Spontan verbringen wir ein Juli-Wochenende an der Soča mit dem Wohnmobil. Hier kann man Wandern, Biken, Raften und die Natur genießen, sofern man sich mit den Touristenzahlen im Hochsommer anfreunden kann.
Inhalt
Die Soča
Die Isonzo-Schlachten
Soča ist der slowenische Name des Flusses Isonzo, und unter diesem Namen kennt man ihn wohl aus dem Geschichtsunterricht. Der Fluss entspricht im slowenischen Triglav-Nationalpark, und windet sich viele Kilometer lang durch sein Tal bevor er in Italien zum Isonzo wird und dann in die Adria mündet. Die blutigen Schlachten am Isonzo zwischen Italien und Österreich-Ungarn fanden im ersten Weltkrieg hier statt und führten auf beiden Seiten zu hohen Verlusten.
Mekka für Naturliebhaber
Heute ist das Soča-Tal ein Mekka für Naturliebhaber: Hier kann man alles machen, was irgendwie mit Bergen und Flüssen zu tun hat:
- Rafting und Kayaking
- Canyoning
- Moutainbiken
- Wandern
- Klettern
- Paragleiten
Dabei sind Bovec und Kobarid die Hot-Spots, wo die meisten Aktivitäten angeboten werden.
Anfahrt zur Soča aus Österreich
Um von Österreich zur Soca anzureisen, hat man im Prinzip drei Möglichkeiten:
- Erstens über die Autobahn von Ljubljana und Logatec.
- Von Österreich über den Wurzenpass nach Krajnska Gora, dann den Vršič Pass, Sloweniens höchste Passstraße mit famosem Ausblick auf den höchsten Berg Sloweniens, den Triglav. Bei Bewölkung kann man sich diese Fahrt aus Erfahrung sparen, denn dann fährt man auf 1600m nur durch Nebel.
- Über den Predil-Pass aus dem italienischen Tarvisio. Dieser ist weniger hoch als der Vršič-Pass und die Fahrt ist kürzer. Für Wohnmobile ist der Predil-Pass kein Problem, nur an einigen Engstellen sollte man vorsichtig unterwegs sein.
Unsere Anfahrt nach Bovec
Wir wählen daher diesmal den Predil-Pass. Die Fahrtzeit beträgt so ab Graz nur etwa 2.5h. Da wir in Villach noch einen Proviant-Stopp einlegen, und am Predil-Pass dann einige Male für Fotos anhalten, beträgt unsere Fahrzeit insgesamt ca. 4h bis nach Bovec.
Am Weg von Tarvisio auf den Predil-Pass sehen wir von der Straße aus den Lago del Predil, der sehr schön aussieht. Am Ufer sehen wir einige Camper im Schatten stehen, doch für uns ist es bereits zu spät, um das genauer unter die Lupe zu nehmen: Die ersten Serpentinen führen uns bereits steil bergauf.
Bovec
Bovec ist das Wasser- und Bergsport-Mekka des Soča-Tals schlechthin. Hier findet man organisierte Touren, MTB-Guides, Rafting, Zipline, und vieles mehr. Außerdem finden sich in Bovec mehrere Campingplätze, sowie ein Wohnmobil-Stellplatz an der Seilbahnstation auf den Kanin.
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Camping rund um Bovec
Die Campingplätze nahe Bovec sind einfache Zeltwiesen. Camp Liza, Camp Toni usw. unterscheiden sich nicht wesentlich, es ist teilweise sogar schwer feststellbar, wo welches Camp beginnt, und wo welches aufhört. Zelte und Camper sind ohne Parzellierung bunt gemischt. Jeder sucht (und verteidigt) den Platz, den er braucht. Auch ist man mit dem Wohnmobil nicht direkt an der Soca, denn die einzigen Plätze von Camp Liza, die direkt am Flussufer sind, sind nur für Zelte erreichbar.
Leider gibt es bei unserer Ankunft um 18h keinen Platz mehr und Olya gefällt der Trubel nicht. Also brechen wir nochmal auf.
Camping zwischen Bovec und Trenta
Google maps empfiehlt uns Camp Jelincic, etwas außerhalb von Bovec am Weg nach Trenta. Dort soll man nicht nur campen, sondern auch frischen Schafkäse kaufen können.
