Als letzte Etappe der Alabasterküste landen wir mit dem Wohnmobil in Le Havre. Was es hier zu sehen gibt, erkunden wir per Fahrrad.
Inhalt
Wir landen in Le Havre
Wir setzen unseren Normandie-Roadtrip fort, nehmen das letzte Stück der Alabasterküste mit dem Wohnmobil in Angriff und landen in Le Havre. Dort verbringen wir geraume Zeit bei der Parkplatzsuche.
Die nördliche Seite der Stadt wirkt ein bisschen wie San Francisco, es geht ständig auf und ab, ein Hügel nach dem anderen. Die Straßen sind teils eng, und entsprechend spärlich sind die Parkmöglichkeiten.
Bei den Hängenden Gärten (Jardins Suspendus) gäbe es einen guten Parkplatz, leider parken PKW genau gegenüber den beiden Ein-/Ausfahrten, sodass der Winkel für Wohnmobile ab 6m beinahe unmöglich zu bewältigen ist. Andere Parkplätze wirken nicht sicher.
Nachdem ich in meiner Zeit in Frankreich genügend abgebrannte Autos gesehen habe, habe ich einen Blick für “Cité”-Vibes, und da möchte ich das WoMo nicht stehenlassen.
Wohnmobil-Stellplatz Le Havre
Schließlich fahren wir auf den offiziellen Stellplatz der Stadt. Wir hatten gehofft, etwas näher parken zu können, doch daraus wird nichts. Der offizielle Stellplatz liegt etwa 5km außerhalb des Zentrums, oben am Hügel entlang des Hafens.
Für Spaziergänge in die Stadt ist das etwas weit außerhalb. Mit dem Fahrrad ist die Distanz grundsätzlich kein Problem, allerdings muss man für die Rückkehr am Ende die 100 Höhenmeter wieder hochkurbeln.
Der Stellplatz bietet 14 Plätze, laut Hinweisschild kostenpflichtig. Ich frage den Nachbarn, der wiederum weiß von weiteren Nachbarn, die sich schon bei der Mairie erkundigt hätten: Nein, es gibt noch keinen Automaten, der Platz ist kostenfrei, das soll aber nicht so bleiben. Wer also Le Havre besichtigen will: Besser früher als später.
Der Stellplatz bietet das volle Ver- und Entsorgungsprogramm, auch das kostenfrei. Einziger Wermutstropfen: Drei der Stellplätze scheinen dauerbelegt zu sein, ein paar Franzosen wohnen hier. Dazu habe ich gespaltene Gefühle. Sicher, wer im Wohnmobil lebt, muss damit auch irgendwo stehen. Aber Stellplätze sind nicht dafür gemacht, dass sie für Monate (und kostenfrei) in Beschlag genommen werden, und tatsächlich Reisenden dann der Platz verwehrt wird. Wir bekommen aber noch den letzten, freien Platz.
Alternative: Wie ich später am Rad herausfinde, gibt es im Hafen doch einige Parkmöglichkeiten, und man ist da teils näher an der Innenstadt, als der Stellplatz. Wie es dort um die Sicherheit bestellt ist, weiß ich nicht. Sonntags waren die Hafenanlagen großteils ruhig und verweist, unter der Woche kann das anders aussehen.
Alternative #2: Der Parkplatz vor “Les Halles” (Markthalle) scheint am Sonntag kostenfrei zu sein, man darf aber erst ab 15:00 dort parken. Platz war dort bei meinem Besuch genügend.
Radwege in Le Havre
Olya hat an diesem Tag keine Lust auf Sightseeing. Vom Stellplatz aus rolle ich also alleine mit dem Fahrrad in die Stadt hinunter. Anders als die Stimmen im Internet behaupten, muss man das nicht mitten auf der Hauptstraße erledigen, denn nach etwa 100 Metern gibt es einen Radstreifen in die Stadt.
Der dürfte ziemlich neu sein, die Autofahrer sind ihn offensichtlich nicht gewohnt, einer davon versucht gleich mal, mich „abzuschießen“. Er überholt mich, um dann direkt vor mir, und ohne zu blinken, rechts abzubiegen. Nur dank Vollbremsung geht das gut.
Ein Radwege-Netz ist durchaus vorhanden, allerdings ist es – wie in vielen Städten – Stückwerk, und man muss immer wieder auch auf der Straße fahren.
