Auf unserer Reise mit dem Wohnmobil entlang der Alabasterküste landen wir mit dem Wohnmobil natürlich auch am Pflicht-Ziel Étretat. Denn nirgends sind die Klippen der Normandie so schön, nirgends sonst gibt es so viele Felsformationen und kitschige Fotomotive zu sehen.
Inhalt
Anreise nach Étretat mit dem Wohnmobil
Étretat ist ein Pflichtziel auf jedem Normandie-Roadtrip und gehört sicherlich zu den schönsten Orten der Alabasterküste. Logisch, dass wir diesen Ort nicht auslassen wollen, nachdem uns Fécamp nicht so begeistert hatte.
Wir sind sicher nicht die einzigen mit diesem Plan, und gemäß Online-Recherche taugen die Park- und Stellplätze in Étretat kaum für Wohnmobile.
Eng an eng werde man hier geschlichtet, weit weg vom Ortszentrum, und auf den normalen Parkplätzen bestehe die Gefahr, von PKW rücksichtslos eingeparkt zu werden, sodass man nicht mehr wegkommt. Diesen Stress brauchen wir nicht, weshalb wir gleich beschließen, etwas außerhalb zu parken. Außerhalb der Saison können die Parkplätze in Étretat natürlich auch funktionieren, aber wir werden sehr ungern eingeparkt.
Das Wohnmobil in Bénouville parken
Den perfekten Parkplatz finden wir im Nest Bénouville. Hier gibt es – von Pferden und Kühen abgesehen – eigentlich nichts, aber es gibt großzügige Parkplätze.
Und: Wunder über Wunder, diese sind für Wohnmobile auch noch erlaubt, und zwar explizit auch für die Übernachtung. Wir können es kaum glauben.
Kostenfrei sind die Parkplätze außerdem. Es gibt zwar keine Services, aber da wir gerade V/E erledigt haben, ist das für uns kein Problem. Danke an dieser Stelle an die Gemeinde Benouville – das ist vorbildlich. Ein Hinweisschild erinnert lediglich an die ohnehin bekannten Regeln, dass man kein Campingverhalten zeigen solle, aber ansonsten auf allen Parkplätzen parken dürfe, wo auch PKW parken dürfen. Danke! Wir machen uns schnell einen Salat, und bereiten uns auf die Stadtbesichtigung vor.
Radtour von Bénouville nach Étretat
Bis nach Étretat sind es übrigens nur etwa 4 Kilometer weshalb das auch zu Fuß problemlos machbar ist – vielleicht sogar entspannter als per Fahrrad.
Der schönste Radweg, den ich jemals gefahren bin
Olya
Wie perfekt der Parkplatz liegt, merken wir erst jetzt, als wir zur Radtour nach Étretat aufbrechen. Denn der Klippen-Wanderweg ist absolut grandios und genial.
Auch der Start hat es gleich mal in Sich: Um das Plateau auf den Klippen zu erklimmen muss man zuerst mal steil bergan. Zu steil fürs Rad, vor allem mit Packtaschen. Olya trägt ihr Rad, ich versuche erst, zu schieben, aber mein Rad ist voll beladen, und die Schuhe haben hier nicht genug Grip. Ich muss also tatsächlich die Packtaschen abnehmen, das Rad nach oben tragen, und dann die Packtaschen separat holen. Die Aktion kann man also nur für sportliche Radler empfehlen, die Offroad-Touren und Rad-Tragen auch gewohnt sind. Vorgesehen ist hier wohl eher eine Wanderung.
Einmal oben angekommen sind wir aber froh, die Einstiegeshürde gemeistert zu haben. Olyas schlechte Laune verfliegt auf einen Schlag, sie spricht vom schönsten Radweg, den sie jemals gefahren ist. Die Route ist in komoot als Mountainbike-Strecke gekennzeichnet, unsere Gravelbikes haben aber null Probleme damit. Ein wenig Vorsicht ist notwendig, denn teilweise ist der Pfad sehr nahe am Abgrund. In die Landschaft zu schauen kann hier verhängnisvoll sein, es heißt daher konzentriert fahren, und für’s Genießen der Klippen sollte man unbedingt stehenbleiben.
