Auf unseren Österreich-Touren 2020 mit dem Wohnmobil können wir eines der touristischen Highlights des Landes natürlich nicht auslassen: Die Hochgebirgs-Stauseen Kaprun.
Inhalt
Unsere Anreise nach Kaprun mit dem Camper
Nachdem wir uns mehrere Tage wegen schwerer Unwetter in die Stadt Salzburg geflüchtet hatten, fahren wir nun nach Kaprun weiter.
Teilweise müssen wir auf die Räumung von Straßen nach Murenabgängen warten. Das Wetter im Gebirge ist nie zu unterschätzen, und hat offensichtlich so richtig gewütet!
Für die Räumung der Straße ist offensichtlich eine ordentliche Portion Mut erforderlich, den Baggerfahrer beneiden wir nicht.
Unser Ziel ist ein Besuch der Hochgebirgsstauseen Kaprun. Dafür erklimmt man, an Zell am See und Kaprun vorbei, die Kesselfallstraße um zum Parkplatz Kesselfall zu gelangen.
Parkplatz Kesselfall
Bereits vor der Kassa Kesselfall gibt es ein großes Parkhaus. Dieses ist für sich genommen schon sehenswert, und wir besichtigen es am Vorabend unseres Stausee-Besuchs. Denn wo sonst findet man ein Riesen-Parkhaus, das im alpinen Gelände direkt in den Berg gebaut wurde? Mitten durchs Parkhaus rauscht ein reißender Bach.
Alle Fahrzeuge unter 2 Metern höhe parken in diesem Parkhaus. Vom Dach des Parkhauses ist man im Prinzip bereits auf Höhe der Kasse, und muss nur mehr wenige Meter zu Fuß zurücklegen.
Fahrzeuge höher als zwei Meter, somit auch Wohnmobile, dürfen aber weiterfahren, und direkt neben der Kassa parken. Wir kommen bereits um 7:00 am Parkplatz an, und da ist noch kein Personal vor Ort. Also parken wir (gemeinsam mit einem tschechischen PKW) erstmal am Bus-Parkplatz.
Erst kurz vor Abfahrt unseres Busses entdecken wir unseren Fehler. Denn alle Spätankömmlinge mit Wohnmobil werden nun durch eine abgeschrankte Einfahrt geschickt.
Schon auf den Bus wartend frage ich nach, und erfahre, dass ich besser auch umparken solle. Gut, fünf Minuten habe ich noch, das geht sich aus. Wer es also gleich richtig machen möchte: Nach dem großen Gebäude bei Ankunft Kesselfall geht es rechts zum Schranken, dahinter befindet sich der Parkplatz für Wohnmobile.
Vom Kesselfall zu den Stauseen
Vom Kesselfall hat man im Prinzip nur zwei Optionen, um zun den Stauseen zu gelangen:
- Mit dem Bus (und, in gewöhnlichen Jahren, mit dem Schrägaufzug) oder
- Zu Fuß als Wanderung.
Die Wanderung ist nicht leicht und wir entscheiden uns für die bequeme Variante per Bus.
Mit dem Bus zu den Stauseen von Kaprun
Normalerweise fährt man zuerst Bus, dann einen Teil mit dem Lärchwand-Schrägaufzug, um dann noch eine weitere Busfahrt anzuhängen.
Doch 2020 ist der Schrägaufzug in Wartung, und so legt man die gesamte Strecke mit demselben Bus zurück. Das bedeutet vielleicht etwas weniger Erlebnisfaktor, ist aber wohl bequemer als das zweimalige Umsteigen. Der offensichtliche Nachteil: Man bekommt, ohne Wanderung, nur die obere Staumauer aus nächster Nähe zu Gesicht.
Um schöne Fotos machen zu können, wollen wir so früh wie möglich nach oben. Der erste Bus fährt um 08:10, was zwar eigentlich schon etwas spät ist, doch mangels Alternativen erscheint uns das dennoch vorerst als die beste Lösung (erst später entdecken wir unseren Fehler – doch dazu gleich mehr).
Bereits während der Busfahrt kann man sich mit Informationen versorgen, wenn man den kostenlosen Multimedia-Guide nutzt.
Die Kosten der Fahrt zu den Stauseen
- Eine Berg- und Talfahrt schlägt sich mit 24 Euro pro Person zu Buche. (Stand: Juli 2020)
- Auch eine einfache Fahrt kann man kaufen, falls man eine Strecke erwandern möchte.
