Von Saranda fahren wir rasch an die griechische Grenze, wo wir im Vorjahr große Probleme mit einem wahnsinnigen, albanischen Zöllner hatten. Diesmal will niemand auch nur in den Camper schauen. Dennoch kostet uns der Grenzübertritt etwa zwei Stunden, denn es herrscht absolutes Chaos.
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Griechisches Chaos an der Grenze
Vor der griechischen Grenze herrscht allerdings diesmal absolutes Chaos. Es ist sehr viel los, und das System hier ist etwas eigenartig:
Anders als an fast allen uns bekannten Grenzübergängen (vom ukrainischen Grenzübergang abgesehen) zeigt man dort nicht vom Auto aus seine Dokumente vor, sondern muss aussteigen, zu einem Schalter gehen, und sich dort abfertigen lassen. Das System ist nicht sonderlich durchdacht, denn die Reisenden kommen in anderer Reihenfolge an den Schalter, als sich ihre Autos anstellen. So sitzt man also mit bereits bearbeiteten Pässen im Auto, kann aber nicht weiterfahren, weil vor dem eigenen Auto mehrere PKWs parken.
Glücklich kann sich schätzen, wer immerhin nicht alleine unterwegs ist. Olya steigt mit den Papieren aus, während ich weiterrolle. Bei jeder Gelegenheit im Slalom um die geparkten Autos.
Keine zweite Spur an der Grenze verfügbar? Selber machen!
Nicht alle sind so geduldig wie ich, vielen wird es zu bunt, und sie funktionieren die Gegenfahrbahn permanent zur zweiten Spur um. Das funktioniert für uns nicht, denn eine temporäre Absperrung verhindert bei unserem Wendekreis ein ausscheren auf die zweite Spur.
Die Autos, die in der Gegenrichtung nach Albanien reisen, finden das ohnehin gar nicht lustig. Es folgt ein riesiges Hupkonzert, viel Geschrei, aber das hilft nun auch nichts mehr. Die Blechlawine ist ineinander verkeilt, nichts geht mehr.
Der PKW vor uns ist wohl auf einen Kaffee gegangen, denn auch zehn Minuten später gibt es vom Fahrer keine Spur.
Hupen hilft
Irgendwann fange ich auch an, mich den lokalen Gewohnheiten anzupassen, und hupe ein paar mal energisch. Den Fahrer interessiert das nicht, er ist nicht auffindbar.
Eine griechische Reisende jedoch erbarmt sich unserer Lage (oder fühlt sich durch unsere Huperei gestört), und löst das Problem auf südländische Art. Sie räumt einfach die Plastikabsperrung auf der Mittellinie weg, hält die Autos auf der Gegenfahrbahn auf, und wir können durch. So machen wir das. Anders als in Österreich, wo Hupen meist ja nur unhöflicher Ausdruck der eigenen Unzufriedenheit ist, hilft Hupen hier wirklich.
An Sagiada und Igoumenitsa vorbei
Unseren Lieblings-Stellplatz bei Sagiada ignorieren wir diesmal. Nun fahren wir südlich in Richtung Lefkada. Bei Igoumenitsa fahren wir auf die Autobahn, die uns ins Landesinnere bringt. Von dort führt eine gute Straße nach Parga. Der Verkehr wird dichter und dichter und ist teilweise schon etwas ermüdend.
Windsurfer bei Kanali
Bei Kanali, etwa zwanzig Kilometer vor Preveza, sehe ich Windsurfer am Wasser. Spontan beschließen wir daher, einen Stopp einzulegen. Im Nachhinein keine gute Idee, doch dazu gleich mehr.
Die erste Straße führt uns zwar in einen schönen Platanenwald, doch die Windsurfer scheinen weiter südlich am Strand zu sein. Wir fahren also eine Straße weiter, und landen nun tatsächlich am richtigen Parkplatz. Für uns ist gerade noch ein Parkplatz frei.
Der Strand von Kanali: Monolithi Beach
Wir wussten davon bis zu unserer Ankunft gar nichts, doch Kanali liegt an einem der längsten Strände Griechenlands, dem Monolithi Beach. Dieser ist ein 25 Kilometer langer Sandstrand, und damit gehört er sogar zu den größten Stränden Europas. Es gibt mehrere Strandbars und Tavernen, aber auch ruhige Flecken dazwischen, wo sich der Besucher-Andrang in Grenzen hält.

Kanali scheint auch ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge zu den archäologischen Zielen des Epirus zu sein, wenn man dabei seine Zelte am Meer aufschlagen möchte.
Mit dem Auto übers Surf-Equipment fahren
Ich hole ein Surfboard vom Dach, baue ein Rigg auf, und begebe mich für eine Minute in den Camper, um meinen Neopren-Anzug zu holen. Keine gute Idee.
Als ich wieder herauskomme, sehe ich gerade noch rechtzeitig, wie ein PKW über mein Segel rollt. Ich schreie, was das Zeug hält, was den Fahrer immerhin zum Anhalten bringt. Die türkischen Insassen steigen aus, schütteln den Kopf. „I’m sorry, my friend. But it’s your fault!“.
Der Fahrer ist sich keiner Schuld bewusst, denn seine Park-Piepser haben nicht auf mein Segel reagiert. Klar, lag ja auch am Boden. Da muss man wohl nicht schauen, und darf rüberfahren.
Wir beginnen eine angeregte Unterhaltung, in der ich erkläre, dass man sich nunmal versichern muss, dass der Weg frei ist, und nicht einfach Katzen, Kinder und Segel überfahren darf, weil die Park-Sensoren nichts dagegen haben. Er will das nicht so recht einsehen.
Kurz überlegen wir, die Polizei hinzuzuziehen, entscheiden dann aber, dass das wohl aussichtslos wäre.
Das Segel hat einige Risse, doch es sieht ansonsten noch ganz ok aus. Ich gehe deshalb damit aufs Wasser, doch schon nach dem ersten Schlag winkt Olya aufgeregt am Strand. Ich surfe hin um zu fragen, was sie möchte: Sie will mich auf meinen gebrochenen Mast hinweisen, der hoch über mir in ungesundem Winkel absteht. Der Mast ist also auch in Brüche gegangen. Toller Tag, wirklich!
Planänderung – Suche nach Surfshop
Und so ändern sich unsere Pläne – anstatt gemütlicher Strand-Tingelei muss ich nun einen Surfshop suchen, denn sonst ist der Surfurlaub zu Ende. Mein wichtigster Mast ist gebrochen und muss ersetzt werden. Vierhundert Euro Schaden, und da ist das Segel noch nicht mitgerechnet.
Abends am Strand von Kanali
Den Abend verbringen wir in Kanali aber noch am sehr schönen Strand. Wir überlegen uns kurz, auf einen nahen Campingplatz umzuziehen, aber der Platz ist so schön, dass wir uns zum bleiben entschließen. Vor dem Camper essen wir das Brathuhn, dass wir aus Albanien mitgenommen haben, sammeln noch etwas Müll auf, um für den guten Ruf der Camper zu sorgen, und verbringen eine ruhige Nacht.

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