Im Günser Gebirge campen und mountainbiken: Lange mussten wir ausharren, doch am 1. Mai wurden die Ausgangsbeschränkungen in Österreich aufgehoben. Endlich durfte man wieder mit dem Camper unterwegs sein. Wir nutzten dies für einen Ausflug ins Burgenland. Am Dach Windsurfboards, in der Heckgarage die Mountainbikes – irgendwas würde schon funktionieren!
Inhalt
Nach Corona endlich wieder mit dem Wohnmobil unterwegs
Anfang Mai ist es soweit: In Österreich werden die Corona-Ausgangsbeschränkungen aufgehoben, und unter Einhaltung der gebotenen Vorsicht darf man sich wieder nach draußen wagen. Wir warten noch ein paar Tage ab, und starten dann zu unserem ersten, sehr spontanen Roadtrip mit dem Kastenwagen. Bis fünfzehn Minuten vor Start wissen wir noch nicht, wohin es eigentlich gehen soll.
Schließlich beschließen wir, diese eigenartige Zeit zu nutzen, um das kennenzulernen, was man sonst nie kennenlernt: Die Region, die eigentlich vor der Haustür liegt.
Im Burgenland sind wir als Windsurfer zwar oft am Neusiedlersee, doch die südlichen Regionen des Burgenlands kennen wir kaum. Diesmal sehen wir uns das Günser Gebirge an, das zwar nicht hoch ist, doch trotzdem reizvoll. Wir bewandern den Geschriebenstein, und erklimmen den Hirschenstein mit den Mountainbikes.
Warum nun doch wieder reisen?
Um den Kritikern zuvor zu kommen, hier gleich eine Stellungnahme zum Reisen mit Corona. Im März schrieben wir am Blog, dass man erstmal aufs Reisen mit dem Wohnmobil verzichten sollte. Die Hauptgründe dafür waren:
- Unklarheit, was die neuartige Bedrohung anging. Dementsprechend erschien Vorsicht besser als Risiko
- Rücksichtnahme gegenüber anderen, die eventuell in die Corona-Risikogruppe fielen
- Vorbildwirkung, denn wenn man sich selbst als Ausnahme sieht, tun das alle anderen auch
- Landesspezifische Verbote und Gebote
Die Hauptgefahr war damals, dass ein großer Anstieg an Infektionen das Gesundheitssystem überlasten würde. Das galt es zu verhindern. Da die Ausgangsbeschränkungen Wirkung zeigten und die Zahl der Infektionen bis Mai rasch zurückging, konnten auch die Maßnahmen teilweise wieder aufgehoben werden.
Während damals die Gefahr bestand, durch unvorhergesehene Zwischenfälle (wie Unfälle unterwegs, einen verstauchten Knöchel beim Wandern oder ähnliches) medizinische Ressourcen zu belegen, die vielleicht für Corona-Patienten gebraucht würden, so besteht diese Gefahr nun erstmal nicht mehr. Ob das so bleibt, bleibt abzuwarten. Doch derzeit kann man wieder guten Gewissens Aktivitäten nachgehen – sofern man sich an alle gebotenen Handlungsempfehlungen hält.
Gewiss ist, dass Camping, so wie wir es betreiben, bei weitem weniger Ansteckungsgefahr birgt, als ein einfacher Besuch im Supermarkt.
Doch zurück zum Thema: Wir wägten also alle Kriterien ab, und entschieden, dass man es nun wieder rechtfertigen konnte, unterwegs zu sein.
Warum das Burgenland?
Es ist ja so, dass das Ferne immer so spannend wirkt. Wer nimmt sich denn wirklich Zeit, um die Sehenwürdigkeiten und Landschaften der näheren Umgebung, im Umkreis von vielleicht hundert oder hundertfünfzig Kilometern zu erkunden? Klar, da gibt es ein paar Ziele, die man kennt. Jene, die Teil der Schulausflüge in der Kindheit sind. Die Wahrzeichen des Landes, die historischen Bauten. Aber sonst? Es reicht ja, eine Bundesland-Grenze zu überschreiten, und schon ist man ahnungslos. Denn die dortigen Highlights waren eben nicht Teil des schulischen Bildungs-Programms.
