Auch uns hat die Winterreifenpflicht Frankreich ziemlich überrascht, denn sie wurde 2021 neu eingeführt. Wie die Winterreifenpflicht genau aussieht, ob man zum Überwintern in Spanien mit dem Wohnmobil unbedingt Winterreifen braucht und welche Ausnahmen es gibt, sehen wir uns in diesem Artikel an. Außerdem erzählen wir dir, ob und wie wir legal durch Frankreich gekommen sind, obwohl wir von der Regelung nichts wussten.
Inhalt
Winterreifenpflicht in Frankreich – neu ab 2021!
Denn erstmalig gibt es ab 2021 eine Winterreifenpflicht in Frankreich. Ab 1.11.2021 tritt diese erstmals in Kraft – und erwischt wohl nicht nur uns auf dem falschen Fuß. Doch Frankreich hat das gut gelöst, und ist in den ersten Wintern relativ kulant, sodass sich alle auf die neue Regelung einstellen können.
Weitere Infos direkt von der Quelle gibt es für französisch-sprechende Camper hier.
Keine Rechtsberatung
Das hier ist keine Rechtsberatung, sondern soll Wohnmobil-Reisenden helfen, die kein französisch sprechen. Wir haben uns die Info von den offiziellen, französischen Seiten abgeholt, aber können nicht garantieren, dass sich die Regeln nicht im Laufe der Zeit auch ändern werden oder wir keinen Übersetzungsfehler gemacht haben. Das sei zur Sicherheit erwähnt.
Wen betrifft die Winterreifenpflicht?
Die Winterreifenpflicht Frankreich betrifft grundsätzlich alle Fahrzeuge (PKW, Wohnmobile, LKW und Autobusse) mit 4 oder mehr Rädern, und dementsprechend auch Wohnmobile.
Ob du nun fürs Wintercamping zum Schifahren & Co. nach Frankreich fährst, oder eigentlich nur am Weg zum Überwintern durch Frankreich fahren möchtest – die Chancen stehen gut, dass du dich mit der Winterreifenpflicht beschäftigen musst.
Wann gilt die Winterreifenpflicht in Frankreich?
Die Winterreifenpflicht gilt jeden Winter von 1.11. bis 31.3.
Erstmalig trat die Regelung am 1.11.2021 in Kraft und wird nun jährlich gelten.
Wo gilt die Winterreifenpflicht Frankreich?
Grundsätzlich gilt die Winterreifenpflicht in Frankreich nicht im ganzen Land, sondern nur in den gebirgigen Départements. Das Problem ist, dass sich diese Gebiete an die meisten Grenzen Frankreichs anschmiegen, und viele Reisende sie durchfahren werden müssen.
Das gilt nicht nur für Reisende aus Süddeutschland, der Schweiz und Italien, sondern auch für jene, die aus Spanien kommen.
Eine Karte der betroffenen Départements gibt es hier abzurufen. Frankreich spricht hier von einer “Carte prévisionelle”, also einer Vorschau-Karte, woraus man ableiten kann, dass es hier immer wieder zu Änderungen kommen könnte. Es lohnt sich daher, vor Reiseantritt noch einmal nachzusehen, falls man aus irgendeinem Grund keine Winterreifen hat.
Anfang und Ende der Winterreifenpflicht wird in den betroffenen Regionen jedenfalls ausgeschildert, sodass man unbeabsichtigt kaum in eine entsprechende Zone einfahren kann.
Wie wird die Winterreifenpflicht in Frankreich ausgeschildert?
Wie wir auf unserem Weg im Dezember durch Frankreich feststellen konnten, kann man die Winterreifenpflicht kaum übersehen.
Sogar auf kleinen Straßen sind die entsprechenden Schilder bereits aufgestellt, die sowohl Beginn, als auch Ende der Winterreifenpflicht kennzeichnen. Es mag sein, dass ganz kleine Wege keine Beschilderung aufweisen, doch nach unserer Erfahrung wurde hier gut gearbeitet und es wird auf die Winterreifenpflicht unübersehbar hingewiesen.
Was fordert die Winterreifenpflicht Frankreich?
Grundsätzlich fordert die Winterreifenpflicht in Frankreich vier Winterreifen mit dem Schneeflocken-Symbol (Auch Alpine-Symbol oder 3PMSF-Symbol genannt) in Verbindung mit dem M+S-Symbol. Das heißt beide Symbole müssen auf der Reifenflanke zu finden sein.
Das ist heute bei allen, qualitativ hochwertigen Winterreifen, die im DACH-Raum verkauft werden, unseres Wissens der Fall. Wer allerdings seine Winterreifen vor längerer Zeit gekauft hat, oder Ganzjahresreifen fährt, sollte einen Kontrollblick auf die Reifenflanke werfen.
