2020 wollen wir nun endlich auch Winterreifen fürs Wohnmobil anschaffen. Unsere Recherche-Ergebnisse dazu findest du hier, denn es gibt einiges zu wissen und zu bedenken.
Inhalt
Vorweg
Es handelt sich hier um unsere Recherche-Ergebnisse bezüglich der Anschaffung von Winterreifen fürs Wohnmobil aufgrund des Eigenbedarfs. Wir sind keine Juristen und leisten hier keine Rechtsberatung. Die Quellen bzgl. der landesspezifisch unterschiedlichen Regelungen sind nicht immer eindeutig und im Zweifel erkundigst du dich am Besten bei deinem Automobilclub!
Mehrfach las ich während dieser Recherche: „Reifenkauf ist Glaubenssache“. Und je mehr ich recherchierte, desto mehr bewahrheitete sich das leider. Doch mehr dazu im Artikel.
Die Kurzzusammenfassung für Lesefaule
Wähle 4 gleiche Winterreifen, die der in deinen Fahrzeugpapieren angegebenen Dimension entsprechen. Wähle auch den angegebenen Lastindex und Geschwindigkeitsindex. Die Reifen sollten mit dem Schneeflocken-Symbol gekennzeichnet sein, um in allen Ländern als Winterreifen anerkannt zu werden.
Höhere Lastindices und Geschwindigkeitsindices sind erlaubt. Niedrigere Indices sind nicht überall erlaubt, und können ein Sicherheitsrisiko bedeuten. Erspare dir die lange Recherche vor jeder Reise und gehe hier auf Nummer Sicher!
Mit diesen Daten ausgestattet, kannst du direkt zum Reifenhändler deines Vertrauens gehen, oder aber die entsprechenden Daten in Online-Reifensuchmaschinen eingeben. Die Online-Reifenhändler haben zwar lokale Partnerbetriebe, doch du solltest sicherstellen, dass diese auch bei Wohnmobilen Reifen aufziehen können. Manche, kleine Betriebe sind nur auf PKW eingestellt.
Ob man dann Premium-Marken wählt, oder Produkte aus Fernost, bleibt zu einem Teil Glaubenssache. Marken wie Hankook und Nexen haben aufgeholt und erzielen immer wieder gute bis sehr gute Ergebnisse in Tests.
Was kosten Winterreifen fürs Wohnmobil?
2020 haben wir einige Angebote eingeholt, die dir vielleicht als Anhaltspunkt dienen:
- Für Reifen von Premium-Herstellern wurden vor Ort etwa 900-1100 Euro für einen Satz Reifen mit Stahlfelgen aufgerufen.
- Im Online-Handel konnte man noch etwa 50 Euro gegenüber den günstigsten Vor-Ort-Preisen sparen (also etwa 250 Euro gegenüber dem teuersten Angebot).
- Reifen aus Fernost mit gutem Ruf (etwa Nexen) lagen 200 Euro darunter.
Montage und Kleinteile sind in die Preise jeweils schon eingerechnet.
Unsere Winterreifen-Wahl
Wir haben uns 2020 schlussendlich für den Semperit Van-Grip2 entschieden.
Der Grund war das gute Abschneiden des Reifens im ProMobil-Winterreifen-Test 2018, wo er nur wenig hinter Continental lag, aber 1/4 weniger als dieser kostete. Mit Montage, Metallventilen und 4 Stahlfelgen kostet das ganze jetzt €876. Bei ProMobil merkte man an, dass der Continental ein besserer Allrounder für trockene Straßen sei, doch für Österreich ist ein Schneespezialist ohnehin keine schlechte Wahl.
Lange Zeit war auch der Nexen WinGuard WT1 im Rennen. Schlussendlich habe ich mich da nicht „drübergetraut“. Zwar fand ich durchaus positive Meinungen, doch insgesamt sehr wenig, von genereller Skepsis gegenüber fernöstlichen Herstellern abgesehen. Am Ende blieb der Gedanke „wenn der Reifen platzt, machst du dir Vorwürfe“. Wohl ein Ergebnis des guten Marketings der „Premiumhesteller“, wohl sachlich unbegründet, aber gut, nun ist es eben so.