Also fahren wir ca. 20 Minuten in Richtung Vrsic Pass zurück nach Norden – nur, um auch dort Pech zu haben. Hier ist es zwar bedeutend ruhiger, das liegt aber daran, dass das Camp einen Headcount beschränkt: Ist dieser erreicht, wird niemand mehr aufgenommen, auch, wenn noch Platz verfügbar wäre.
Eigentlich eine gute Idee, das sorgt für Ruhe, aber bei uns akut für Stress, denn es ist nun bald 19:30 und wir haben noch keinen Übernachtungsplatz. Die nette Rezeptionistin meint aber, es gäbe noch zwei Camps weiter flussaufwärts.
Wir fahren also nochmal eine Viertelstunde, und tatsächlich: Beim Camp Triglav haben wir dann schließlich Glück.
Die großen Soca-Tröge
Am Weg dorthin taucht plötzlich ein Schild am Straßenrand auf. „Velika Korita Soce“ – die großen Soca-Tröge. Diese sehenswerten Tröge sollte man sich nicht entgehen lassen. Uns genügt das Sonnenlicht leider nicht mehr für wirklich schöne Fotos.
Camp Triglav in Trenta
Zwar ist auch dieses Camp gut belegt, doch der nette Slowene, der uns in Empfang nimmt, meint, wenn wir ohne Strom auskommen und uns ein weiterer Weg zu den Sanitäranlagen nichts ausmacht, dann hätte er einen Platz für uns. Kein Problem für unseren autarken Camper. Wir werden auf ein separates Areal geführt, wo nur zwei Camper stehen. Wir hören die Soca rauschen und sehen sie aus dem Fenster.
Die Sanitäranlagen sind ganz neu im nordischen Stil erbaut und extrem sauber. Toll!
Die beste Aussicht direkt auf den Triglav
Am Besten ist aber der Ausblick auf Sloweniens höchsten Berg, den Triglav (so benannt für seine drei „Köpfe“), direkt vor uns. Eine steile Wand erhebt sich wenige Kilometer vom Camp, und wir sehen aus unserer Schiebetüre direkt hin. Am Abend wird nur mehr der Berggipfel von der untergehenden Sonne angestrahlt, das sieht majestätisch aus.
Viel los und wenig Platz am Camp
Ein Wermutstropfen sind die Platzverhältnisse, bzw. der Umgang unserer Mitcamper mit diesen.
Abends parkt sich ein Slowene auf 70cm an unsere vordere Stoßstange, sodass er seinen Fahrradträger mit zwei Fahrrädern dann über unsere Motorhaube schwenken musste. Natürlich benötigt er ständig etwas aus seiner Heckgarage, und wetzt dann an unserem Camper vorbei.
Auch die tschechische Kletterpartie, die am zweiten Abend spätabends noch direkt neben uns ihr großes Zelt aufgebaut hat, rückt uns für meinen Geschmack etwas zu nah. Ihr Pkw wird schräg vor unseren Camper geparkt, also dorthin, wo man generell meint, am Campingplatz seinen (bezahlten) Raum zu haben. Dass sie morgens tatsächlich über meine Beine stolpern, als ich vor meinem Camper meinen Kaffee trinke, scheint ihnen kein Hinweis zu sein, dass sie vielleicht etwas nahe geparkt haben. Ich bin ja wirklich kein Platz-Reservierer, aber wenn Leute keinen Meter Abstand halten können, werde ich etwas unrund und sehne mich plötzlich nach Parzellen, oder noch besser Freistehplätzen.
Aber dafür kann der Platz nichts, der ist schön.
Wanderung an der Soča
Direkt an unserem Camper vorbei geht ein Wanderweg, der Teil des bekannten Alpe Adria Trails ist. Am Tag nach unserer Ankunft wandern wir auf diesem in Richtung Süden.
Der Weg ist wunderschön, und recht naturbelassen. Es geht sanft auf und ab, mal ist man nahe am Fluss, mal etwas darüber. So richtig abwechslungsreich ist das nicht, wir sind eben doch eher Gipfelstürmer.
Wir gehen etwa zwei Stunden in eine Richtung, essen zu mittag (Leider findet man hier, anders als an österreichischen Wanderwegen, keine Labestationen), und kehren dann um.