Vor diesem Ausflug hätte ich den höchsten Berg Burgenlands nicht nennen können. Ich hätte nichtmal gewusst, dass es dort Berge gibt. Eigentlich peinlich, oder? 100km von zuhause weg, aber eine ganz andere Welt.
Und da man dank Corona jetzt erstmal nicht an die langen Strecken, nach Sizilien oder Griechenland denken kann, nützen wir die Zeit für die Erkundung des eigenen Landes.
Anfahrt ins Burgenland
Wir fahren von Graz in Richtung Rechnitz. Das dauert etwas über eine Stunde, man ist quasi noch immer zuhause. Doch sobald wir die Autobahn verlassen, sind wir im Entdeckermodus, denn hier waren wir noch nie. Alles wirkt neu und fremd. Es ist fast so, als würde man albanische Bergdörfer erkunden. Und mal ehrlich: Ein wenig anders sprechen diese Burgenländer ja auch ;)
Von Rechnitz fahren wir auf die Passhöhe des Geschriebensteins. Bei einer ehemaligen Diskothek gibt es einen Parkplatz, der eifrig von Asfinag-Straßenarbeitern zum Zwischenparken von Straßenarbeits-Maschinen genutzt wird, und somit öffentlich zu sein scheint. Wir parken am Waldrand und sehen uns mal die Umgebung an.
Es gibt eine Bushaltestelle auf der Passhöhe. Zweimal täglich scheint hier ein Bus durchzukommen. Frühmorgens und am Nachmittag.
Das Günser Gebirge mit dem Wohnmobil erkunden
Als erstes Ziel haben wir das Günser Gebirge auserkoren. Sagt dir nichts? Kein Wunder, es ist keine 1000 Meter hoch. Für Österreichische Verhältnisse nicht viel. Doch vor Überheblichkeit bergerprobter Österreicher kann man hier nur warnen, denn die Hügel des Günser Gebirges haben es durchaus in sich.
Der Geschriebenstein ist der Höchste Berg des Burgenlands. Jedenfalls, wenn man damit klarkommt, dass man diesen mit Ungarn teilt. 884 Meter ist der Berg hoch, wobei der höchste Teil auf der ungarischen Seite liegt.
Uns macht das nichts aus, und so brechen wir gleich nach unserer Ankunft zu einer kurzen Wanderung auf.
Diese verläuft auf einem sanft ansteigenden Waldweg, und ist nach etwa dreißig Minuten auch schon wieder zu Ende. Dann erreicht man nämlich den Aussichtsturm am Geschriebenstein, der dann auch kurz vor der Ungarischen Grenze liegt. Weiterzuwandern ist in Corona-Zeiten somit keine Option.
Wir machen also ein paar Aufnahmen vom Aussichtsturm aus, und genießen das grandiose Panorama. Der geringen Höhe zum Trotz ist dieses nämlich insbesondere in östlicher Richtung nicht zu verachten, denn unter dem Geschriebenstein beginnt direkt die pannonische Tiefebene. Das lässt den Geschriebenstein um einiges höher wirken, als er tatsächlich ist.
Auch der Blick nach Westen ist jedoch durchaus reizvoll. Die Abendsonne beleuchtet die Hügel und Berge Niederösterreichs sehr schön.
Übrigens: Besteht man darauf, den höchsten Berg, der komplett im Burgenland liegt, kennenzulernen, so wandert man einfach in die entgegengesetzte Richtung los, und erklimmt den Großen Hirschenstein. Doch dazu später mehr.