[youtube]https://youtu.be/xuapCi1PCNM[/youtube]
Warum Winterreifen fürs Wohnmobil?
Eigentlich waren wir ja nie Wintercamper, doch 2020 soll sich das ändern: Lange genug waren wir beim Reisen eingeschränkt, zuerst durch den Lockdown, dann durch einen Sportunfall. Nun wollen wir uns nicht durch den Winter vom Reisen abhalten lassen. Doch warum braucht man eigentlich Winterreifen?
Winterreifen sorgen für Sicherheit bei Kälte, Eis und Schnee
Als Österreicher bin ich mit dem jährlich zwei Mal durchgeführten Ritual des Reifenwechselns aufgewachsen, denn niemand kommt in den Bergen und auf Schnee auf die Idee, mit Sommerreifen unterwegs zu sein. Erst, als ich ein Jahr in Frankreich lebte, stellte ich fest, dass das nicht in allen Ländern so gelebt wird.
Generell sollte man sich Winterreifen immer dann überlegen, wenn man (je nach Region) etwa zwischen November und April reisen möchte, und winterliche Fahrverhältnisse zu erwarten sind. Nicht überall sind Winterreifen Pflicht, doch es geht hier primär um die eigene Sicherheit. Weder Sommerreifen, noch Ganzjahresreifen leisten bei Kälte, Eis und Schnee dasselbe wie spezielle Winterreifen. Ein Wohnmobil ist zudem ein sehr schweres Fahrzeug – wer hier ohne die richtige Bereifung unterwegs ist, gefährdet nicht nur sich, sondern potentiell auch andere Verkehrsteilnehmer.
Winterreifenpflicht in verschiedensten Formen
In vielen Ländern gibt es eine Pflicht, Winterreifen unter gewissen Umständen zu verwenden, auch, wenn die Pflicht nicht immer Winterreifenpflicht heißt.
- In Österreich gibt es von 1.11.-15.4. eine Winterreifenpflicht bei „winterlichen Fahrverhältnissen“. Dazu zählt nicht nur Schnee, sondern auch Eis. Gerade letzteres lässt sich bei tiefen Temperaturen im Winter kaum planen. Auch, wenn man also bei Sonnenschein und hohen Temperaturen im Winter mit Sommerreifen unterwegs sein darf, ist das für einen Schiurlaub oder das ganzjährige Fahren im Gebirge kaum eine Option, und Winterreifen sind angebracht. Bei durchgehender Eis- oder Schneefahrbahn sind übrigens alternativ auch Sommerreifen mit Ketten erlaubt.
- In Deutschland gibt es eine situative Winterreifenpflicht. Wer auf Eis, Matsch, Schnee unterwegs ist, braucht Winterreifen. Das unterscheidet sich also nur im Wortlaut von der österreichischen Regelung.
- In der Schweiz gibt es keine generelle Winterreifenpflicht, doch man ist verpflichtet, sein Fahrzeug jederzeit beherrschen zu können. Wenn das bei entsprechenden Fahrverhältnissen nur mit Winterreifen möglich ist, sind diese also erforderlich.
- In Frankreich gibt es ganz neu seit 1.11.2021 eine Winterreifen-Pflicht in gewissen Départements.
Wer braucht keine Winterreifen am Wohnmobil?
Klarerweise benötigt nicht jeder Winterreifen.
Saison-Camper
Wir hatten am Camper viele Jahre lang keine Winterreifen. Warum? Weil wir zwischen November und Anfang April einfach nicht unterwegs waren. Wir mussten mit 5 Wochen Urlaub pro Jahr haushalten, und nutzten diese lieber in der warmen Jahreszeit. Also blieben die Sommerreifen am Wohnmobil, denn dieses stand im Winter nur im Unterstand.
