Der Neusiedler See ist nicht nur der beste Surfspot Österreichs, und deshalb unter Kitesurfern, Windsurfern und Seglern beliebt. Er ist außerdem ein Paradies für Vogelbeobachter, und Radfahrer kommen außerdem auf ihre Kosten. Allerdings ist Camping am Neusiedler See ein Problem, denn die notwendige Infrastruktur bleibt seit Jahren aus.
Inhalt
Einleitung
Der „Neusi“, oder die „Gatschlacke“, wie der Neusiedler See aufgrund der bräunlichen Wasserfärbung von uns Windsurfern liebevoll genannt wird, ist von unserer Heimatstadt Graz doch ein gutes Stück entfernt. Nicht ohne Grund wird er auch als „Meer der Wiener“ bezeichnet, die ihn schon in einer guten halben Stunde erreichen können. Und dennoch sind auch wir immer wieder dort, denn hier erwartet uns nicht nur Österreichs bester Surfspot, sondern auch ein sehr relaxtes Flair und eine einfach coole Gegend.
Doch unsere Erlebnisse am See sind nicht nur positiv. Die Gegend kann mit Fug und Recht auch als „überlaufen“ bezeichnet werden. Insbesondere mit dem Wohnmobil ist es am Neusiedler See schwierig, einen schönen Aufenthalt ohne Strafzettel zu erleben. Die dafür notwendige Infrastruktur gibt es einfach nicht. Doch alles der Reihe nach.
Geschichte und Geographie des Neusiedler Sees
Der Neusiedler See ist ein Steppensee am Rande der pannonischen Tiefebene. Er liegt an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn, beide Länder haben Anteile am See (wobei der größere Teil auf Österreichischer Seite liegt).
Nachdem die Mongolen die Siedlungen rund um den See in Schutt und Asche gelegt hatten, wurden die zerstörte Stadt „Samstagmarkt“ neu besiedelt – Neusiedl eben. Die Stadt gibt es auch heute noch, und sie verleiht dem See ihren deutschen Namen. Im ungarischen heißt der See übrigens „Fertö“ – „Sumpf“.
In der Geschichte wurde der See abwechselt als See, Sumpf und Wüste bezeichnet. Durch seine geringe Tiefe dürfte er immer wieder ausgetrocknet sein.
Charakteristik des Neusiedler Sees
Die Alpen schirmen einen großen Teil des Niederschlags zum Neusiedler See hin ab, und so verzeichnet man hier 300 Sonnentage im Jahr.
Nicht ohne Grund ist der See bei Windsurfern, Kitern und Seglern beliebt: Insbesondere im Frühjahr und Herbst bläst der Nordwestwind hier häufig.
Der Neusiedler See weist einen leichten Salzgehalt auf. Durch die geringe Tiefe des Sees trüben Sediment-Teilchen das Wasser, und färben es braun ein. (In der Abendsonne kann der See allerdings auch wunderschön silbrig glitzern)
Das tut der Wasserqualität aber keinen Abbruch, denn diese wird überwacht.
Der breite Schilfgürtel rund um den See bewirkt, dass viele Orte sich weit im Hinterland befinden. Der Zugang zum See wird dann nur durch eine Stichstraße (meist zu einem Strandbad und Hafen) hergestellt.
[youtube]https://youtu.be/XhvNiSGwMs8[/youtube]
Orte am Neusiedler See
Die meisten Orte am Neusiedler See liegen vom Wasser ein gutes Stück entfernt, denn sie werden durch einen breiten Schilfgürtel von ihm getrennt. Viele Orte weisen jedoch einen Hafen und ein Strandbad auf, zu welchem man über eine Stichstraße gelangt.
Am Westufer liegen:
- Rust
- Mörbisch (bekannt für seine Festspielbühne am See)
- Oggau
- Purbach
Im Norden findet man:
- Neusiedl (die namensgebende Stadt, Bezirkshauptstadt, Einkaufs und Schulstadt der Region)
- Weiden (Das Strandbad ist relativ klein und gemütlich, Windsurfen ist möglich)
- Winden
- Breitenbrunn (Kitesurf-Destination)
Am Ostufer befinden sich:
- Podersdorf (Wind- und Kitesurf-Mekka und einzige Stadt direkt am Neusiedler See)
- Illmitz
- Apetlon
Der Süden des Neusiedler Sees liegt in Ungarn und besteht praktisch komplett aus einem Schilfgürtel. Einzig in Fertőrákos gibt es Zugang zum See, doch nach einem Großbrand im Jahr 2017 läuft hier ein großes Bauprojekt, um einen Yachthafen zu errichten.