Die vielen Felsformationen tragen alle Namen, und bei unserem nächsten Besuch würden wir diesen mehr Zeit widmen. So sehen wir sie nur von oben. Man kann sie auch per Boot aus der Nähe ansehen, und bei einer längeren Klippenwanderung noch viele weitere entdecken.
Kurz vor Étretat wird der Weg breiter, und die Touristenhorden werden zahlreicher. Das liegt daran, dass man hier an den Strand wandern könnte und außerdem auf der anderen Seite von Étretat die Porte d’Aval und den Felsen Aiguille erspäht. Das zieht die Massen an. Auch die Ausblicke auf die Stadt Étretat sind hier sehr schön. Mit den Fahrrädern ist es nun teils etwas mühsam, denn auf den schmalen Pfaden kommt man kaum aneinander vorbei.
Der Ort Étretat
Hinunter in die Stadt geht es dann entweder über eine Treppe – doch das wollen wir weder unseren Rädern, noch den sich hier tummelnden Touristen antun, weshalb wir hinter der Kirche Notre Dame de la Garde auf die Straße wechseln, die nun steil nach unten führt.
Die Fahrverbots-Schilder muss man am Fahrrad hier ignorieren: Uns fällt des öfteren auf, dass man einfach darauf vergisst, die Ausnahmeschilder für Radfahrer anzubringen. In der Praxis stößt sich niemand daran, wenn man die Schilder ignoriert, wir tun es hier nur den Franzosen gleich. Man muss das quasi auch tun, wenn man nicht mehrere Kilometer Umweg fahren möchte.
Am anderen Ende von Étretat könnte man noch direkt auf das Felsentor wandern. Der Weg ist dort aber zu eng und steil für die Räder, und im Ort möchten wir sie nicht stehen lassen (ein etwas wenig vertrauenswürdiger Geselle hatte sie schon interessiert beäugt, als wir sie für ein Selfie auf den Klippen kurz wo angelehnt hatten – und nein, der Bierbauch ließ nicht darauf schließen, dass er nur ein Radfan war, ich würde ihn eher im ähem, Import-Export-Business verorten)
In Étretat wählen wir eine Strandbar, setzen uns an einen Tisch, nachdem wir ordnungsgemäß unseren Pass Sanitaire vorgewiesen haben, bestellen uns Austern und Crevettes – nur um zu hören, dass wir dafür 10 Minuten zu spät dran sind. 18h30, und es gibt nichts mehr zu essen? Wir sind halt noch sehr weit im Norden, in Spanien hätte der Kellner nächstens verwundert dreingeschaut, weil wir jetzt schon etwas zu essen möchten.
So gibt es nur zwei Gläser Wein (nicht gerade die höchste Qualität zu je 4 Euro, billig ist’s hier nicht). Die Sonne verschwindet, und wir beschließen, wieder zurückzuradeln. Beim Entsperren der Bikes k**** mir eine Möwe auf den Helm, den ich glücklicherweise schon trage. Trotzdem ist das ekelhaft, ich wasche mich notdürftig mit der Wasserflasche (zum zweiten Mal auf diesem Trip, das Gleiche ist ja schon in Amsterdam passiert), und weiter geht’s.
Zurück zum Wohnmobil
Wieder müssen wir steil bergan, denn es gilt, auf Höhe der Klippen zu gelangen. Diesmal wählen wir allerdings den offiziellen Radweg, der hier bequem (und abseits der Hauptstraßen) entlang der Klippen führt. Ausblicke gibt es auf diesem Weg zwar nicht, dafür sind wir schnell wieder in Bénouville beim Camper.
Fazit zu Étretat mit dem Wohnmobil
Étretat bestätigt seinen Ruf als Pflicht-Ziel in der Normandie, auch mit dem Wohnmobil kommt man daran nicht vorbei. Doch die Parksituation ist nicht ganz einfach, weshalb wir den Parkplatz in Bénouville perfekt finden. Wir sind froh, Étretat gesehen haben, fahren nun aber weiter entlang der Alabasterküste nach Le Havre.
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