2018 haben wir es endlich geschafft: Nachdem wir x-Male an der Stadt vorbeigefahren waren, beschlossen wir, auf der Rückreise von Griechenland Belgrad mit dem Wohnmobil anzuschauen. Unsere Eindrücke von der Balkan-Metropole möchten wir euch hier schildern.
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Campingplätze in Belgrad
Die Auswahl an Campingplätzen und Stellplätzen in Belgrad ist überschaubar. Man hat die Wahl zwischen einem einfachen Stellplatz in der Stadt, sowie einem Campingplatz an der Donau etwas außerhalb gelegen.
Camping Center Belgrade: Ein Wohnmobil-Stellplatz
In relativer Nähe des Stadtzentrums findet sich bei einem Möbelhaus ein kleiner Wohnmobil-Stellplatz, das Campingcenterbelgrade (Adresse: Višnjička, Beograd, Serbien). Auf einer Wiese steht man hier durch einen Zaun von der Hauptstraße getrennt, was uns zu laut und wenig vertrauenserweckend erschien. Wer aber auf Zentrumsnähe Wert legt, wird hier vielleicht glücklicher als am Camp Dunav.
Camping Dunav
Wir entscheiden uns für Camping Dunav. (Adresse: deo, Batajnički Drum 7, Beograd 11080, Serbien).
Anreise zum Camp Dunav
Von der Autobahn dauert es schon noch eine Weile, bis man den Campingplatz erreicht. Er liegt im Vorort Zemun, relativ weit außerhalb des Stadtzentrums. Von der Hauptstraße in Zemun führt eine lange Zufahrtsstraße zum Camp an der Donau, für die alleine man zu Fuß schonmal zehn Minuten benötigt.
Es empfiehlt sich übrigens, die Rush-Hour für An- und Abfahrt zu meiden. Da ist nämlich einiges los, und es wird durchaus hektisch gefahren. Das ist nicht so entspannend, wenn man nach dem Weg sucht.
Lage des Camp Dunav
Laut Beschreibung liegt dieser idyllisch an der Donau. Nunja. Man sieht die Donau tatsächlich, was wir aus den Online-Beschreibungen nicht ablesen ist aber, dass der Campingplatz weit über dem Fluss liegt, und dazwischen auch noch zweihundert Meter liegen, wo eifrig gebaggert und gebaut wird. Idyllisch? Nicht ganz, aber die Aussicht ist gut.
Ausstattung des Camp Dunav
Camp Dunav bietet die übliche Ausstattung.
Die Stellplätze selbst sind unparzelliert, man sucht sich hier einfach seinen Platz. Als wir vormittags ankommen, herrscht noch wenig Betrieb. Das soll sich aber später ändern, gegen Abend sind (trotz der fortgeschrittenen Saison um den 20. September) fast alle Plätze belegt. Hierher kommen offensichtlich vorrangig Wohnmobile auf der Durchreise. Durchreisende, die keine Stadtbesichtigung planen, können durchaus auch Camp Zasavica in Betracht ziehen.
Das Duschhaus ist nicht mehr neu, aber sauber.
Nachts wird das Tor zum Camp verschlossen, was jetzt nicht unbedingt verhindern würde, dass jemand ins Camp gelangt. Allerdings fühlten wir uns aufgrund der Lage weitab vom Trubel sehr sicher.
Kosten der Übernachtung
Die Übernachtung kostet uns mit dem Kastenwagen und zwei Personen ohne Strom etwa 2200 Dinar, was etwa 19 Euro entspricht. Wir können mit Karte bezahlen.
Was gibt es in Belgrad zu sehen?
Für einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten einer Stadt nutzen wir gerne Wikitravel. Auf der Seite über Belgrad (die Seite auf Englisch ist übrigens vollständiger) finden sich unter anderem Empfehlungen für:
- Die Festung Kalemegdan über der Stadt.
- Sveti Sava, die größte, orthodoxe Kirche der Welt
- Skadarlija, ein Künstlerviertel in der Innenstadt.
Zwar wollen wir das alles sehen, bei einem Blick auf der Karte wird aber schnell klar, dass ein Nachmittag/Abend (und mehr haben wir leider nicht zur Verfügung) dafür nicht genügen wird. Wir beschließen daher, bald wiederzukommen, und uns diesmal stattdessen einfach treiben zu lassen.
Mit dem Bus von Camp Dunav ins Zentrum
Unser Plan: Mit dem Bus vom Campingplatz ins Zentrum zu fahren. Das sollte doch möglich sein. Tja, ist es: Aber nicht so einfach.
Bustickets kauft man hier nämlich direkt beim Fahrer. Der nimmt aber nur serbische Dinar, welche wir nicht haben. Das Camp hat keinen Bankomat, und auch ringsum scheint es keinen zu geben. Der Mann an der Rezeption empfiehlt uns, zum nächsten Einkaufszentrum zu fahren. Er weiß schon warum. Wir nicht, deshalb fahren wir natürlich nicht, sondern gehen zu Fuß.