Mit dem Wohnmobil am Neusiedler See
Interessanter Weise ist gerade ein Aufenthalt mit dem Wohnmobil am Neusiedler See etwas schwierig. Der einzige, wirklich taugliche Campingplatz findet sich in Podersdorf. Zwar gibt es beispielsweise in Breitenbrunn und weiteren Städten auch Campingplätze, doch diese sind durch Dauercamper bevölkert und bietet kaum Platz für Tagesgäste (und nicht die Atmosphäre, die jedenfalls wir uns beim Camping vorstellen).
Campingplatz Podersdorf
Bedingt durchs Windsurfen waren wir über die Jahre viele Male am Campingplatz in Podersdorf. Fans des Platzes sind wir dabei nicht gerade geworden. Hier kassiert man nämlich ganz schön ab – und nicht immer ist klar, wofür.
Voll und überfüllt
Als einzige Campingplatz-Option mit direktem Seezugang ist der Campingplatz in Podersdorf oft völlig überfüllt. So stellen wir uns Camping nicht vor, das hat eher etwas von Ballermann.
Minimale Parzell-Größen
Zum Sardinen-Feeling tragen auch die minimalen Parzellen-Größen bei. Wohnmobile werden hier wie Sardinen gestapelt. Auf vielen, einfachen Wohnmobil-Stellplätzen anderswo hat man mehr Platz. Das geht so weit, dass man als Windsurfer oft nicht weiß, wo man in Pausen sein Material ablegen soll, denn auf der eigenen Parzelle ist oft kein Platz für ein aufgeriggtes Segel.
Kreative Gebührenstruktur
Das hindert den Platz aber nicht daran, für jedes Surfboard Eintritt zu kassieren! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Für jedes Board zahlt man extra, obwohl man die Boards ja ohnehin nur am eigenen Fahrzeug oder auf der (viel zu kleinen) Parzelle lagern darf.
Diverse, kreative Gebühren, mit denen man die Tagesgebühr auffettet, fallen da schon fast nicht mehr ins Gewicht. Dieser Trick wird zugegebener Maßen auch von anderen Campingplätzen erfolgreich angewendet. (Müllentsorgungsgebühr etc.)
Freundlichkeit – Fehlanzeige
Zu guter Letzt kann man die Besucher nicht schätzen, jedenfalls ist die teilweise mangelnde Freundlichkeit nicht anders zu erklären. Ein Platzwart, der Gäste per Trillerpfeife zur Ordnung ruft, weil sie ihr Segel 15 Zentimeter (!) in den Schwimmbereich ragen lassen (den bei 12°C Außentemperatur und Regen im April ohnehin niemand nutzt), passt eher zum Militär als auf einen Campingplatz.
Zusammenfassend bekommt der Platz in Podersdorf nicht gerade unsere Empfehlung, wir meiden ihn seit Jahren nach einer Vielzahl von Besuchen. Dennoch ist er eine der wenigen Campingplatz-Optionen am See für Nicht-Dauercamper, und die einzige solche Option für Windsurfer.
Das Strandbad in Podersdorf für Wohnmobile
Man könnte nun auf die Idee kommen, stattdessen am großen Parkplatz des Strandbads mit dem Wohnmobil zu nächtigen. Davor sollte man sich allerdings das kreative Schild am Ortseingang von Podersdorf genauer ansehen. Dieses Schild wurde im Laufe der Jahre präzisiert und verbietet nun das Schlafen in Fahrzeugen im gesamten Ortsgebiet.
Das ganze wird auch exekutiert. Vor Jahren kostete uns das €120. €60 wurden pro Nacht berechnet. Man wird dabei auch nicht weggeschickt oder vorgewarnt, sondern erhält die Rechnung per Post im Nachhinein. Dass die Marktgemeinde Podersdorf 75%-Eigner des Campingplatzes ist, könnte eventuell mit der Geldmacherei etwas zu tun haben. Die Rechnung geht allerdings (zumindest in unserem Fall) nicht auf. Anstatt uns auf einen schlechten Campingplatz zwingen zu lassen, fuhren wir in den vergangenen Jahren lieber nach Kroatien. Das ist für uns (aus Graz kommend) nur unwesentlich weiter entfernt
Ja, in Podersdorf fühlt man sich als Camper leider nicht so richtig willkommen.