Essen in Trenta
Hundert Meter am Camp Triglav vorbei, in Richtung des Orts Trenta, findet man ein einfaches, slowenisches Gasthaus.
Leider bekommen wir bereits um 18:15 keinen Platz im Freien mehr, so gut besucht ist die Kneipe. Zuerst warten wir vergeblich auf einen Platz, bis der Hunger zu groß wird, und wir drinnen Platz nehmen. Das Essen ist einfach, aber sehr gut und nicht teuer. Genau das richtige nach einem Wandertag.
Fahrt an der Soča entlang über Kobarid nach Tolmin
Ca. 1h dauert die Fahrt von Camp Triglav über Bovec und Kobarid nach Tolmini. Die Fahrt ist landschaftlich sehr schön, führt mal am Fluß entlang, dann wieder hoch darüber an einer Schlucht vorbei.
Die Tolmin-Schlucht
Unser letzter Stopp im Soca-Tal ist für dieses Mal die Tolmin-Klamm.
Den Parkplatz P2 erreicht man, indem man im Zentrum von Tolmin von Norden kommend links abbiegt. Hier können Wohnmobile auf schönen und großzügigen Parkplätzen gratis parken. Sogar das (in der Saison ständig verkehrende) Shuttle ist kostenlos. Der Eintritt in die Schlucht kostet dann acht Euro pro Person. Man kann wohl auch auf Wanderwegen in die Klamm gelangen und zahlt dann nichts.
Die Tolmin-Klamm ist als Rundweg angelegt, für den man eineinhalb Stunden benötigt. Je nach Fitness, Geh-Geschwindigkeit und Anzahl der Fotostopps kann daraus auch beträchtlich mehr werden, schließlich geht es ständig bergauf oder bergab.
Für Foto-Begeisterte empfiehlt sich ein Besuch morgens oder nachmittags, denn zu Mittag wirft die Sonne sehr harte Schatten in die Schlucht.
Dante-Höhle
Im Zuge des Rundgangs kann man auch den Eingang zur Dante-Höhle besichtigen, benannt nach dem Dichter Dante Alighieri, der hier im 14. Jahrhundert zu Gast gewesen sein soll, und dem die Höhle als Inspiration für die „Göttliche Komödie“ gedient haben soll. Da die Höhle eher anspruchsvoll ist, kann sie nur mit einem Guide betreten werden. Ohne Führer steht man nach einigen Metern vor einem Eisentor.
Camping in Tolmin
Auch in Tolmin gibt es einen Campingplatz, der wohl ebenfalls voll belegt war – jedenfalls parkten einige Wohnmobile vor den Toren, als wir vorbeifuhren.
Abfahrt von der Soča in Richtung Ljubljana
Obwohl Googlemaps meint, der Weg zurück, wie wir gekommen sind, sei der Kürzeste, ist uns das zu langweilig. Wir fahren von Tolmin weiter in Richtung Osten um die Autobahn bei Logatec zu erreichen und dann über Ljubljana nordwärts nach Hause zu fahren. Was wir nicht wissen ist, dass es hier zwar weniger touristisch wird, aber sehr kurvig und langsam vorangeht. Etwa dreieinhalb Stunden benötigen wir so von Tolmin nach Graz.
Das Soča-Tal früher und heute
Zum letzten Mal war ich vor 15 Jahren im Soca-Tal. Damals war eine Aufbruchsstimmung zwar merkbar, es gab schon allerlei touristische Angebote, aber auf den Campingplätzen war auch im August noch viel Platz. Das ist heute anders: Hier herrscht Trubel. Die kleinen Straßen sind vielbefahren, und wer um 17h noch keinen Platz am Camp hat, kann auch mal Pech haben und wird wieder weggeschickt. Auch die einfacheren Wanderwege sind gut besucht. Dennoch kann man nach wie vor Erholung und Ruhe im Soca-Tal finden – es ist einfach schön, und die Natur gibt genügend versteckte Winkel her, die man nur finden muss.
Von der Soča ins Vipava-Tal
Wer mehr Zeit hat, kann von der Soča zur Vipava ins nächste Teil weiterreisen. Dort ist es beschaulicher, aber ebenfalls sehr schön und empfehlenswert. Unsere Eindrücke aus dem Vipavatal vom Wein-Verkosten und ins Tal blicken haben wir bereits dokumentiert.
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