Überwinterer im Süden
Wer in Marokko, in Griechenland oder den Kanaren überwintert, benötigt dort eventuell keine Winterreifen. Allerdings: Auch in diesen Ländern kann es schneien, und da benötigt es dann die notwendige Disziplin, im Fall der Fälle in solchen Perioden nicht zu fahren (oder Ketten anzulegen, sofern erlaubt).
Ein weiterer Punkt: Irgendwie muss man auch zum Ziel gelangen und wieder nach Hause fahren. Soll das im Winter und zu einem bestimmten Zeitpunkt geschehen, muss man mit winterlichen Fahrverhältnissen und mit Winterreifenpflicht rechnen. Man kann natürlich auch Glück haben, oder (bei zeitlicher Flexibilität) Kälteperioden einfach aussitzen. Doch auf Eis und Schnee sollte man das Reisen auf Sommerreifen bleiben lassen.
Reisende im Flachland
Bleibt man dem Gebirge fern, reist man nur im Flachland und in Regionen, wo Schnee nicht üblich ist, dann kann man sich eventuell Winterreifen ersparen. Allerdings: Winterreifen helfen nicht nur bei Eis und Schnee, sondern auch bei tiefen Temperaturen. Im Sinne der Sicherheit sind Winterreifen fürs Wohnmobil daher auch im Flachland empfehlenswert.
Welche Winterreifen sind fürs Wohnmobil empfehlenswert?
Nach welchen Kriterien bewertet man Winterreifen überhaupt? Und wie findet man heraus, welche Winterreifen empfehlenswert sind?
Bewertungskriterien für Winterreifen-Tests
Nun, die meisten Tests sehen folgende Kriterien vor:
- Leistung bei trockener Fahrbahn
- Leistung bei Nässe
- Leistung auf Schnee/Eis
- Spritverbrauch
- Laufleistung
- Geräusch
Wir persönlich würden hier den Fokus ganz klar auf die Leistung bei Nässe/Schnee und Eis legen. Die Leistung bei trockener Fahrbahn ist sicher auch wichtig (Vollbremsungen u.ä.), aber nicht in dem Umfang wie vielleicht bei sportlich gefahrenen PKW. Ein Wohnmobil wird grundsätzlich gemächlich bewegt.
Weniger wichtig finden wir die Kriterien Spritverbrauch, Laufleistung und Geräusch.
Die meisten Wohnmobile werden nicht weit genug gefahren, dass Laufleistung und Spritverbrauch enorm ins Gewicht fallen würden. Bei nur einigen tausend Kilometern im Jahr sollte man die Reifen oft altersbedingt austauschen, bevor die Profiltiefe nicht mehr genügt. Leise sind die meisten Wohnmobile ohnehin nicht, ob einen da ein minimal höheres Reifengeräusch stört, muss man selbst entscheiden. Gleiches gilt für den Spritverbrauch: Beim CW-Wert einer Schrankwand muss man nicht im Prozentbereich bei den Reifen zu optimieren beginnen (evtl. noch auf Kosten der Sicherheit). Aber das ist nur unsere, persönliche Meinung dazu.
Manche Autozeitschriften sprechen dann noch von „Fahrdynamik“ und „Präziser Lenkung“, was wir beim Wohnmobil für Unsinn halten. Wer mit dem Wohnmobil „dynamisch“ fährt, macht etwas falsch.
Winterreifen-Tests
Automobilclubs führen jährlich Reifentests durch.
Leider werden Winterreifen in ausreichend großer Dimension und dann noch explizit fürs Wohnmobil nur selten getestet. Man muss sich daher Testergebnisse über mehrere Jahre und unterschiedliche Medien verteilt zusammensuchen und kann dann versuchen, daraus etwas abzuleiten.
Die Kennzeichnung als Winterreifen alleine sagt noch nicht so viel über die tatsächliche Leistung aus. In Reifentests ergeben sich enorme Unterschiede. Insgesamt scheint die Reifenkonstruktion auch einen Kompromiss zu erfordern. Oft geht mit der Verbesserung in einem Bereich (z.B. bei Nässe) eine Verschlechterung in einem anderen Bereich (z.B. beim Kraftstoffverbrauch) einher.