Die aktuelle Preisliste findet sich hier.
Die Fahrt an sich ist schon spektakulär. Wenn man das plötzlich die riesigen Staumauern vor dem Bus aufragen sieht, macht das schon richtig Eindruck. Leider hat man aus dem flink dahindüsenden Bus und durch die Fenster nicht viel Gelegenheit, schöne Fotos zu machen. Unser Tipp daher: Zurücklehnen, und die Fahrt genießen.
In Absprache mit dem Busfahrer kann man auch auf Zwischenetappen aussteigen, so beispielsweise bei der Fürthermoaralm, um einen Teil des Weges zu Fuß zurückzulegen.
Bergsteigerbus – auch für Fotografen interessant
Erst später bei der Recherche für diesen Artikel entdecken wir, dass es auch einen Bergsteigerbus gegeben hätte. Dieser fährt bereits um 06:10 ab, und erfordert eine telefonische Voranmeldung. Auch 06:10 ist im Juli zwar zu spät für den Sonnenaufgang, aber für Fotografen sicherlich eine interessante Option.
Die beste Uhrzeit für einen Besuch der Hochgebirgsstauseen Kaprun
Wir können den ersten Bus um 08:10 empfehlen. Sogar zur absoluten Hochsaison verteilt sich eine Busladung Besucher sehr gut im Gelände. Wenn man sich nach dem Aussteigen beeilt, kann man die Staumauer so sogar menschenleer erleben.
Für Fotografen bietet sich der Bergsteigerbus um 06:30 an, dieser fährt von Freitag bis Sonntag (Voranmeldung unter tourismus@verbund.com oder telefonisch unter +43 (0) 50 313 23201)
Das Kraftwerk Kaprun
Die beiden Stauseen Mooserboden und Wasserfallboden bilden zusammen ein Kraftwerk. Genutzt wird überwiegend das Schmelzwasser der Pasterze (dem Gletscher am höchsten Berg Österreichs, dem Großglockner.)
Erstaunlich ist, dass dieses Schmelzwasser die Speicherseen nicht automatisch füllt, sondern einen Teil des Weges gepumpt werden muss. Das liegt daran, dass zum Erbauungs-Zeitpunkt des Kraftwerks die Gletscher noch viel Größer waren, und das Ende der Pasterze zu tief lag. Heute könnte man das Schmelzwasser somit wohl auch durch die Schwerkraft in die Stauseen befördern. Interessante Hintergrund-Informationen wie diese erfährt man bei der Staumauer-Führung (siehe unten).
Das Kraftwerk dient nicht nur der Stromerzeugung um Bedarfsspitzen ausgleichen zu können. Es ist außerdem ein riesiger Akku: Bei Überschuss im Stromnetz wird der überflüssige Strom genutzt, um Wasser zurück nach oben in die Stauseen zu pumpen. So wird die elektrische Energie in potentielle Energie umgewandelt. Hat man in jungen Jahren in der Schule ja schon gelernt, aber es live und so anschaulich zu erleben, ist noch einmal etwas anderes.
Die Staumauern der Hochgebirgs-Stauseen Kaprun
Eigentlich beginnt die Reise des Wassers in Kärnten, denn dort wird im Stausee Margaritze das Schmelzwasser der Pasterze gesammelt, bevor es dann über 11 Kilometer zum Mooserboden geleitet wird. Von Kaprun aus ist der Margaritze-Stausee nicht Teil der Besichtigung. Diesen bekommst du nur von der Großglockner-Hochalpenstraße aus zu Gesicht.
Dort beginnt dann auch unsere Besichtigung, denn der Bus kommt direkt am Rande der Moosersperre an.
Der Stausee Mooserboden
Um aus dieser ehemaligen Alm Mooserboden einen Stausee zu machen, waren zwei Staumauern notwendig. Die
- Moosersperre und die
- Drossensperre
Interessant daran ist, dass es sich nicht um zwei gleiche Mauern handelt. Als Gewichtsstaumauer einerseits (Moosersperre, Stabilität durch das schiere Eigengewicht der Mauer) und Gewölbestaumauer andererseits (Drossensperre, Stabilität durch Gewölbe) sind die beiden Mauern völlig unterschiedlich konstruiert. Mehr erfährt man bei einer Staumauern-Führung (dazu später mehr). Beide Mauern sind über 100 Meter hoch, und der Blick nach unten ist beeindruckend.