Das M+S-Symbol alleine ist grundsätzlich nicht ausreichend, wird aber bis 2024 noch akzeptiert. Dabei wird das M+S-Symbol in all seinen Schreibweisen (M&S, M.S und M+S) akzeptiert.
Auch Schneeketten anstatt der Winterreifen sind möglich, mehr dazu unter Ausnahmen.
Kann man die Winterreifenpflicht umfahren?
Wer Frankreich nur durchfahren möchte, um zum Beispiel in Spanien, Portugal, Marokko oder den Kanaren zu überwintern, der meint vielleicht, keine Winterreifen zu benötigen. Dann liegt die Frage nahe, ob man denn wirklich nicht an der Winterreifenpflicht vorbeifahren kann.
Ja, theoretisch kann man die von der Winterreifenpflicht in betroffenen Départements umfahren, indem man über Luxembourg oder Belgien einreist, und dann die gebirgigen Regionen meidet. Das ist in Frankreich aber gar nicht so einfach, denn das Land ist sehr gebirgig. Auf der Fahrt in den Süden gilt es, nicht nur zu den Alpen an der Grenze zur Schweiz und Italien zu schielen, sondern auch das Zentralmassiv in der Mitte Südfrankreichs könnte auf der Route vieler Überwinterer liegen.
An der Grenze zu Spanien ist das Umfahren der Winterreifenpflicht einfacher, denn hier muss man sich einfach an die Küste halten. Sowohl am Mittelmeer, als auch am Atlantik gilt keine Winterreifenpflicht. Dazwischen (in den Pyrenäen) allerdings schon.
Nach unseren Erfahrungen im Dezember 2021 (siehe Ende des Artikels) können wir aber nur von jahreszeiten-übergreifenden Reisen ohne Winterausrüstung abraten. Das Wetter ist unberechenbar und es kann auch zu untypischen Zeiten Minusgrade haben oder schneien.
Ausnahmen von der Winterreifenpflicht
Es gibt derzeit im Prinzip drei Ausnahmen von der Winterreifenpflicht.
M+S-Reifen bis 2024
Bis zum 1.11.2024 werden als Übergangsregelung auch Reifen mit M+S-Kennzeichnung als Winterreifen akzeptiert. Solche Reifen gelten zum Beispiel auch in Italien und Österreich als Winterreifen, und die Besitzer werden eventuell dankbar sein, dass sie ihre Reifen für eine Fahrt nach Frankreich nicht sofort entsorgen müssen.
Schneeketten anstatt Winterreifen
Anstatt Winterreifen kann man auch Schneeketten (Aus Metall oder Textilien) für mindestens zwei angetriebene Räder mitnehmen. Das sollte man vernünftiger Weise nur als Notlösung machen, wenn man wirklich keine winterlichen Verhältnisse erwarten muss, denn Schneeketten können nur auf Eis und Schneefahrbahn verwendet werden.
LKW mit Anhänger müssen übrigens trotz Winterreifen noch Schneeketten für zwei angetriebene Räder mitführen.
Keine Sanktionen im ersten Winter
Im ersten Winter (also 2021/2022) verzichtet Frankreich auf Sanktionen, falls man ohne die geforderte Ausrüstung erwischt wird. Das ist zwar sehr kulant, sollte aber nicht zum Anlass genommen werden, mit untauglicher Ausrüstung unterwegs zu sein. Im Falle eines Unfalls zeigen Versicherungen nämlich wahrscheinlich keinerlei Kulanz, wenn man auf Sommerreifen unterwegs war.
Unsere Erfahrung mit der Winterreifenpflicht in Frankreich
In unsere Langzeitreise 2021 starteten wir mit Sommerreifen. Irgendwie logisch, denn am Tag unserer Abreise im August hatte es in Graz 37°C, und an den Winter dachte niemand. Außerdem war unser Plan, eigentlich im November wieder zuhause anzukommen. Unser Winterreifen fürs Wohnmobil lagen also (genau wie unsere übrige Winterausrüstung) zuhause. Im September verbrachten wir Wochen in Frankreich, doch das Wetter war gut und an den Winter dachte noch niemand. Frankreich ließen wir hinter uns und landeten in Spanien.
Ungeplant im Winter durch Frankreich
Aber Pläne ändern sich und Anfang November beschlossen wir, unsere Reise für etwa ein Monat zu verlängern. Diese Entscheidung trafen wir, während wir uns die Sonne auf den Bauch scheinen ließen. Auch da dachten wir nicht über das Reifenthema nach – der Winter schien endlos weit weg, und in Spanien sind Winterreifen generell kein großes Thema.
Doch schon Wochen vor unserer Rückreise bekamen wir ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Denn Berichten auf Facebook zufolge hatte es auf der spanischen Autobahn im November bereits geschneit, es war zu einem Verkehrschaos gekommen. In Frankreich sah es noch schlimmer aus.
