Im August und September 2019 haben wir wiedermal eine vierwöchige Balkan-Rundreise unternommen. Und nun startet endlich auch unser Reisebericht, als Serie über mehrere Artikel hinweg. Wir starten mit dem Una-Nationalpark in Bosnien.
Inhalt
Der Una-Nationalpark
Der Una-Nationalpark liegt in Bosnien am gleichnamigen Fluss. An der Una waren wir im Vorjahr bereits, doch ein Wetterumschwung und anschließend eine Woche Regenwetter verhinderte damals eine Besichtigung des Nationalparks. Das wollen wir also nun, ein Jahr später, nachholen.
Die Römer gaben der Una ihren Namen – wegen ihrer Schönheit war sie einfach „die Eine„. Una, eben. Und schön ist sie wirklich anzusehen – ein Besuch zahlt sich aus.
Anreise in den Una-Nationalpark
Wir brechen etwas verspätet in Graz auf – 13:30 ist es geworden. Wir fahren über Maribor, Ptuj, Macelj, Zagreb und Karlovac. Dort verlassen wir die Autobahn und fahren bis kurz vor Plitvice auf der Landstraße. Wenig später biegen wir nach Osten in Richtung Bosnien ab. An der Grenze warten wir etwa 30 Minuten (warum, ist eher unklar), dann geht es weiter. Bald erreichen wir unser Ziel, Kulen Vakuf.
Die Geografie des Una-Nationalparks
Der Una-Nationalpark liegt im westlichsten Teil Bosniens, südlich der Stadt Bihać, im Gebiet der Flüsse Una, Unac und Krka (die anscheinend nicht jene Krka des bekannten Krka-Nationalparks in Kroatien ist). Der Una-Nationalpark ist mit 198 m^2 Bosniens größter und jüngster Nationalpark. Im Westen grenzt der Una-Nationalpark an Kroatien.
Größere Orte sucht man im Nationalpark vergeblich, es gibt aber ein paar Ortschaften. Wir haben Kulen Vakuf und Martin Brod besucht. Kulen Vakuf bietet einige Campingplätze, und bot sich so als Ausgangspunkt für unseren Besuch der großen Wasserfälle an. Auch Martin Brod bietet Wasserfälle und ist ein idyllischer Ort.
An Lohovo – Račić fuhren wir nur vorbei – von Norden kommen lässt sich das kaum vermeiden. Es wurde aber bereits dunkel und wir waren noch auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz, weshalb wir nur durchgebraust sind. Der Ort scheint ebenso (kleinere) Wasserfälle, sowie viele Pensionen zu bieten.
Aktivitäten im Una-Nationalpark
Im Una-Nationalpark dreht sich alles um seine Flüsse und Wasserfälle. Hier kann man gut:
- Wandern
- Radfahren
- Raften
- Angeln
- Tauchen
Natürlich muss man sportlich nicht unbedingt aktiv werden – an den meisten, touristischen Zielen kann man auch direkt mit dem PKW parken.
Einen Fliegenfischer sahen wir in Kulen Vakuf. Zum Tauchen können wir mangels Erfahrung nichts sagen.
Das Radfahr-Angebot ist zwar noch nicht weit ausgebaut (obwohl wir in Martin Brod einen offiziellen Radweg erspäht haben), doch der Verkehr hielt sich bei unserem Besuch in Grenzen, und Autos fuhren vorsichtig an uns vorbei. Insofern konnte man auch auf der Hauptstraße relativ gemütlich radeln. Wer in der Natur unterwegs sein will, sollte sich aber Kartenmaterial und vielleicht sogar einen Guide besorgen.
Für Rafting gibt es mehrere Tour-Anbieter.
Campingplätze im Una-Nationalpark
Eine der wenigen Siedlungen des Una-Nationalparks ist der Ort Kulen Vakuf. Hier findet man zwei einfache Campingplätze, Camp Buk und Camp Lav. Beide findet man, von Norden kommend, rechts der Straße. Zuerst Buk vor dem Ort, und Lav gleich nach der Ortsdurchfahrt (nachdem man bei der Brücke und den danach folgenden Häusern vorbei ist).
Auch Martin Brod bietet einen Campingplatz, allerdings haben wir diesen übersehen und wissen somit nicht, ob er für Wohnmobile zugänglich ist.
Weitere „Kamps“ entdeckten wir auch auf unserem Weg per Fahrrad zum Strbacki Buk, doch dazu später mehr.