An der Moosersperre findet sich auch der Großteil der touristischen Attraktionen. Staumauer-Führungen, Gastronomie, Klettersteige und mehr sind von hier aus leicht erreichbar.
Auch die Drossensperre kann begangen werden, und führt zum Beispiel zum Wasserzulauf des Mooserbodens.
Stausee Wasserfallboden mit der Limbergsperre
Unter dem Mooserboden liegt der Wasserfallboden. Dieser zweite Stausee wird durch die Limbergsperre aufgestaut. Auch diese Bogengewichtsmauer ist wieder über 100m hoch.
Will man die Limbergsperre aus der Nähe besichtigen, muss man 2020 dorthin wandern, denn mangels Nutzung des Schrägaufzugs gibt es bis zum Mooserboden keine Unterbrechung der Busfahrt.
Die Staumauerführung
Wir entscheiden uns für eine Staumauerführung. Mit €6 pro Person ist diese nicht allzu teuer, und eindeutig empfehlenswert. Etwa jede Stunde startet sie beim Aussichtspunkt vor den Restaurants (wo die Busse ankommen). Die Führung beginnt auf der Mauer und man erfährt allerlei wissenswertes über Historie und Bau der Staumauern. Dabei lernt man zum Beispiel die verschiedenen Staumauer-Typen kennen.
Danach geht es in die Staumauer, was auch ein einmaliges Erlebnis ist. Mit dem Gedanken an den hohen Abgrund einerseits, und an den unglaublichen Wasserdrucks auf der anderen Seite sollte man dabei aber leben können.
Mauer-Qualität sowie die Methoden zur Kontrolle der Mauerbewegungen (Messpunkte, Lot, …) werden ebenfalls demonstriert. Man lernt dabei sehr viel, ist am Ende aber auch froh, wieder nach draußen ins Sonnenlicht zu gelangen.
Erlebniswelt Strom
Wer nach der Staumauerführung noch mehr über die Stromerzeugung erfahren möchte, hat in der „Erlebniswelt Strom“ die Gelegenheit dazu. Der Eingang befindet sich zwischen Drossensperre und Moosersperre, unterhalb der Höhenburg.
Wem auch das nicht genug ist, der muss sich bis ins Tal gedulden, denn im Ort Kaprun gibt es noch einmal ein VERBUND-Informationszentrum, mit Filmbeiträgen und mehr.
Monument „Heidnische Kirche“
Der Bau einer Staumauer war keine sichere Arbeit, und viele (Zwangs-)Arbeiter ließen hier ihr Leben. Daran erinnert die „heidnische Kirche“ an der Moosersperre mit der Inschrift „Aus Arbeit und Opfer ein Werk“.
Wandern und Klettern bei den Stauseen Kaprun
Das Gebiet um die Stauseen Kaprun eignet sich hervorragend für Wanderungen. Kein Wunder, waren die heutigen Seen doch ursprünglich Almen, bevor sie geflutet wurden.
Klettersteig MOBO 107 an der Staumauer
Ein besonderes Erlebnis für Kletterer bietet der Klettersteig direkt an der Staumauer, der wohl der höchstgelegene Klettersteig überhaupt ist. Schon beim Zusehen wurde uns etwas mulmig zumute. Doch wer sich mit Sicherung am Klettersteig auskennt (das ist bei uns leider nicht der Fall) erlebt hier sicherlich eine tolle Zeit. Sogar für Rastplätze mitten in der Staumauer ist gesorgt.
Wanderung zur Höhenburg
Wir machen eine kurze Wanderung zur Höhenburg auf 2108m. Die Höhenburg liegt unweit der Staumauern und die kurze Wanderung ist schnell erledigt. (Wir hatten vergessen, auf die Uhr zu sehen, und schätzen 20 Minuten). Hier hat man noch einmal tolle Ausblicke in jede Richtung. Länger dauert es, wenn man die Höhenburg per Klettersteig erklimmt.
Gastronomie und Relaxen an den Stauseen
Man muss aber weder Wandern, noch Klettern um die Zeit hier bei den Stauseen zu genießen. Wir haben (nach Tagen schlechten Wetters) Glück, strahlender Sonnenschein begleitet uns den ganzen Tag. Und so ist es auch sehr angenehm, einfach nur auf einem Bänklein zu sitzen und die tolle Berg-Kulisse zu genießen. Gastronomie ist vorhanden und so ist auch für Speis und Trank gesorgt.