[youtube]https://youtu.be/UQhmaOM0vLU[/youtube]
Offizielle Wohnmobil-Stellplätze in Podersdorf
In Podersdorf gibt es mittlerweile zwei offizielle Stellplätze bei Heurigen/Weingütern. Diese fuhren wir in der Vergangenheit auch gerne an, doch mittlerweile scheint das spontan nicht mehrmöglich zu sein.
Bei mehreren Versuchen, spontan einen Platz zu bekommen, waren beide „ausreserviert“. Und das unter der Woche Anfang Juni, also noch nicht einmal zur absoluten Hochsaison.
Für uns ist das ein seltsames und nicht camping-kompatibles Wort. Ein Wohnmobil-Stellplatz, der Tage im Voraus reserviert werden kann, verdient den Namen nicht. Wohnmobil-Stellplätze sind für spontane Aufenthalte und Reisende gedacht, nicht für mobile Cluburlauber. Aber das ist natürlich nur unsere, persönliche Meinung.
Und so fällt auch diese, legale Option für einen Besuch des Sees mit dem Wohnmobil praktisch weg. Das ist sehr schade, denn hinter einem Heurigen, am Rande der Weinreben zu stehen, ist ein besonders entspanntes Erlebnis.
Sonstige, offizielle Wohnmobil-Stellplätze
In Illmitz gibt es ebenfalls einen Wohnmobil-Stellplatz. Eine Besichtigung war uns nicht möglich, da man hier hinter mehreren Meter hohen Toren steht. Um hineinzugelangen muss man sich telefonisch anmelden, und mit etwa €20 Euro ist der Preis für einen Stellplatz auch recht gesalzen. Hohe Tore vor einem Stellplatz nimmt diesem die Stellplätzen eigentlich eigene Flexibilität, und da der Preis auch kein Sonderangebot ist, verzichtet wir darauf.
An der St. Martins Therme gibt es ebenfalls einen Wohnmobil-Stellplatz, den man sich mit €20 pro Tag allerdings Campingplatz-ähnlich bezahlen lässt. Zudem ist der Stellplatz nur für Thermengäste nutzbar, was seinen Praxisnutzen v.a. im Sommer aus unserer Sicht stark einschränkt.
Alternativen fürs Übernachten am Neusiedler See?
Direkt am See bleiben wenige Alternativen. Am Besten ist es aus unserer Sicht, den See nur für Sport und Badespaß tagsüber aufzusuchen, und dann ins Hinterland zu fahren. Freundlich gefragt darf man bei vielen Heurigen übernachten. Nach einigen Tagen entsteht dann jedoch ein Entsorgungsproblem. Dafür wird leider keine Infrastruktur geboten, man beschränkt sich aufs Verteilen von Strafzetteln.
Aktivitäten am Neusiedler See
Der Neusiedler See ist hauptsächlich für folgende Aktivitäten bekannt:
- Vogelbeobachtung
- Wassersport (Windsurfen, Kitesurfen, Segeln)
- Radfahren
- Und natürlich, dank der zahlreichen Seebäder, als Bade-Destination.
Badeurlaub am Neusiedler See
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Neusiedler See für Badegäste, zumindest zu Beginn. Aufgewirbelte Sedimente des flachen Sees lassen diesen nämlich braun erscheinen. Auch der Untergrund ist oft schlammig (wobei in den Strandbädern vielerorts geschottert wurde). Erst in der Abendsonne schimmert der See dann silbrig und dann ist auch das Wasser sehr schön anzusehen.