Vergleichbarkeit von Reifen über Jahre und unterschiedlichen Dimensionen
Sind Reifen-Tests auch für Winterreifen fürs Wohnmobil aussagekräftig? Leider nur bedingt.
Die Automobilclubs schreiben selbst, dass sich ein Testergebnis eines Reifens mit Einschränkungen auf die unmittelbar angrenzenden Dimensionen übertragen lässt. Das gilt jedoch nicht für völlig unterschiedliche Dimensionen. Die Ergebnisse eines Tests eines PKW-Reifens gelten also nur bedingt bis überhaupt nicht für den gleichnamigen Reifen in Wohnmobil-Dimensionen.
Zudem sind die Reifen-Hersteller sehr kreativ in der Benennung ihrer Produkte. Diese scheinen jährlich zu wechseln, und auch was hinter einem Namen steckt, ändert sich ständig. Da werden Profile und Gummi-Mischungen geändert, und die Vergleichbarkeit ist dahin. Zusammen mit der geringen Anzahl von Tests ist es fast unmöglich, Testergebnisse für eine bestimmten, ins Auge gefassten Reifen zu finden (so erging es uns mit dem erwähnten Nexen WT1). Das wirkt in dieser Form von den Herstellern fast ein wenig gewollt.
Shop-Bewertungen von Winterreifen
Anhaltspunkte bieten wie immer auch Rezensionen in Online-Shops. Doch auch hier gibt es das Problem, dass wegen der Vielzahl der unterschiedlichen Reifenbezeichnungen nicht jedes Produkt überhaupt bewertet wurde. Zudem steht man (wie immer im Netz) vor der Aufgabe, die Bewertungen selbst einem Plausibilitätscheck zu unterziehen.
Wie also Winterreifen auswählen?
Was also tun?
Nun, man kann einfach Geld in die Hand nehmen, und die Top-Modelle der Premium-Hersteller (Continental, Michelin, Pirelli, Bridgestone, …) kaufen. Diese werden am häufigsten getestet, und schneiden meist (aber nicht immer!) gut ab. Allerdings sind die Preise auch eher gehoben.
Andernfalls kann man eigentlich nur versuchen, aus Erfahrungsberichten in Foren und aus Testergebnissen der Marke an sich sowie ähnlicher Modelle ein Bauchgefühl abzuleiten, um einen guten Preis-/Leistungs-Kompromiss zu finden.
Reifenkunde fürs Wohnmobil
Der Kauf von Winterreifen fürs Wohnmobil beginnt mit einem Blick in die Fahrzeugpapiere. Dort finden sich die zulässige(n) Reifen-Größe(n).
Wie in diesem Beispiel ersichtlich, können verschiedene Reifengrößen erlaubt sein.
Reifen-Dimensionen interpretieren
Was bedeutet nun also eine Angabe wie beispielsweise 225/75 R16C 116Q?
Diese Angabe setzt sich aus mehreren Elementen zusammen, die in der Grafik und nachfolgend erläutert sind.
- Reifenbreite
- Reifenhöhe (und zwar als Verhältnis der Höhe zur Breite in %)
- R: Radialreifen (Bauart, du wirst heute eigentlich nur mehr Radialreifen finden)
- Felgendurchmesser in Zoll
- Tragfähigkeit (Lastindex)
- Geschwindigkeitsindex
Der Lastindex
Die Zahl vor dem finalen Buchstaben ist der Lastindex (oder Tragfähigkeitsindex). Dieser Index gibt darüber Aufschluss, welches Gewicht ein einzelner Reifen tragen kann. Beide Reifen an einer Achse müssen logischerweise die Achslast tragen können. Die Achslast lässt sich wieder in den Fahrzeugpapieren nachlesen.
