wackelte an der LED-Deckenbeleuchtung. Insbesondere die Dachluke hatte es ihm angetan, da vermutete er definitiv ein Versteck. Wozu soll dieser ganze Plastikkram denn sonst gut sein?
Inzwischen assistierten zwei Kollegen, die wohl mit etwas mehr Vernunft Inspektor Spürnase auf Tees und Gewürze in unseren Küchenkästchen hinwiesen. Ob es denn nicht das sein könne? „Nein!“, er rieche etwas. Müssen Drogen sein. „Sind aber keine. Ist ein neuer Kastenwagen. Kleber, Silikon, und so weiter“.
Kein Verständnis.
Englisch sprechen? Aber doch nicht an einer Grenze!
„Do you speak English?“ fragte ich jeden Zöllner, der auftauchte. Jeder verneinte das unfreundlich. Ja klar, ist ja auch logisch, dass das keine Anforderung ist, für jemanden, der an einer Grenze arbeitet, und zum Großteil mit Ausländern zu tun hat. Da muss man doch nicht drei Worte Englisch können. Seit dreißig Minuten waren wir nun hier, und bis auf „smell“ war noch kein Englisches Wort gefallen.
Verkleidungen ab, Schraubenzieher raus!
Dass die Kollegen vom Zoll dann anfingen, Verkleidungen im Ducato unsanft abzumachen, hinter die ich selbst noch nie gesehen hatte, missfiel mir schon ziemlich. Aber als Inspektor Spürnase dann tatsächlich den Schraubenzieher in der Hand hatte, war ich kurz vor dem Herzinfarkt.
Schraubt er nun die Dachluke auf, damit sie hinterher undicht ist, und wir den Urlaub in einer griechischen Camper-Werkstatt verbringen? Möchte er alle Verkleidungen abschrauben, wo es Knaus selbst gerademal geschafft hat, die halbwegs zeitgerecht in tagelanger Arbeit anzuschrauben?
Was tut man in dem Fall? Die Botschaft einschalten? Ein gar nicht begangenes Vergehen zugeben, und sagen „jaja, ich habe illegale Substanzen transportiert, aber sie sind nicht mehr im Bus“, damit der Typ wenigstens den Schraubenzieher wieder weglegt?
Ich weiß es nicht.
GO AWAY!
Jedenfalls war ihm die Temperatur dann wohl doch zu hoch, um einen Kastenwagen komplett zu zerlegen, denn plötzlich deutete er fuchsteufelswild „Ok. GO! GO AWAY!“. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Idiot, ungehobelter.
Unsere Meinung zu dieser Grenzkontrolle
Wie schwierig ist es denn, sich einen Drogenhund anzuschaffen, der unseren Bus mit hunderprozentiger Sicherheit gelangweilt angeschaut hätte, mit dem fragenden Blick „Herrchen, was willst du von mir? So funktioniert das Spiel nicht, du musst schon was verstecken!“. Nein, stattdessen versucht sich ein ungebildeter Spaßvogel, der Silikongeruch nicht von Drogen unterscheiden kann, als Spürhund.
Die Umgangsformen waren absolut indiskutabel. Unfreundlich ohne Ende, keine Kommunikation, nur völlig unbegründete Anschuldigungen mit Händen und Füßen.
Wäre es zuviel verlangt, ein Mindestmaß an Englisch mitzubringen, um simpelste Sachverhalte kommunizieren zu können?
Und: Wenn man etwas finden wollte, müsste man vielleicht mal mit einer richtigen Suche beginnen. Wenn man nichtmal in die Nasszelle blickt, drei Viertel aller Kästchen ignoriert und sich mit einem einzigen Blick in die Heckgarage zufriedengibt, dann ist man wohl noch weit davon entfernt, mit Schraubenzieher in der Hand die Zerlegung des Kastenwagens androhen zu müssen!
Tipps für neue Kastenwagen
Als Tipp für Besitzer neuer Kastenwagen, die Albanien bereisen wollen: Sprüht Febreeze, oder stellt wenigstens sicher, dass ihr nicht ein paar Tage vor Abreise noch einen Radträger mit Silikon in der Heckgarage befestigt. Oder fahrt dann, wenn Inspektor Spürnase nicht gerade Dienst hat!
Fazit
So ein Erlebnis kann einem den Besuch eines Landes schonmal vermiesen. Zwar ist es im Nachhinein lustig zu erzählen, aber in dieser Situation fühlt man sich ziemlich hilflos und ausgeliefert, zumal man mit den Zöllnern nichtmal vernünftig kommunizieren kann.
Wir versuchen aber, dies nicht als letzten Eindruck von Albanien zu behalten. Sonst waren in Albanien alle sehr freundlich zu uns. Auch, wenn uns das Land noch nicht direkt ans Herz gewachsen ist, wir erkennen doch gewisse Parallelen zum geliebten Griechenland, und insbesondere für die Bergwelt Albaniens werden wir eine eigene Reise einplanen.
Der griechische Zöllner war dann Entspannung pur, und nur wenig später hatte uns die EU wieder.
Lisa Caravancı
Diese Grenze hat es wohl in sich. War es die an der Küste oder die inländische? Und es war der albanische Grenzbeamte, ja? Und wie warm war es?
Mir ist nämlich etwas ganz ähnliches passiert (hier nachzulesen: http://caravanci.com/2017/08/01/01-08-2017-wenn-der-grenzuebertritt-vier-stunden-dauert-und-dir-dabei-das-trinkwasser-ausgeht-wundervolles-albanien/)
Ihr könnt euch wirklich glücklich schätzen, dass er euer Wohnmobil nicht auseinandergenommen hat. Zumindest „mein“ Grenzbeamter hatte nämlich zwei linke Hände! Da wird einem ganz anders…
Ich wünsche euch, dass eure weiteren Grenzübertritte problemlos ablaufen!
WoMo Guide
Oh du meine Güte, da hatten wir ja wirklich Glück. Ich weiß nicht, wie ich da reagiert hätte.
Wie ist denn eure Geschichte ausgegangen (mit dem Schadensprotokoll und so?). Wurde da etwas ersetzt?
Bei uns war es der albanische Beamte, ebenfalls bei der Ausreise an der küstennahen Grenze (in Richtung Sagiada). Es war irgendwo über 30°C warm, genau weiß ich es nicht.
Aber schön, dass dein Blog wieder zurück ist! :)