Die meisten Orte rund um den Neusiedler See weisen ein Strandbad auf, für welches grundsätzlich eine Eintrittsgebühr zu entrichten ist. Wer in einer Pension oder am Campingplatz übernachtet, erhält allerdings die Neusiedler-See-Card und damit kostenlosen Eintritt in die Strandbäder. (Zusatzgebühren, wie zum Beispiel für Surfboards, müssen dennoch bezahlt werden)
Zum Baden insbesondere empfehlenswert finden wir
- Weiden (Achtung, Einstieg nur über Stufen wegen Kai-Mauer)
- Illmitz (Achtung, Einstieg nur über Stufen wegen Kai-Mauer)
- Podersdorf
- Neusiedl
Vogelbeobachtung am Neusiedler See
Als wir noch per PKW reisten und in Pensionen untergebracht waren, gab es im (meist kleinen) Frühstücksraum immer wieder ein doch etwas misstrauisches Beäugen: Wir in Bordshorts auf der einen Seite, Vogelbeobachter in Safari-Jacken und mit Tele-Linsen an der Kamera auf der anderen Seite.
Denn der Neusiedler See bietet für Ornithologen dank des Naturschutzgebiets im Schilfgürtel einiges. Wir sind diesbezüglich völlig unbewandert und können nur wiedergeben, dass es hier wohl eine große Artenvielfalt im Schilfgürtel gibt.
Im Illmitzer Ortsteil „Hölle“ steht auch ein großer Aussichtsturm. Kleinere Aussichtsplattformen findet man vielerorts.
Radfahren am Neusiedler See
Auch Radfahren kann man hier hervorragend, doch das gilt für die gesamte Region und nicht nur für den See im Speziellen. Allerdings sollte man sich eine Radtour an windigen Tagen nochmal überlegen. Insbesondere, wenn du eine Umrundung des Sees planst, kann der Wind zu einem bösen Erwachen führen: Der Rückenwind am einen Ufer mag angenehm sein, doch am Rückweg musst du gegen genau diesen Wind ständig ankämpfen.
Rennräder und Tourenräder empfehlen sich hier, auch mit einem Gravel-Bike macht man nichts falsch. Mit Mountainbikes wirkt man immer etwas deplatziert, denn Berge sucht man hier vergebens. Wir haben ja oft unsere MTBs (als vielseitige Räder) in der WoMo-Heckgarage, am Neusiedler See mache ich mir dann aber damit doch etwas sorgen, mit den Eisdielen-Stylern verwechselt zu werden ;)
Radfähren am Neusiedler See
Rundtouren lassen sich dank der Radfähren am Neusiedler-See hervorragend Planen. Diese helfen nicht nur, die Strecke bei Bedarf zu verkürzen (zum Beispiel von Rust nach Podersdorf), sondern erlauben auch, bei der Radtour in Österreich zu bleiben (Illmitz-Mörbisch).
Es empfiehlt sich, vor der Tour die Fahrpläne genau zu studieren. Ich musste bereits mehrfach eine weitere Strecke als geplant fahren, weil eine Radfähre doch nicht fuhr (Wochende/Feiertag, …).
Windsurfen am Neusiedler See
Der Neusiedler See ist der Windsurf Spot in Österreich. Da die Windsurf-Community überschaubar groß ist, trifft man hier regelmäßig alte Bekannte sowie die Stars der Windsurf-Szene. Denn hier trainieren nicht nur österreichische Profis, sondern einmal jährlich macht auch der Freestyle-Weltcup Station.
Thermik gibt es hier leider keine, man ist auf Wetterumschwünge angewiesen. Allerdings ist der Spot trotzdem gut mit Wind versorgt.
Windsurf-Hotspot am Neusiedler See ist Podersdorf. Hier können alle Windrichtungen gesurft werden, und der Spot ist am Besten ausgebaut. Surfschulen, Verleih, Gastronomie bieten dem geneigten Surfer hier alle möglichen Annehmlichkeiten.
Ebenfalls möglich ist Windsurfen in
- Illmitz,
- Weiden,
- und Neusiedl.
Breitenbrunn ist fest in Kiterhand und wird von Windsurfern gemieden. Einen Spot-Guide gibt es hier.
Zu beachten ist, dass der Neusiedler See oft nur wenig Wasser hat, und lange Finnen dann leicht in Mitleidenschaft gezogen werden können.
Kitesurfen am Neusiedler See
Kitesurfen wird primär in Podersdorf und Breitenbrunn betrieben. Boots-Transfers in einsame Buchten oder mitten auf den See werden ebenfalls angeboten.