Kamp Lav
Wir verbrachten zwei Nächte am Campigplatz „Lav“. Man steht hier auf einer unparzellierten Wiese am Fluss. Die Plätze am Fluss waren alle belegt, wir haben uns einen Platz dahinter gesucht. Leider mussten wir wieder umparken, weil die Toiletten im hinteren Bereich des Platzes geruchstechnisch unangenehm wahrzunehmen waren. Die Toiletten selbst sind einfach, aber sauber. Ein Teil des Platzes war als Fußballplatz markiert. Das ist für Kinder sicher super, ich persönlich werde aber etwas unrund, wenn direkt neben meinem Kasten Fußball gespielt wird. Insofern waren wir froh, dass das Angebot nicht genutzt wurde.
Theoretisch kann man am Platz auch essen, wir gingen dafür aber zu Fuß in den Ort (5-10 Minuten). Die Nacht für Camper und zwei Personen kostete im August 15 Euro. Strom war – glaube ich – inkludiert, diesen benötigten wir aber nicht.
Weitere Übernachtungsmöglichkeiten im Una-Nationalpark findest du hier.
Kulen Vakuf
Kulen Vakuf – ein seltsamer Name, oder? Klingt gar nicht bosnisch. Das ist der Name eigentlich auch nicht. „Vakuf“ scheint der arabische Begriff für eine Art „Stiftung“ zu sein, denn ein Sultan hatte hier unter der osmanischen Herrschaft eine Moschee gestiftet.
An der Una kann man in Kulen Vakuf Fliegenfischer beobachten.
In den Restaurants an der Brücke in Kulen Vakuf isst man ausgezeichnet, und dabei günstig. Eine große Portion Forelle besteht aus zwei ganzen Forellen. Dabei ist Kartoffelsalat, und das kostet dann sieben Euro! Insgesamt bezahlen wir 20 Euro für zwei Personen, Getränke und Salat inklusive.
Bike-Tour zum Štrbački Buk-Wasserfall im Una-Nationalpark
Wir beschließen, mit den Fahrrädern zum größten Wasserfall im Una-Nationalpark, dem Štrbački Buk zu fahren. Zu Beginn geht’s auf Asphalt dahin. Der Verkehr hält sich in Grenzen, das ist ok. Man sieht viele verlassene Häuser – und eine Kuh, die wohl gerne Fußball spielt.
Bei Orašac biegen wir auf eine Schotterstraße ab.
Die Schotterpiste ist sehr staubig, und wir sind froh über unsere Mountainbikes und deren Federung. Die Straße ist zwar nicht ganz so schlimm, wie die Reseberichte behaupten (Leute, die das für eine furchtbare Straße halten, waren noch nie auf einer griechischen Insel), aber da der Autoverkehr rege ist, werden wir am Bike gut eingestaubt.
Die Straße führt bald an der Una entlang, was sehr schöne Ausblicke ermöglicht.
Entlang des Weges finden sich sogar einige „Kamps“. Diese sind aber wohl eher für Rafting-Touren gedacht, und weniger für Wohnmobile.
Štrbački Buk-Wasserfall
Štrbački Buk ist insgesamt 24,5 Meter hoch, und setzt sich aus mehreren Wasserfällen zusammen. Die Una bildet hier die Grenze zwischen Bosnien und Kroatien, und der Name des Wasserfalls stammt vom nahegelegenen Ort Donji Štrbci auf der kroatischen Seite.
Kurz vor dem Wasserfall heißt es dann: Eintritt zahlen! Das kostet sieben Euro für zwei Personen. Kreditkarten werden nicht akzeptiert, aber Euro sind kein Problem. (Gut für uns – wir haben in Bosnien noch keine Bank entdeckt und haben deshalb keine Mark). Generell werden Euro überall akzeptiert, auch in Restaurants.
Wie immer in Bosnien sind auch hier die Besucher aus dem arabischen Raum zahlreich.
Rafting auf der Una
Auf der Una werden Rafting-Touren angeboten, und diese führen – ja, man glaubt es kaum – über diesen Wasserfall. Allerdings steigen die Tour-Teilnehmer vor dem großen Wasserfall ganz oben aus. Wie kommen dann Boot und Bootsführer nach unten? Ganz einfach: Das Boot treibt einfach über den Wasserfall. Und der Bootsführer? Der springt. Das kam so unerwartet, dass ich leider kein vernünftiges Bild davon machen konnte.
