Nach dem Günser Gebirge und der Buckligen Welt haben wir Lust auf Biken bekommen. Und so landen wir bei den Wexltrails in St. Corona. Ja, das heißt wirklich so.
Inhalt
Nachdem ich im letzten Artikel den Hutwisch in der Buckligen Welt erklommen hatte, beraten wir im warmen Camper und entscheiden, nach St. Corona weiterzufahren. Denn dort gibt es die Wexl Trails, und die sind schon lange auf unserer TODO-Liste. Bislang hatte es nie gepasst, doch diesmal sind wir gerade einmal dreißig Kilometer entfernt.
St. Corona am Wechsel
Man könnte ja fast glauben, ein geschickter Bürgermeister hätte seinen Ort im Jahr 2020 umbenannt, um Google-Suchergebnisse abzugreifen. Ein Clickbait-Ort? Mitnichten, St. Corona heißt tatsächlich so, und schon immer.
Anfahrt nach St. Corona
Von Hochneukirchen haben wir keine lange Anfahrt. Im strömenden Regen ist diese allerdings auch nicht besonders lustig. Wir fahren über die vielen Hügel der Buckligen Welt und da wir (mal wieder) eine Abzweigung verpassen, kommen wir an der Eis Greissler Manufaktur vorbei. Dabei scheint es sich um ein lohnenswertes Ziel für Familien mit Kindern zu handeln. Denn es gibt nicht nur Eis zu kaufen, sondern auch einen großen Spielplatz mit Streichelzoo, Tret-Go-Kart-Bahn und mehr.
Wenig später sehen wir erstmals auch die Oldtimer-Raststation Zöbern aus einem anderen Blickwinkel. Auf der Autobahn waren wir schon viele Male dort, aber so haben wir sie noch nie gesehen.
Wir durchqueren Aspang und erreichen wenig später auch schon Unternberg kurz vor St. Corona.
Gemütlicher Nachmittag im Camper am Parkplatz P3 der Wexltrails
Es regnet fast den ganzen Nachmittag, somit wird dieser gemütlich angelegt. Wir arbeiten am Laptop, Olya macht ein Nickerchen, strickt, und wir schauen den Regentropfen zu, die am Kastenwagen entlang über die Scheibe nach unten tropfen.
Erst kurz vor Sonnenuntergang kommt endlich die Sonne wieder heraus, und wir nützen die Zeit für einen Spaziergang.
Einen Camper-Kollegen erspähen wir hinter einem Holz-Stoß, er scheint ortskundig zu sein.
Die Wexltrails
Bei den Wexltrails handelt es sich um eine Trailarea im Wechselgebiet (daher auch der Name).
- Es gibt einen Flowtrail
- sowie einen Singletrail.
- Zudem kann man sich am Uphill-Flowtrail (aus eigener Kraft oder per eBike) nach oben zu diesen Trails strampeln.
Zudem gibt es im Wechselgebiet noch einige Panoramatrails, die dann zwar weniger Trails, dafür aber mehr Aussicht bieten.
Fürs spezifische Üben von Skills gibt es eine eigene Skills-Line, und ein Pump-Track steht zum Üben der richtigen Pump-Technik zur Verfügung.
Ausstattung und Zusatz-Angebot
Abgesehen von den Trails selbst, wartet man noch mit einem umfassenden Angebot rundum auf:
- Shop und Verleih für e-Mountainbikes und Fullys
- Abholservice für Gäste, die mit dem Zug anreisen
- Geführte MTB-Touren, z.B. mit dem eBike auf den Wechsel oder individuelles Guiding.
- Eine Bike-Schule
- Shuttle-Service per Bus zum Einstieg beim Speicherteich (SUP-Area).
- Eine Bike-Waschstation
- Die Wexl-Lounge
- In der zweiten Jahreshälfte 2020 soll außerdem noch ein 1,2km langer Schlepplift sowie eine Jump- und Downhill-Line das Angebot erweitern.
Hier findest du die aktuelle Preisliste.
Generell ist die Anlage gut durchdacht. So erlaubt es beispielsweise eine Rampe, die Straße zwischen Parkplatz und Bikepark-Talstation sicher zu überqueren.
Das Restaurant „Wexl Lounge“ bietet von 09-19:30 warme Küche und versorgt auch Camper mit allen Mahlzeiten, vom Frühstück bis zum Abendessen.
Mini-Bikepark für kleine Biker
Mit einem „Zauberteppich“ werden die Kleinsten Biker ab drei Jahren nach oben Befördert, und können sich dann im Mini-Bikepark austoben.
Weitere Aktivitäten für Kids
Hier in Sankt Corona gibt es nicht nur einen Mini-Bike-Park, sondern auch einen Motorikpark für Kinder und einen Ameisenpfad. Biker mit Kindern müssen sich also nicht fürchten, dass dem jüngeren Nachwuchs langweilig wird.
Camping bei den Wexltrails
Camping ist an den Wexltrails ausdrücklich erlaubt.