Segeln am Neusiedler See
Segelschulen und Boots-Verleih-Optionen finden sich eigentlich an allen Strandbädern und Marinas rund um den Neusiedler See.
Nicht übersehen sollte man, dass auch an windigen Tagen die Windstärke gegen Abend (und oft auch plötzlich) nachlässt. Der See ist groß, und wer weit von der eigenen Segelschule entfernt ist, muss da schonmal die Paddel auspacken. Kein Vergnügen (wir sprechen aus Erfahrung!).
St. Martins-Therme am Neusiedler See
Nahe des Zicksees liegt die St. Martins Therme. Für einen Schlechtwettertag oder in den kälteren Jahreszeiten eine gute Option, die Knochen wieder aufzuwärmen (oder Kinder einen Tag lang mit Wasser-Action zu beschäftigen). Auch einen Wohnmobil-Stellplatz gibt es hier, der mit €20 allerdings ziemlich teuer ist und sich nur dann anbietet, wenn man die Therme auch tatsächlich besuchen möchte, da er separat nicht gebucht werden kann.
Wein und Kulinarik am Neusiedler See
Um den Neusiedler-See wird viel Weinbau betrieben. Der Ort Mönchhof behauptet von sich, die älteste Weinbaugemeinde Österreichs zu sein. Die Zisterzienser-Mönche brachten den Wein und das Wissen darum aus Burgund angeblich hier hin an den Neusiedler See. Das sonnige, warme Klima trägt seinen Beitrag zum gelingen des Weins bei, und als Resultat finden sich unzählige Weingüter rund um den See.
Preisniveau des Weins am Neusiedler-See
Das Preisniveau ist hier sehr moderat. Wenngleich man bei den bekannten Weingütern auch hochpreisige Weine findet, ist es erstaunlich, wie günstig man hier ab Hof noch Wein einkaufen kann, der qualitativ durchaus in Ordnung ist.
Keller-Führungen
Wer am Neusiedler-See eine Pension bucht, hat gute Chancen, auch eine kostenlose Kellerführung und Weinverkostung zu bekommen. Denn viele Pensionen befinden sich auf Weingütern, und die dazugehörige Kellerführung ist sehr verbreitet.
Kellergassen
Um den Wein in früheren Zeiten zu lagern und Kühl zu halten, nutzte man Holhlwege. In diesen wurden dann seitlich in die Erde Keller gegraben. Einer nach dem anderen, bis der gesamte Hohlweg dann eine Kellergasse ergab. Wurden beide Seiten des Hohlwegs als Keller genutzt, spricht man von einer zweizeiligen Kellergasse.
In der Kellergasse wurde nicht nur der Wein gelagert, sondern sie wurde auch zum sozialen Treffpunkt der Winzer. Damals waren das nur Männer, Frauen waren in der Kellergasse nicht anzutreffen. Heute gilt das natürlich nicht mehr!
Kellergassen sind typisch fürs Burgenland und auch um den Neusiedler-See findet man einige davon. Sie werden teilweise touristisch genutzt und sind dann toll herausgeputzt. Dort findet man dann Heurige, und hat teilweise die Qual der Wahl, wenn es um die Auswahl für Mittagessen, Jause oder Abendessen geht.
Orte mit schönen Kellergassen sind zum Beispiel:
- Purbach (sehr empfehlenswert!)
- Breitenbrunn
Auch in Jois, Mönchhof und weiteren Orten gibt es noch einige Keller, die aber touristisch nicht genutzt und deshalb weniger lohnend sind.
Ein wenig wie bei den Hobbits im Auenland fühlt man sich, wenn man an den in die Erde gebauten Kellern vorbeigeht. Mehr noch, wenn man auf ihren Dächern landet, wo die vielen Entlüftungskamine den Anschein vieler, unterirdischer Behausungen erwecken.
Heurige am Neusiedler See
Typisch um den Neusiedler See sind auch sogenannte „Heurige“.
Man findet sie in größerer Anzahl in praktisch jedem Ort. In diesen einfachen, urigen Lokalen bekommt man regionale Weine und Spezialitäten zu moderaten Preisen serviert.
Tipps für den Neusiedler See
Hier noch einige allgemeine Tipps für deinen Besuch am Neusiedler See.