Unser Knaus hat zum Beispiel eine Angabe von 2100kg für die Vorderachse. Der Lastindex unserer Sommerreifen 116 steht für 1250kg pro Reifen. D.h. beide Reifen gemeinsam tragen 2500kg. Das ist weit über der Achslast und passt somit.
In Österreich ist es nicht zulässig, einen niedriger Lastindex (als jenen, der in den Fahrzeugpapieren angegeben ist) auszuwählen. In Deutschland scheint dies möglich zu sein (sofern die Achslast weiterhin getragen werden kann), jedoch würden wir davon abraten. Die mögliche Ersparnis ist gering.
Beim Contintental VanCo Winter 116/114 und Continental VanContact Winter 121/120 liegen nur etwa 2 Euro pro Reifen zwischen den beiden Lastindex-Varianten.
Bei vielen Reifen gibt es für den Lastindex eine sogenannte Doppelkennung, z.B. 118/116. Das bedeutet, dass der Lastindex 118 bei Einzelbereifung gilt, und 116 bei Zwillingsbereifung.
Der Geschwindigkeitsindex
Der Geschwindigkeitsindex ist der Buchstabe hinter dem Lastindex. Er gibt an, bis zu welcher Höchstgeschwindigkeit ein Reifen zugelassen ist. Für schnellere Autos mit höherer Leistung ist daher meist auch ein höherer Geschwindigkeitsindex vorgesehen.
Zusätzlich zur Geschwindigkeit, gibt der Index aber auch über weitere Eigenschaften (Grip, Eignung bei Kälte) Aufschluss. Ein höherer Geschwindigkeitsindex ist für kalte Temperaturen weniger geeignet, weshalb für Winterreifen für dasselbe Fahrzeug oft ein niedrigerer Geschwindigkeitsindex vorgesehen ist, wie für Sommerreifen.
Mit welcher Geschwindigkeit ein Geschwindigkeitsindex korrespondiert, lässt sich einfach in Tabellen nachschlagen.
Beispiel: Geschwindigkeitsindex Q: | Bis 160km/h |
Beispiel Geschwindigkeitsindex R: | Bis 170km/h |
Einen niedrigeren Geschwindigkeitsindex bei Winterreifen fürs Wohnmobil verwenden?
Nun darf man in den meisten, europäischen Ländern die Höchstgeschwindigkeit, die ein Auto erreichen kann, gar nicht legal fahren (die deutsche Autobahn bildet hier eine absolute Ausnahme). Darf man also einen geringeren Geschwindigkeitsindex fahren?
Laut Reifenherstellern darf man dies bei Winterreifen tun. Man darf dann aber die angegebene Geschwindigkeit nicht mehr überschreiten, und muss die niedrigere Höchstgeschwindigkeit an der Windschutzscheibe kennzeichnen.
Doch Achtung: In Italien ist dies von 15.Mai bis 14. Oktober nicht zulässig! Wer hier mit einem Geschwindigkeitsindex erwischt wird, der nicht der Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs entspricht, riskiert empfindliche Strafen, und sogar die Beschlagnahmung des Wohnmobils! Im Winter ist auch in Italien ein niedrigerer Geschwindigkeitsindex erlaubt, allerdings nur bis Untergrenze Q.
Unsere Empfehlung: Halte dich an den in den Fahrzeugpapieren angegebenen Geschwindigkeitsindex. Damit vermeidest du Probleme mit der Gesetzgebung im Ausland und erhältst zudem eine Sicherheitsreserve. Die paar Euros, die sich hier sparen lassen, sind kein Risiko wert.
Schneeflocke oder M+S für Wohnmobil-Winterreifen?
Zwei Symbole kennzeichnen wintertaugliche Reifen:
- M+S (Matsch und Schnee)
- und das Alpine-Symbol oder Schneeflockensymbol*
Allerdings ist nur für das Alpine/Schneeflockensymbol genauer definiert, was der Reifen leisten muss. M+S kann quasi beliebig von Herstellern auf Reifen gedruckt werden.