Stauseen Kaprun mit Kindern
Wer im Wohnmobil mit Kindern reist, fragt sich wahrscheinlich, ob die Hochgebirgsstauseen Kaprun ein lohnendes Ziel auch für Kinder sind. Doch auch für Kinder gibt es hier ein vielfältiges Angebot, zum Beispiel:
- Einen 2020 neu eröffneten Wasserspielplatz
- Den Kinderlehrpfad „Strom Trail“ um den Speicher Moserboden
- Die „Erlebniswelt Strom“ ist auch für Kinder interessant
Sonstige Aktivitäten an den Stauseen Kaprun
Wir konnten bei unserem Besuch nicht alles gebotene testen, doch hier findet sich für jeden Geschmack die richtige Aktivität.
Kräuterpfad der hohen Tauern
Am Kräuterpfad kann man von der Fürthermoaralm zum Moserboden wandern, und lernt dabei allerlei Wissenswertes über Kräuter.
Therme Kaprun
Bei Schlechtwetter steht mit dem Tauern SPA Kaprun eine Möglichkeit zur Verfügung, die durchfrorenen Knochen wieder aufzuwärmen.
Sigmund-Thun Klamm
Ganz in der Nähe der Talstation der Maiskogelbahn liegt der Einstieg zur Sigmund-Thun-Klamm. Etwa 300 Meter lang und 30 Meter tief hat sich hier die Kapruner Ache in den Fels geschnitten.
Burg Kaprun
Wem nach all den Outdoor-Aktivitäten der Sinn nach Sightseeing und dem Eintauchen in die Geschichte der Region steht, der sieht sich am Besten die Burg Kaprun an.
Fahrt über die Großglockner Hochalpenstraße
Wenn man schon in der Region ist, sollte man sich eine Fahrt über die Großglockner Hochalpenstraße natürlich nicht entgehen lassen.
Sommerrodelbahn Maisi-Flitzer in Kaprun
Die Sommerrodelbahn „Maisi-Flitzer“ sorgt für Action und ist ganzjährig in Betrieb.
Besuch des Kitzsteinhorns
Mit der Gondel gelangt man bequem auf 3029, etwas unterhalb des Gipfles des Kitzsteinhorns. Die Aussichtsplattform nennt sich nicht ohne Grund „Top of Salzburg“. Ein Tunnel durch den Berg eröffnet grandiose Ausblicke über die Schneelandschaft des Großglockners – auch im Sommer.
Übernachten mit dem Wohnmobil in Kaprun
Übernachten mit dem Wohnmobil ist in der Region Kaprun/Zell-am-See nicht ganz einfach, denn beinahe jeden Parkplatz ziert ein entsprechendes Verbotsschild. Man hat hier wohl mit den von uns immer wieder kritisierten Chaos-Campern Erfahrungen gemacht, die dann alle in ein schlechtes Licht rücken.
Camping in Kaprun
Doch es gibt in Kaprun den netten, preiswerten Campingplatz zur Mühle, den wir für eine Nacht auch nutzen. Von hier aus kann man per Fahrrad oder zu Fuß am Fluß „Kapruner Ache“ entlang ins Ortszentrum von Kaprun spazieren. Zudem liegt der Campingplatz direkt an der Straße, die zum Kesselfall-Parkplatz führt. Das sorgt für eine relativ kurze Anfahrt vom Campingplatz zur Besichtigung der Stauseen.
Camping in Zell am See
In Richtung Zell am See gäbe es dann noch das Sport-Camp Woferlgut, sowie das Panoramacamp Zell am See. Wohnmobil-Stellplätze sind allesamt etwas weiter entfernt.
Fazit
Wir haben unseren Tag bei den Hochgebirgsstauseen Kaprun sehr genossen. Lediglich die Übernachtungs-Situation für Wohnmobile ist in der Umgebung nicht ganz einfach, doch ein Besuch zahlt sich definitiv trotzdem aus. Die Stauseen sind einfach beeindruckend, ein tolles Fotomotiv, und auch Wanderer, Kletterer und Alm-Genießer kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Die Region Zell am See/Kaprun bietet dabei eine solche Vielfalt an Aktivitäten, dass es sich hier auch für längere Zeit ohne Langeweile verweilen lässt.
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