Die Zufahrtsstraße zum Camp ist noch kein Problem, da ohne Verkehr. Als wir auf der Hauptstraße ankommen, sehen wir auch schon die Bushaltestelle. Da könnten wir nun bequem einsteigen, hätten wir schon Dinar. So aber müssen wir zu Fuß weiter zum Einkaufszentrum gehen – nur ist das nicht vorgesehen. Es gibt keinen Gehsteig, und der Verkehr wirkt gefährlich. Fußgängern wird hier nicht ausgewichen.
Ab durchs Maisfeld
Wir wissen uns aber zu helfen, und biegen kurzerhand ins Maisfeld neben der Straße ab. Dort kommen wir langsam, aber sicher voran. Bis wir plötzlich vor einem Graben stehen, und uns Bauarbeiter verwundert anstarrren. Hier wird wohl gerade ein neuer Kanal gegraben. Umständlich klettern wir in unseren Sandalen ums Hindernis herum, und landen wieder auf der Hauptstraße. Nun können wir diese endlich queren, und landen in einer ruhigeren Straße in einem Industriegebiet. Auf dieser gelangen wir nun ins Einkaufszentrum
Endlich im Einkaufszentrum – doch wo ist der Bankomat?
Wir suchen und suchen, finden aber keinen Bankomat. Olya entdeckt aber glücklicherweise eine Western Union-Filiale. Dort können wir immerhin Euro tauschen. Kaum verlassen wir die Western Union-Filiale, sehen wir die wartenden Personen an der Bushaltestelle gerade aufstehen. Und tatsächlich: Da kommt er, der Bus.
Busfahrt nach Stari Grad
Um ihn nicht zu verpassen, laufen wir, und erwischen den Bus noch tatsächlich. Der Fahrer versteht uns nun auch auf Englisch, und verkauft uns Tickets (um etwa einen Euro pro Person, so genau wissen wir es nicht mehr). Die Fahrt dauert etwa vierzig Minuten, ist etwas holprig, ansonsten aber unspektakulär. Man kommt hier an Regierungsgebäuden und Parks vorbei, bevor man schließlich nahe der Altstadt ankommt.
Shabby Chic in Belgrad
Als wir mit dem Bus an der Endstation Zeleni Venac ankommen, empfängt uns (wie so oft an Bus-Bahnhöfen) Shabby Chic. Einiges ist herunterkommen, anderes perfekt herausgeputzt. Es fällt auf, dass oftmals die Hauptstraße schön hergerichtet ist, begibt man sich dahinter, findet man bröckelnden Verputz und verlassene Häuser.
Markt in Belgrad
Natürlich darf ein Marktbesuch in einer südländischen Stadt nie fehlen, und wir stolpern zufällig direkt aus dem Bus in den Markt „Zeleni Venac„. Hier gibt es vor allem Gemüse in bester Qualität zu geringen Preisen – schade, dass wir nicht wirklich einkaufen können, denn dann müssten wir während der gesamten Stadtbesichtigung ordentlich schleppen.
Ausgeh-Viertel
Wir spazieren in Richtung Save – einen der beiden Flüsse Belgrads. Kurz, bevor wir das Flussufer erreichen, kommen wir durch ein Ausgeh-Viertel mit interessanten Graffiti-Kunstwerken.
Waterfront
Wir nehmen eine (wenig vertrauenserweckende) Abkürzung durch einen rostigen Zaun und über Straßenbahn-Schienen, und finden uns plötzlich und unerwartet an der „Belgrade Waterfront“ wieder. Hier wurde das Flussufer der Save so richtig herausgeputzt. Breite, moderne Rad- und Gehwege, Grünstreifen und schöne Bars und Restaurants findet man hier.
Freizeitgestaltung an der Save
Im Fluss schwimmen Kinder, dann zischt wieder ein Schnellboot oder ein Jet-Ski übers Wasser: Der Fluss scheint hier Teil der Freizeitgestaltung zu sein.
Auch wir genießen die Atmosphäre – die immer wieder durch eine Straßenbahn, die über eine der Brücken rumpelt, passend bereichert wird.
Fischer an der Save
Die Save dürfte recht fischreich sein, denn hier tummeln sich haufenweise Fischer, die teilweise auch höchst erfolgreich sind. Wir beobachten mehrfach, wie große Fische an Land gezogen werden, um anschließend wieder (das mutet etwas grausam an) am Haken ins Wasser gehängt zu werden. Einige Fischer haben bereits ganze Bündel von Fischen vor sich im Wasser schwimmen.
Teures Glas Wein
Die Save ist nicht der einzige Fluss in Belgrad, denn in der Stadt mündet die Save in die Donau. In Richtung der Mündung spazieren wir nun, und setzen uns dann in eine der Bars am Fluss. Wir bestellen zwei Gläser Wein, ohne groß nachzufragen. Das wird sich als Fehler herausstellen.
Schön ist es hier – wenn auch die Mehrfachbeschallung mit unterschiedlichsten Musikrichtungen aus den Bars etwas gewöhnungsbedürftig ist. Jeder versucht hier, ein bisschen lauter als der Nachbar zu sein, und so mehr Aufmerksamkeit zu generieren.