Gemütlicher Abend im Camper
Wir genießen es wirklich, endlich wieder unterwegs zu sein. Sobald die Sonne verschwindet, kühlt es extrem ab, und wir werfen die Gasheizung im Wohnmobil an. Nun wird es so richtig kuschelig. Wir haben es vermisst, ganze sechs Monate waren wir nun nicht unterwegs, und Corona verzögerte unseren Saisonbeginn um etwa zwei Monate.
Die Asfinag-Bauarbeiter haben bereits Feierabend, sonstige Ausflügler sind weitergefahren. Wir sind völlig alleine. Andere würden sich nun zu fürchten beginnen, wir fühlen uns richtig wohl.
Wir kochen Spaghetti, trinken Tee, und verbringen anschließend eine sehr ruhige Nacht. Trotz etwas Schräglage schlafen wir sehr gut.
Morgens im Günser Gebirge
Ich kann um fünf Uhr früh nicht mehr schlafen. Eigentlich wollte ich ja den Sonnenaufgang fotografieren, was ich zwar ob der späten Stunde am Abend wieder abgeblasen hatte. Doch nun wecken mich die Vögel mit ihrem Gezwitscher, oder vielleicht auch das schlechte Gewissen, und ich stehe um 5:45. Das ist gut, denn um 7:30 tauchen schon wieder die Asfinag-Arbeiter auf und ich hätte keine Ruhe mehr gehabt. So habe ich aber den kompletten Platz für mich und kann ungestört Aufnahmen machen.
Mountainbike-Runde zum Hirschenstein
Nach dem Frühstück biken wir schon um etwa neun Uhr in Richtung Westen los. Wir erklimmen mit den Mountainbikes den Großen Hirschenstein. ( mit 862 Metern der höchste, zur gänze im Burgenland befindliche Berg)
Die Strecke überrascht uns. Wir hatten im mountainbike-feindlichen Österreich eine langweilige Forstautobahn erwartet (ja, ich blicke vorwurfsvoll in eure Richtung, liebe Salzburger). Doch hier gibt es immer wieder sehr schöne Trail-Elemente. Lediglich gewartet sind sie (wohl Corona-bedingt) nicht immer, und wir bleiben mit den breiten MTB-Lenkern teilweise im Gestrüpp stecken.
Am großen Hirschenstein steht eine imposante ORF-Sendeanlage, wo wir kurz eine Pause beim Gipfelkreuz einlegen.
Sogar die Fahrverbote nehmen Radfahrer explizit aus. Hier hat jemand mitgedacht.
Den kleinen Hirschenstein (832) muss ich schließlich alleine erklimmen, denn Olya findet eine Bank, die so bequem ist, dass sie hier bleiben möchte.
Ab dem kleinen Hirschenstein bewegt man sich entlang eines Grats, der wunderschöne Ausblicke sowohl nach Norden als auch nach Süden gewährt.
Ich setze meine Tour noch eine Weile fort, ehe ich zu Olya umkehre.
Leider handelt es sich hier nicht um eine Rundtour (jedenfalls nicht, wenn man hier am Berg bleiben möchte). Wir fahren also am gleichen Weg zurück, duschen heiß und essen Knäckebrot mit Käse, denn wir haben sonst nichts mehr im Kühlschrank beziehungsweise den Staufächern.
Lockenhaus
Im Süden des Geschriebensteins liegt Rechnitz, und folgt man der Passstraße über das Gebirge landet man nördlich davon in Lockenhaus. Am Weg nach Lockenhaus düsen wir unvermutet an der Margarethenwarte vorbei, die wir eigentlich gerne gesehen hätten. Der Parkplatz davor sah recht wohnmobiltauglich aus.
Hier stocken wir erstmal unsere Lebensmittelvorräte auf (und können endlich wieder Maske tragen, man benötigt diese im Wald ja nicht ;)
Weiter geht es auf unserer ersten After-Corona-Reise dann in die bucklige Welt, doch dazu mehr im nächsten Artikel.
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