Le Havre – Innenstadt
Die im 2. Weltkrieg zu 3/4 zerstörte Stadt erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Zwar gibt es hier kaum mehr alte Gebäude, doch die Atmosphäre in der Stadt hat dennoch etwas. Insider werde ich an diesem Tag nicht, aber ich versuche, die wichtigsten Punkte abzuklappern.
Der Hafen ist das prägende Element der Stadt, schon vom Stellplatz aus sieht man die gewaltigen Ausmaße des zweitgrößten Hafens Frankreichs. (Nur Marseille ist größer). Le Havre dient auch als wichtiger Hafen für Paris, denn hier docken die Hochseeschiffe mit großem Tiefgang an, die die Seine nicht bewältigen können.
Der große Platz vor dem Hôtel de Ville ist schön, die Gässchen ringsum mit ihren Cafés und Restaurants auch. Es ist Sonntag, vieles ist geschlossen. Dafür gibt es auch wenig Verkehr und das Radfahren ist angenehm. Ich stärke mich mit einem Croissant, dann geht’s auch schon wieder weiter.
Mit der Kathedrale Notre Dame du Havre finde ich schließlich doch noch ein historisches Bauwerk. Es ist eines von ganz wenigen, und vor allem ist es umzingelt von gewöhnlichen, modernen Häusern, die wohl Büros und Wohnungen beherbergen. Das ist ein schräges Setting für eine Kathedrale, aber so ist Le Havre!
Auch das naturhistorische Museum, unweit der Kathedrale, fällt hier durch seinen Baustil auf.
Ich rolle weiter und lande im riesigen Hafen. Hier liegen Fähren, die ihre Passagiere nach England transportieren.
Ein wenig schwieriger ist es nun, zu den Docks Vauban zu finden. Hier wurden alte Hallen in ein modernes Einkaufszentrum umfunktioniert, doch die Zufahrt per Fahrrad ist wenig schwierig.
Ich verirre mich in den Industriestraßen des Hafens, sehe die Docks schon aus der Ferne, aber dann biegt die Straße wieder in die falsche Richtung in eine Unterführung ab. Irgendwann gelingt die Wegfindung dann aber, und ich sehe mir die Hallen aus der Nähe an.
Die Stadt braucht ein wenig, um mich anzusprechen, doch am Ende gefällt sie mir ziemlich gut. Die Radtour vom Stellplatz in die Stadt und zurück macht am Ende etwa 20km aus.
Weitere Aktivitäten in Le Havre findest du hier und hier.
Damit habe ich aber nicht genug, und beschließe, ins nahe Honfleur mit dem Fahrrad weiterzufahren. Dazu aber mehr in einem separaten Artikel.
Fazit zu Le Havre
Le Havre ist nicht das richtige Ziel, wenn man historische Bauten und eine idyllische, französische Stadt sucht. Zu viele moderne Gebäude und nur ganz wenig, historische Bauten sorgen für einen sehr modernen, etwas sterilen Eindruck.
Interessanter Weise hat mich das Flair der Stadt aber durchaus angesprochen. Der Aufenthalt und die Radtour empfand ich als relaxt und angenehm. Ein Nachmittag war allerdings sicher nicht genug, um die Stadt richtig kennenzulernen. Gerade bei Städten, die sich nicht sofort erschließen, zahlt es sich oft aus, sich mehr Zeit zu nehmen, um die Perlen zwischen all den Neubauten zu entdecken. Wir sind durchaus geneigt, wiederzukommen.
Der Wohnmobil-Stellplatz liegt zwar nicht supergünstig, aber wer kein Problem damit hat, per Fahrrad bergauf zu strampeln, oder ein eBike besitzt, kann das Stadtzentrum problemlos erreichen. Man sollte dabei aber etwas Vorsicht walten lassen, die Bewohner von Le Havre sind Radfahrer (noch) nicht gewohnt.
Auch ein Ausflug nach Honfleur ist von hier aus per Fahrrad möglich, allerdings erfordert der Weg über die Pont de Normandie starke Nerven.
Für uns geht die Tour durch die Normandie nun in Richtung Blumenküste und Pays d’Auge weiter, die Alabasterküste lassen wir hinter uns.
Die Erlebnisse aus Le Havre gibt’s auch per Video zu verfolgen:
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