Und irgendwann muss man auch wieder nach Hause. Bei uns war das blöder Weise mitten in einer Kälteperiode. Nachts hatte es sogar in Spanien nur wenig über 0°C, und wir hatten wirklich Bammel vor Frankreich. Dass es dort nun plötzlich eine Winterreifenpflicht gab, entdeckten wir so nebenbei, beim Checken des Wetterberichts.
Dank M+S dem Gesetz genüge getan
Glücklicher Weise sind unsere Michelin-Sommerreifen, die ab Werk auf unserem Knaus waren, mit einer M+S-Kennzeichnung versehen, genügen somit in Frankreich der Übergangsregelung bis 2024. Somit durften wir durch Frankreich fahren.
Man sollte aber nicht übersehen, wie gebirgig Frankreich tatsächlich ist. Wir mussten aus Kostengründen die Autobahn meiden (mit Surfboards am Dach wurden wir von den automatischen Mautstationen als LKW eingestuft, was zu ruinösen Preisen führte), und der direkte Weg zwischen Avignon und Nizza führte uns durch hügelige Landschaft. In der Schlucht von Verdon hatten wir nur knapp über 0°C, bei unserer letzten Übernachtung vor Nizza hatte es Minusgrade.
Das sollte man nicht unterschätzen – etwas Niederschlag kann hier schnell zu Eisbildung führen, Schneefall wäre fatal. Ohne richtige Winterausrüstung macht eine Fahrt von hunderten Kilometern dann nicht nur keinen Spaß, sondern wäre auch gefährlich.
Noch mal gut gegangen
Wir hatten aber unsere Fahrt mit dem Wetterbericht geplant und kamen deshalb niederschlagsfrei auf trockener Fahrbahn gut durch. Auch in Italien und Österreich genügte unsere M+S-Kennzeichnung dem Gesetz, doch die Fahrt über den auf über 1000m hoch gelegenen Packsattel sorgte für ein ungutes Gefühl. Kaum zuhause angekommen, ließen wir endlich unsere Winterreifen aufziehen, und Jahreszeiten-übergreifende Reisen wollen wir zukünftig nur mehr mit Winterreifen beginnen.
Man kann schließlich keinen Reifensatz in der Heckgarage mitführen, um unterwegs die Reifen zu wechseln. Wenn unsere aktuellen Reifen erledigt sind, überlegen wir uns, auf Ganzjahresreifen oder All-Terrain-Reifen zu wechseln, sind aber noch skeptisch, ob wir damit dann wirklich sicher im Winter unterwegs sind.
Fazit
Die französische Winterreifen-Pflicht ist zwar etwas komplex, doch im Detail ganz gut durchdacht. Vor allem die Einführung ist sehr fair angelegt, sodass Ausländer, die wie wir ahnungslos nach Frankreich kommen, nicht gleich mit hohen Strafen konfrontiert sind. Über die nächsten Jahre wird sich die Winterreifenpflicht wohl herumsprechen, und im Sinne der eigenen Sicherheit sei hier allen Wohnmobil-Reisenden ans Herz gelegt, vorab für die richtige Ausrüstung zu sorgen.
Frank von Thienen
Moin zusammen,
die M+S Kennung als gültigen Wintereifen gilt nu rfür Reifen, die vor 2018 DOT haben.
So mein Stand. Deshalb habe ich mir ja Schneeflocke und M+S Ganzjahresreifen gekaut,
Grüße
Frank
Gerfried (WoMo Guide)
Im Artikel geht’s um Frankreich, und dort gilt das, was im Artikel steht, nicht das deutsche Gesetz.
Dietmar
Hallo Gerfried,
ich verstehe das französische Schild für die Winterbereifungspflicht eigentlich so, dass Schneeketten zusätzlich mitgeführt werden müssen!? Oder liege ich da falsch?
Liebe Grüsse und bleibt gesund,
Dietmar
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Dietmar,
das Schild ist wirklich nicht eindeutig. Ich habe deshalb nun nochmal nachgeschlagen: Im Gesetzestext steht ein „ou“ (oder) und auch alle Artikel, die ich dazu finden konnte, interpretieren das so („soit…soit“ – entweder, oder).
Ich gehe daher erstmal davon aus, dass es so stimmt, wie wir’s beschrieben haben.
Katja | hin-fahren.de
Danke für die Info. Wie gut, dass wir erst nächste Woche in Richtung Bretagne losfahren. Da wir regelmäßig im Frühling und Herbst in Frankreich, Spanien, Italien und Portugal unterwegs sind, haben wir uns für Allwetterreifen entschieden. Die haben uns schon öfter wirklich gute Dienste getan. Zur Sicherheit schaue ich nachher aber noch nach, welche Symbole draufstehen.
LG Katja
Gerfried (WoMo Guide)
Hi Katja,
dann wünschen wir euch schonmal eine schöne Reise! Genießt sie!
Lg