Ganz richtig heißt das Alpinesymbol übrigens 3PMSF-Symbol. Das steht für Three Peak Mountain Snowflake, und ist eindeutig zu sperrig, um sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchzusetzen.
- In Österreich sind sowohl M+S als auch das Schneeflockensymbol zulässig.
- In Deutschland gilt seit 2018 nur mehr das Schneeflockensymbol
- In Frankreich gilt für die neue Regelung ab 2021 sowohl M+S als auch das Schneeflockensymbol, doch ab 1.11.2024 wird nur mehr das Schneeflockensymbol akzeptiert.
Auf der sicheren Seite, um überall fahren zu dürfen, ist man daher mit dem Schneeflockensymbol. Es gibt eine Übergangsfrist, doch diese sollte für neu gekaufte Winterreifen unserer Meinung nach keine Rolle mehr spielen.
Profiltiefe
- In Österreich müssen Winterreifen (als Radialreifen) 4mm Profiltiefe aufweisen.
- In Deutschland scheint es eine Mindestprofiltiefe für Winterreifen nicht zu geben.
Wenn mit den Reifen im Sommer gefahren wird, muss jedenfalls in beiden Ländern die Mindestprofiltiefe von 1,6mm erreicht werden.
Achtung: Diese Angaben gelten für die Klasse bis 3,5t.
Das Reifen-Alter und die DOT-Kennzeichnung
Wichtig für die einwandfreie Funktion von Reifen ist auch deren Alter, denn Gummi altert, härtet aus und funktioniert dann immer schlechter. Aus diesem Grund empfehlen die Automobilclubs den Ersatz von Reifen nach 4 Jahren.
Auch, wenn ein neu produzierter Reifen bei korrekter, lichtgeschützter Lagerung eine ganze Weile als Neureifen gilt: Natürlich will niemand einen alten, schon seit Jahren herumliegenden Reifen als Neureifen verkauft bekommen.
Das Reifenalter findet sich an der Reifenflanke in Form der DOT-Kennzeichnung. Diese ist recht einfach und ohne Tabellen ablesbar: Seit den 2000ern ist die DOT-Nummer vierstellig:
- Die ersten zwei Stellen geben die Kalenderwoche der Produktion an
- Die letzten zwei Stellen geben das Jahr der Produktion an
Bei unseren Winterreifen findet sich die DOT-Kennzeichnung 3320. Unsere Reifen wurden also in KW33 2020 (also August 2020) produziert. Montiert wurden sie am 1. Oktober. Viel frischer geht’s nicht :)
Winterreifen fürs Wohnmobil finden
Mit diesen Basis-Daten ausgestattet kannst du zum Reifenhändler fahren und dir Reifen vorschlagen lassen. Günstige No-Name-Reifen würde ich auf keinen Fall wählen.
Winterreifen online kaufen
Zudem kannst du heute im Internet reifen kaufen. Bei Online-Reifenhändlern wählst du nicht nur den passenden Reifen bequem durch Eingabe deiner Reifendimension aus, sondern du kannst diese auch bequem zu einem Partnerbetrieb in deiner Nähe senden lassen. Dort machst du dann einen Termin aus und bekommst deine Reifen aufgezogen.
Selbst, wenn du das Gespräch mit deinem lokalen Reifenhändler bevorzugst, schadet ein Blick in die Reifen-Suchmaschinen zwecks Preisvergleich und Vorgb-Information nicht. Denn informierte Kunden kaufen besser.
Ich habe für unseren Kauf Angebot bei zwei Händlern vor Ort eingeholt, und anschließend mit Reifendirekt verglichen. Der Gesamtpreis war beim Kauf im Internet durchwegs günstiger. Der größte Unterschied war dabei bei den Stahlfelgen zu finden. Allerdings fand ich am Ende ein lokales Angebot, wo der Unterschied nur etwa 50 Euro betrug, und da setzte ich auf die bequeme Vor-Ort-Betreuung.
Sind Ganzjahresreifen fürs Wohnmobil auch ok?