Nach dem großen Wasserfall steigen die mutigeren Tour-Teilnehmer wieder zu, und fahren über die kleineren Wasserfälle mit. Die Angsthasen steigen dann erst ganz unten wieder ins Boot.
Abreise aus Kulen Vakuf
In der zweiten Nacht am Camp Lav kann ich dank Vollmond nicht schlafen und stehe schließlich, nach einer Stunde des Links- und Rechtswälzens schließlich um 5:45 auf. Das hat nicht nur Nachteile, denn so kann ich die nebelverhangene Una fotografieren, die ein tolles Motiv abgibt.
Währenddessen versuche ich mich am Download von Offline-Karten über das langsame Camping-Wlan, da ich daran zuhause wiedermal nicht gedacht hatte.
Um 07:30 ist dann auch die Campingplatz-Wirtin „endlich“ wach. (Sie hat am Vortag mit ein paar Gästen mitgefeiert, und sieht ein wenig mitgenommen aus)
Ich bezahle 30 Euro für zwei Nächte, Strom scheint pauschal inkludiert zu sein, was für uns natürlich ein Nachteil ist. Um 7:45 geht es auch schon los.
Von Kulen Vakuf nach Martin Brod
Während unseres Aufenthalts am Kamp Lav (!) wurde die Straße vor dem Campingplatz neu asphaltiert. Die Ausfahrt, ohnehin schon eine steile Schotterpiste voller Schlaglöcher, ist nun noch schwieriger zu bewältigen: Am Ende kommt nämlich noch eine 20 Zentimeter hohe Asphalt-Rampe hinzu. Im ersten Anlauf (zu langsam!) drehen die Vorderräder durch, und es geht nicht mehr weiter. Also zurückrollen, Traction+ aktivieren, und mit mehr Mut (und zu hoher Geschwindigkeit) nach oben poltern. Die Asphalt-Rampe traue ich uns (dank des Winkels) nicht zu, und ich möchte ungern unseren Abwassertank (oder schlimmeres) beschädigen. Also lege ich ein lustiges Manöver hin, bei dem ich parallel zur Straße auf der falschen Straßenseite vorsichtig auffahre, und dann im Ort erstmal wieder umdrehen muss.
Kurz nach Kulen Vakuf ist die neue Asphalt-Decke aber schon wieder zu Ende. Bis Martin Brod fährt man auf einer von Schlaglöchern regelrecht zersiebten Schotterpiste. Es dauert daher etwas länger, bis man ankommt, doch es macht uns nichts aus: Dank Bodennebel und durchblitzenden Sonnenstrahlen ist das Flair ganz besonders.
Martin Brod
Doch die Fahrt zahlt sich aus, den Martin Brod ist eine idyllische Sehenswürdigkeit. Ein Dorf, das entlang von Wasserfällen erbaut wurde.
Entlang von etwa achthundert Meter reiht sich ein kleiner Wasserfall an den nächsten.
Auch hier macht sich der frühe Start bezahlt. Offiziell öffnet der Zugang zum größten Wasserfall um 08:00, doch als wir um 8:10 daran vorbeispazieren, ist noch niemand da, um zu kassieren. Der große Wasserfall ist sehr schön, aber am schönsten ist es, dieses Schauspiel ohne Touristengedränge genießen zu können. So kann ich in Ruhe mein Stativ aufbauen und fotografieren.
Eine weitere Besonderheit von Martin Brod sind die natürlichen Waschmaschinen, die die Bewohner früher in die kleinen Wasserfälle eingebaut haben. Diese können wir nicht besichtigen, da wir auch dafür zu früh dran sind, wir sehen einfach niemanden, der für uns eine Führung machen würde.
Eines meiner Bilder aus Martin Brod wurde sogar von der VOGUE Italia ausgewählt. Dieser furchteinflößende Wachhund war nur mutig, solange man nicht allzu nahe kam. Dann versteckte er sich sofort in seinem Häuschen.
Weiter nach Süden
Von Martin Brod aus brechen wir in den Süden auf. Es geht über steile Serpentinen nach oben, was uns noch einen Blick auf den Krka-Canyon ermöglicht.
Wir steuern nun Albanien an, legen am Weg dorthin aber noch einen Stopp in Süd-Bosnien ein, bevor wir Montenegro durchqueren.
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