Dazu steht der Parkplatz P3 zur Verfügung, der – wie man selbst augenzwinkernd meint – „fast eben“ ist.
Sogar die saubere WC-Anlage der Wexltrails darf mitgenutzt werden. Das ist vorbildlich, und wir kommen gerne wieder.
Auch Wasser-Tanken und Stromanschluss (gegen Gebühr) soll möglich sein, das haben wir aber nicht getestet.
Mehr Infos zum Camping an den Wexltrails gibt’s hier.
Ein kalter Morgen in St. Corona
Kalt ist es, als wir aufstehen. Der Nordwind bläst, nachts hatte es nur 3°C und die Tageshöchsttemperaturen werden mit 12°C erwartet. Wir warten also ab – zu tun gibt es genug. Wir sortieren Fotos und schneiden YouTube-Videos, und müssen auch die am gestrigen Regentag verbrauchte Energiemenge wieder ersetzen. Also wird die Solartasche aufgebaut – und gleich wieder umgeweht. Gesichert mit Schnüren kann sie dann erstmal stehenbleiben, und zusammen mit der Dach-Anlage pumpt sie nun eifrig Strom in die Batterie. 70Ah sind bis Mittag wieder ersetzt, und alle Geräte geladen.
Wir biken auf den Wexltrails
Um 13h sieht es dann schon recht warm aus – zumindest, solange kein kalter Windstoß daherkommt. Wir holen die Bikes aus der Heckgarage und machen uns zum Biken fertig.
Bei der Talstation steigt man in den Uphill-Flowtrail ein. Man könnte sich auch shuttlen lassen, oder einen Lift nehmen, doch die Saison hat (wohl auch Corona-bedingt) noch nicht begonnen.
Man fühlt sich wohl an den Wexltrails
Dankenswerter Weise ist die Trail-Benutzung aber bereits explizit erlaubt (und kostenfrei).
So sieht ein positives Kundenerlebnis aus! Viele andere Regionen hätten da stattdessen Verbotsschilder aufgestellt oder abkassiert, aus Angst, etwas zu verpassen. Nicht hier am Wechsel. Hier vertraut man darauf, dass man sich die positiven Erlebnisse auch merkt, und zumindest von uns können wir behaupten, dass das definitiv der Fall sein wird.
Der Uphill-Flowtrail
Wir starten bergan auf dem Uphill-Flowtrail. So richtig flowig ist der wohl für eBiker, für uns initial nicht so sehr. Denken wir initial.
Später lernen wir den Flowtrail jedoch zu schätzen, denn im Vergleich mit dem Uphill-Radeln auf einer Forststraße ist der Uphill-Flowtrail um vieles abwechslungsreicher. Hier denkt man mit und gibt sich viel Mühe.
Erste Abfahrt am Flowtrail
Olya ist verkühlt und möchte nach etwa 150hm umdrehen. Ich fahre mit ihr den Flowtrail nach unten. Dazu muss man wissen, dass Olya eine eher ängstliche Bikerin ist, und vor allem gebaute Strecken und steile Abschnitte hasst. Mit Steilkurven hat sie schlechte Erfahrungen gemacht, und wenn sie diese erblickt, bauen sich psychologische Barrieren auf.
Ich muss also vorausbiken und ihr demonstrieren, dass diese Steilkurven hier eigentlich ganz flach und harmlos sind. Und tatsächlich – wo sie anfangs noch androht, nach unten zu schieben oder die Forststraße zu nehmen, durchfährt sie bald die ersten Steilkurven, und gegen Ende hat sie sogar Spaß daran.
Der Flowtrail ist hier nämlich wirklich gut gemacht. Jenen auf der Petzen finde ich z.B. ja zu schnell. Damit dieser Spaß macht, muss man schon ziemlich schnell dran sein, und dann haben Stürze auf die betonierte Strecke natürlich auch entsprechende Auswirkungen. Der Wexltrails-Flowtrail ist aber flacher, kurviger und auch abwechslungsreicher. Auch mir gefällt das sehr. Ich bin ja eher technischer Mountainbiker und kein Tempobolzer, und da ich keine 14 mehr bin habe ich auch keine Lust. auf Stürze. Sprünge lasse ich meist aus, doch hier am Flowtrail ergeben sie sich automatisch und ohne großes Risiko.
Zweiter Anstieg alleine
Bei der Talstation verabschiede ich mich einstweilen von Olya, sie wärmt schonmal den Camper auf. Ich strample wieder nach oben. Diesmal bleibt es nicht bei 150 Höhenmetern, ich möchte ja nach ganz oben. Da kommen nochmal etwa 300hm drauf.
Bei etwa 250hm wird gerade eifrig gebaggert, hier entstehen wohl die neuen Downhill und Jump-lines.
Etwas oberhalb der Bagger ist der Uphill-Flow dann zu Ende, und es geht auf einer Forststraße weiter. Plötzlich erspähe ich einen Spielplatz, wenig später muss ich schmunzeln.