Auch das kommt darauf an, wann und wo man reist. Für Überwinterer im Süden und Flachland-Bewohner gilt hier ähnliches, wie in den vorherigen Abschnitten erwähnt.
Ganzjahresreifen schaffen jedenfalls nicht die Performance, die echte Winterreifen bieten. Wer also im richtigen „Winter“ unterwegs sein möchte, oder gar ins Gebirge zum Schifahren fahren möchte, benötigt auf alle Fälle echte Winterreifen.
Wir hatten kurz über Ganzjahresreifen nachgedacht, den Gedanken dann aber verworfen.
Empfehlungen nach der Winterreifen-Montage
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach der Montage der Winterreifen empfehlen sich folgende Schritte:
- Kontrolle des Reifen-Alters anhand der DOT-Nummer (und entsprechende Reklamation, wenn der Händler versucht, alte Reifen loszuwerden)
- Kontrolle des Luft-Drucks und Anpassung desselben
- Kontrolle der Radmuttern per Drehmomentschlüssel (falls vorhanden)
Schneeketten fürs Wohnmobil
Wenn auf Eis und Schnee gar nichts mehr geht, ist es Zeit für Schneeketten.
Schneeketten sind nicht nur bei Kettenpflicht vorgeschrieben, sondern sind als Traktionshilfe auch ein Sicherheitsfaktor. Gerade beim Wohnmobil können Ketten schon notwendig sein, wenn PKW noch keine Probleme haben. Wir konnten dank Schneeketten bereits Berge erklimmen, die sonst unerreichbar geblieben wären.
Wir haben uns für einen guten Preis-/Leistungs-/Komfort-Kompromiss entschieden, ein Test folgt (wenn es Schnee gibt!).
- Standmontagekette für den 4x4-Einsatz
- Verstärkte Ausführung
- Einfache Montage und Demontage durch Stahlseilring
- Dieses Modell passt z.B. auf die folgende Reifengröße:205/70-17.5"205/75-17.5"215/80-16"225/65-17"225/75-15"225/75-16"225/80-15"235/60-17"235/65-16"235/75-15"235/70-15"235/70-16"245/60-16"245/70-15"255/50-17"255/60-16"7.50-15"
Mehr zu Schneeketten am Wohnmobil, den Auswahlkriterien und unseren Erfahrungen findest du hier.
Gummiventile oder Metall-Ventile
Unserer Erfahrung nach empfiehlt es sich, die paar Euro Aufpreis für Metall-Ventile zu bezahlen, denn diese sind weniger anfällig für Defekte und verkraften höheren Druck.
Fazit
Der Kauf von Winterreifen fürs Wohnmobil ist ein wenig problematisch. Nur wenige, fundierte Quellen stehen zur Verfügung. Die Kaufentscheidung wird dann zwischen Budget, Bauchgefühl und Glaube gefällt. Doch Winterreifen zu haben ist ein Sicherheitsfaktor auf Eis, Schnee und Matsch, sowie bei tiefen Temperaturen.
Oliver Rosenthal
Hallo Gerfried,
wie schon oft bei den Themenblog hast Du sehr umfassend die Fakten zusammengestellt. Sehr informativ, für mich als Einsteiger in die Materie in diesem Jahr nützlich.
Zu den Sxhneeketten fällt mir doch etwas auf. Du schreibst, diese dürften nicht stark an den Radkasten schlagen, um Geräusch zu vermeiden. Ich miene, die dürfen nirgend anschlagen. Zu dem geben Hersteller zum Teil Vorgaben zur Kettengliedgrösse. Ich erinnere das vo neinem Golf, den ich mal hatte. Dort waren 4 mm Ketten erlaubt. Möglicherweise ist so etwas auch bei Kastenwagen und Grundfahrgestellen so, da kenne ich mich bisher nicht aus. Aber daher in die Betriebsanleitung der Fahrzeugherstellers schauen.
Insgesamt vielen Dank und weiter so!