Als wir die Rechnung bekommen, glauben wir an einen Irrtum: 14 Euro für zwei Gläser Wein? In Serbien?
Der Kellner schickt uns – sichtlich genervt – eine englisch sprechende Kollegin, die uns – ebenfalls genervt und wenig freundlich – erklärt, dass das schon seine Richtigkeit habe. Als Beleg bringt sie uns einen Kassenbon, wo auch tatsächlich dieser Betrag aufgedruckt steht. Naja, so eine Kasse ist ja geduldig, und druckt alles mögliche. Ob Touristenfalle oder Nobelbar mit Nobelpreisen, wir wissen es nicht. Aber egal: Ein wenig Lehrgeld muss wohl immer wieder sein, wer nicht vorher Preise kontrolliert, ist selbst schuld. Wir lassen uns die Laune nicht verderben, und gehen nun bergauf nach Stari Grad.
Stari Grad
Es geht bergwärts, wo die schönen Häuser und Kirchen stehen, und bald sind wir mitten im Getümmel. Vor unserem Bar-Aufenthalt konnten wir noch ein paar Bilder bei Tageslicht machen.
Abends in Belgrad
Nun wird es aber bereits dunkel, und in den Straßen von Stari Grad wird es geschäftig. Ein Restaurant reiht sich ans nächste, eine paar folgt auf die andere. Wir stolpern zufällig in die Knez Mihailova ulica, die bekannteste Pracht- und Einkaufsstraße der serbischen Hauptstadt, und genehmigen uns trotz der späten Stunde ein Eis. Schließlich wissen wir ja nicht, wann wir endlich ein Restaurant finden, das uns zusagt. Bei Manufaktura (siehe Foto mit den hängenden Schirmen) sah es sehr einladend aus, weshalb wir bereits versucht haben, einen Platz zu bekommen: Ohne Reservierung leider aussichtslos.
Essen bei Vuk
Schlussendlich finden wir einen Tisch bei „Vuk“. Als Vorspeise möchte ich endlich mal Domaci Ajvar probieren, das echte Ajvar also, das mit jenem, industriell gefertigten, das man in kroatischen Touristen-Lokalen zu jedem Fleischgericht bekommt, nicht viel gemein haben soll. Leider lehnt der Kellner aber meinen Wunsch ab: Dafür sei es jetzt nicht die Saison. Schade, aber so haben wir ein gutes Gefühl, hier Qualität serviert zu bekommen. In einer Touristenfalle hätte es das Gericht ja sicherlich gegeben, seit Monaten eingefroren und in der Mikrowelle aufgetaut. Gut so!
Das Essen schmeckt dann auch, allerdings essen wir (schon wieder) viel zuviel.
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Wo bleibt das Taxi?
Mit vollem Bauch rollen wir quasi den Hügel hinab zu unserem Busbahnhof. Wir finden die „richtige“ Haltestelle (die passenden Buslinien und Fahrtrichtungen sind angeschrieben), und warten. Zehn Minuten, dann zwanzig, dann vierzig. Laut Internet-Fahrplänen hätte der Bus schon zwei mal vorbeikommen sollen. Andere Busse halten auch ständig, und wir sind die einzigen, die so lange warten.
Nun wird es uns also zu lange, und wir beschließen, ein Taxi zu nehmen. Tja, wenn das nur so einfach wäre. Da wir ja wussten, wieviel die Bustickets kosten, und wir unsere übrigen Dinar verbrauchen wollten, haben wir eben das im Restaurant gemacht. Das Taxi müssten wir nun mit Kreditkarte bezahlen. Das lehnt aber ein Taxifahrer nach dem anderen ab. Theoretisch möglich, praktisch nicht, da kann im Internet stehen, was möchte.
Da wir dank der Taxisuche aber unseren Standpunkt geändert haben, sehen wir eher zufällig plötzlich „unseren“ Bus um eine Ecke biegen. Er fährt ganz woanders hin, als gemäß Haltestellenbeschriftungen vorgesehen. Wir laufen, und erwischen den Bus noch. Wo er hält, steht die Buslinie eigentlich nicht angeschrieben. Aber die locals wissen das natürlich, und sind nicht auf Beschriftungen angewiesen. Wer rechnet schon mit Touristen.
Jedenfalls kommen wir wohlbehalten am Campingplatz an, und verbringen eine ruhige Nacht, bevor wir dann am nächsten Tag nach Österreich fahren und damit unsere Reise beenden.
Fazit
Belgrad hat etwas. Eine Mischung aus polierter Fassade und bröckelndem Ostblock-Charme, wenn man es wagt, hinter die Fassade zu blicken. Teilweise sehr günstig, dann wieder extrem teuer zeigen sich hier Extreme, die im Osten wohl üblich sind. Die Stadt putzt sich jedenfalls heraus und ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Wir waren nicht zum letzten Mal hier, schließlich mussten wir viele Sehenswürdigkeiten auslassen.
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