Eine SUP-Station am Berg
Hier, am Berg, gibt es eine Standup-Paddel-Station. Am Wechsel wird kein Trendsport ausgelassen. Lustige Idee.
Derzeit ist der Teich aber nicht mit Wasser gefüllt, und somit wird auch nicht gepaddelt.
Stattdessen strample ich weiter bergan – als einziger. Alle anderen Biker steigen bei der SUP-Station in die Trails ein. Doch hier, beim Teich, gibt es noch keine Aussicht, die Bäume verstellen die Sicht.
Angekommen an der Almrausch-Hütte
Um eine richtige Aussicht genießen zu können, möchte ich ganz nach oben, zur Almrausch-Hütte.
Das ist harte Arbeit, denn ab der SUP-Station heißt es: Zähne zusammenbeissen, und strampeln. 12% Steigung ohne Unterlass haben es in sich.
Doch schließlich machen sich die Anstrengungen bezahlt, die Aussicht von hier oben ist grandios. Man sieht nicht nur die umliegenden Berge und Orte, sondern kann auch mühelos fast den gesamten Neusiedlersee in der Ferne erspähen.
Und nicht nur das: Im fernen Dunst ragt sogar die Skyline Wiens hervor. Das erkennt man auf den Fotos leider nicht (schließlich hat man beim Biken kein schweres Tele-Objektiv dabei), aber die Erinnerung daran ist dennoch schön.
Die Hütte selbst ist noch geschlossen, und da ich somit weder eine Erfrischung noch einen hießen Tee (den ich wegen des eiskalten Windes ganz gut brauchen könnte) bekomme, bleibe ich nicht lange. Ein paar Fotos, und schon geht es wieder hinab ins Tal.
Abfahrt am Singletrail
Ich fahre den Singletrail ins Tal – der ist richtig anspruchsvoll. Teilweise ist er ähnlich gebaut wie der Flowtrail, also mit Sprüngen und Steilkurven, aber im Gegensatz zum Flowtrail hat viele Felsen und Wurzeln.
Die Zähne klappern, die Unterarme schmerzen, aber der Trail ist wirklich schön und flowig zu fahren.
Für den Singletrail sollte man meiner Meinung nach etwas Erfahrung mitbringen. Er ist teils sehr wurzelig und felsig, mit Steilkurven, und auch ein Drop ist mal eingebaut. (Der kann aber umfahren werden, was ich natürlich auch gemacht habe). Der Trail ist aber sehr schön angelegt, mir hat’s viel Spaß gemacht, auf ihm ins Tal zu düsen.
Allerdings musste ich alle paar hundert Meter eine Pause einlegen, denn es war erst der zweite Trailride diese Saison und meine Unterarme waren das ganze noch nicht so gewohnt ;)
Unten angekommen wärme ich mich erstmal bei einer heißen Dusche im Camper auf. Schon auf der Almrauschhütte brachte mich der eisige Wind dazu, alles anzuziehen, was ich im Rucksack dabei hatte. Und die Abfahrt im Wald war dann natürlich nicht wärmer.
Abfahrt aus St. Corona
Wir bleiben nach unserem Trailride noch einmal am Parkplatz, und brechen nach dieser zweiten Nacht in St. Corona dann schließlich auf.
Uns hat es in St. Corona sehr gut gefallen, und wir waren definitiv nicht zum letzten Mal auf den Wexltrails!
Weiter geht es für uns nun über den Feistritzsattel und dann in Richtung Mürzzuschlag. Dazu mehr im nächsten Artikel.
Marc Zeppel
Hallo Gerfried,
danke für Deine schönen Berichte. Wir haben uns auch einen Fiat KAsten zugelegt und sind jetzt am optimieren (da auch Surfer und Kiter) Welche Dachträgermöglichkeit hast Du für deine Surfbox+Bretter gewählt. Für Infos und evt. Detailbilder danke ich Dir.
Gruß Marc aus Argenstein (Marburg) mitten in Hessen.
Falls Ihr Euch für eine schöne Historische Altstadt Interessiert Marburg ist immer eine Reise Wert.
http://www.mobilisten.de/stellplaetze/deutschland/35039-Marburg-Wohnmobilstellplatz.php
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Marc,
wir haben uns für den Thule Smartclamp-Träger entscheiden, wegen dessen hoher Belastbarkeit und Flexibilität. Die durchgängige Nut auf allen Seiten ist sehr praktisch für diverse Basteleien. Bei uns sind da derzeit Dachbox (mit den hohen Thule-Trägern, das Dachfenster geht so immerhin einen Spalt auf), die Solaranlage und Ösen fürs Sonnensegel angebracht. Überlegen uns gerade, eine Mobilfunk-Antenne nachzurüsten, auch diese würde ich wieder am Träger montieren.
Am vorherigen Kasten hatten wir die übliche Fiamma-Reling, ich finde die von Thule besser.
Bilder gibt’s u.a. hier und hier.
Danke für den Tipp mit Marburg, evtl. machen wir im Sommer tatsächlich einen Deutschlandtour!
Ciao
Gerfried