Viele Grüße, Oliver
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Oliver,
vielen Dank :)
Bzgl. des Schlagens habe ich leider/glücklicherweise keine persönlichen Erfahrungen, hatte aber mehrfach im Netz gelesen, dass dies wohl bei manchen (günstigen) Konstruktionen auftreten kann. Zu den Schneeketten mache ich dann evtl. noch einen separaten Artikel mit mehr Details, wenn wir unsere mal testen konnten.
Ciao
Gerfried
Josef Hubauer
Hallo,
Ich verwende unseren Sunlight Cliff 600 als Zweitwagen. Daher habe ich auch Winterreifen (Auch die Semperit). Was ich in diesem Zusammenhang bei Gesprächen herausgehört habe (ein guter Freund ist beim Öamtc) wäre. Wenn man das Reisemobil nicht regelmäßig bewegt sollte man über spezielle Reisemobilreifen (wie sie Original drauf sind) nachdenken damit man keine Standschäden erleidet. Schöne Grüße, Josef
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Josef,
ich gehöre da zu den Skeptikern und halte Camping-Reifen für eine Masche, den Campern mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn was da alles im Marketing dazu geschrieben wird (“verstärkt, hält ungleiche Beladung aus, hält mehr Gewicht aus” usw.) muss ja alles auch im harten, gewerblichen Transporter-Einsatz mit C-Reifen gelten. Tendenziell glaube ich, dass ein DHL-Fahrer den Reifen härteres zumutet, als ein WoMo-Fahrer, der auf sein Fahrzeug achtet. Ich hatte mich schon beim letzten Fahrzeug für C-Reifen entschieden, und die waren viele Jahre problemlos. Allerdings: Bei längeren Standzeiten pflege ich die Reifen auch entsprechend. D.h.: Auf Maximaldruck (oder leicht darüber) aufpumpen, und alle paar Wochen das Fahrzeug zumindest ein paar Zentimeter bewegen.
Hier schreibt übrigens auch die Promobil, dass ein C-Reifen mit entsprechend hohem Lastindex dieselben Reserven wie ein CP-Reifen bietet.
Insofern – 100%ig wissen wohl nur die Hersteller, was wirklich dahinter steckt. Bei den Winterreifen standen uns jedenfalls gar keine CP-Reifen zur Auswahl (wurden uns nicht angeboten).
Udo Isaenko
Ein Aspekt fehlt leider im Artikel: Heutzutage werden auch in Womo-Reifen Luftdrucksensoren eingebaut bzw. sind offenbar bei neueren Womos gar Pflicht. Und die verteuern die Felgen zumindest beim Erstkauf heftig. Sie müssen auch „angelernt“ werden. Mein Händler hat das leider nicht gut gemacht (er meinte, das geschehe im Bordcomputer automatisch) und so meldet mein Bordcomputer (Peugeot) leider nach dem Start erstmal ein paar Minuten lang angeblich unzureichenden Druck von 4,7 Bar in drei von vier Reifen.
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Udo,
meines Wissens ist ein RDKS (Reifendruck-Kontrollsystem) nur für die wenigsten Wohnmobile vorgeschrieben (nämlich jene, die direkt vom Hersteller kommen. California, Nugget, …). WoMos, die nach zweistufigem Verfahren homologiert werden (also zuerst mal Transporter sind, bevor sie zum WoMo werden), betrifft das nicht. (Außer, wenn sich da im letzten Jahr was geändert haben sollte)
Wir haben z.B. absichtlich keines mitbestellt, denn wir möchten den richtigen Luftdruck fahren, nicht den Maximaldruck, den Fiat vorgibt. Wenn man liest, dass sich einige Werkstätten weigern, den vorgeschriebenen Luftdruck umzuprogrammieren, bin ich da recht froh drüber. Und da reden wir noch nicht von den Kosten von etwa €250 pro Reifensatz für die Sensoren.
Also: Ja, sicher ein wichtiges Thema, aber ein separates, das nicht bei den Winterreifen untergehen soll. Werde dennoch einen Satz im Artikel bei Gelegenheit ergänzen. Danke für den Hinweis!