Insektenschutz
Wichtig ist am Neusiedler See, den Insektenschutz nicht zu vergessen. Besonders abends wird man regelrecht aufgefressen, was einem das gemütliche Draußensitzen beim Heurigen schnell verleidet.
Shopping am Neusiedler See
Die Orte rund um den Neusiedler See sind eher verschlafen. Man bekommt im Supermarkt natürlich alle Artikel des täglichen Bedarfs, und in gewissen Punkten ist die Infrastruktur überdurchschnittlich gut ausgebaut. Das betrifft primär Surfshops.
Wer darüber hinausgehend einen Shopping-Tag einlegen möchte (zum Beispiel wegen Schlechtwetters), fährt am Besten zum Outlet-Center Parndorf. Hier gibt es vor allem viel Mode einzukaufen, aber auch Sportgeschäfte und sonstige Läden sind vorhanden.
Restaurants mit Seeblick
Der Schilfgürtel am Neusiedler See ist zwar gut für die Natur, aber ein Nachteil, wenn es um den schönen Ausblick beim Abendessen geht. Die meisten Restaurants sind vom Seeufer ein gutes Stück entfernt.
Ausnahmen dazu bilden:
Hier kann man ein schönes Abendessen am Neusiedler See direkt am See genießen.
Alternativen zum Neusiedler See
Alternativen zum Aufenthalt am Neusiedler-See gibt es vor allem in Form des nahen Zick-Sees und des Balaton.
Der Zick-See
Der Zicksee nahe St. Andrä am Zicksee bietet sich als kleinere Alternative zum Neusiedler See für Windsurfer an. Auch hier gibt es einen Campingplatz direkt am See, der nicht ganz so überlaufen, und schöner als jener in Podersdorf ist. Windsurfen ist auch am Zicksee möglich, allerdings empfiehlt sich dafür eine Seegras-Finne. Direkt vom Campingplatz ist allerdings kein Surfen möglich, zum Einstieg muss man das Material ziemlich weit schleppen oder fahren.
Balaton
Der Balaton / Plattensee in Ungarn ist schon ein gutes Stück entfernt, ist aber ebenfalls ein Steppensee und bietet eine sehr ähnliche Atmosphäre. Auch die Möglichkeiten für Aktivitäten (Radfahren, Windsurfen usw.) sind ähnlich. Attraktive Preise locken zudem.
Sonstige Alternativen
Ansonsten sind die Surfspots in Österreich ja leider etwas rar. An den vielen Seen im Salzkammergut wird gerne Schlechtwetter gesurft, allerdings dürfen dir kalte Wassertemperaturen da nichts ausmachen.
Fazit zum Neusiedler See mit dem Wohnmobil
Der Neusiedler See und die Region rundherum ist toll. Vor allem für Aktivurlauber bietet die Landschaft und die Natur hier viel. Doch auch für Genießer empfehlen sich die Weinbau-Regionen und die kulinarischen Freuden beim Heurigen.
Einzig die Camping-Situation lässt zu wünschen übrig. Man fühlt sich unerwünscht, scheint mit dem Wohnmobil ein Störfaktor zu sein. Die offiziellen Stellplätze haben viel zu wenig Kapazität, und auf den suboptimalen Campingplatz in Podersdorf wollen sich (offensichtlich) viele nicht zwingen lassen. An den stark besuchten Wochenenden im Frühjahr ist er ohnehin meist ausgebucht. Anstatt hier Kapazitäten zu schaffen, beschränkt man sich auf’s Abstrafen. Wer aber mit dem Campingplatz mit überhöhten Gebühren kein Problem hat, kann natürlich dennoch einen schönen Urlaub in Podersdorf verbringen.
Das sollte man wissen, bevor man sich an den Neusiedler-See begibt. Der Schönheit der Region tut das aber keinen Abbruch, und wir kommen weiterhin gerne in die Region – wenn auch eher auf Kurzbesuch.
Friederike
Der Bericht über den Neusiedlersee entspricht absolut unseren Erfahrungen. Wir lieben das Burgenland, den See, die Dankbarkeit in Podersdorf und den Wein von Bernthalers in Gols. Schade nur, dass die Infrastruktur für Camper so miserabel ist (leider gilt das allgemein für Österreich). Vielleicht hat ja jemand einen Tipp, wie das Entsorgen gelöst werden könnte.