In der griechischen Region Epirus habe ich mich, meinen Eltern sei Dank, schon als Teenager herumgetrieben. Damals war das für Touristen noch eher untypisch, alle wollten weiter in den Süden. Mittlerweile haben aber nicht nur Wohnmobil-Reisende diese spannende Region Griechenlands entdeckt. Auch wir waren (damals noch im VW T3 Joker) 2011 im Epirus unterwegs, und planen, demnächst wiederzukommen. In diesem Artikel möchten wir einige Erlebnisse im Epirus schildern.
Inhalt
Der Epirus

Der Epirus liegt im Nordwesten Griechenlands. Die Region ist stark bewaldet und sehr gebirgig.
Lange Zeit gehörte der Epirus zum osmanischen Reich und wurde durch die Balkankriege zu Beginn des 20. Jahrhunderts zweigeteilt: Die Hälfte gehört heute zu Albanien, die andere Hälfte eben zu Griechenland.
- Kanzler, Peter (Autor)
Den Epirus mit dem Wohnmobil erreichen
- Mit der Fähre: Da viele Italien-Fähren in Igoumenitsa anlegen, ist die Region einfach erreichbar: Runter vom Schiff, und man ist bereits angekommen: Igoumenitsa liegt im Epirus.
- Am Landweg: Doch auch am Landweg gibt es einige Optionen: Wer durch Kroatien/Bosnien, Montenegro und Albanien nach Süden fährt, kommt automatisch im Epirus an. Doch auch über Serbien und Mazedonien/Bulgarien ist der Weg dank neuer Autobahnen von Thessaloniki nicht weit (ca. ein halber Reisetag, je nach Start/Ziel).
- collective (Autor)
Was macht den Epirus aus?
Der Epirus ist ein eher “untypisches” Griechenland. Ein Epirus-Urlaub ist weniger ein Strandurlaub, als vielmehr ein Outdoor-Erlebnis. Wer Berge, Schluchten und (kalte) Flüsse mag, ist im Epirus richtig. Das Angebot zum Wandern, Mountainbiken (siehe hier oder hier) oder Raften (siehe hier oder hier) ist umfangreich, doch auch, wer die Natur einfach genießen will, ist im Epirus richtig. Zudem ist das Lebensgefühl im Epirus (wahrscheinlich auch aufgrund der Geschichte dieses Landesteils) wieder etwas anders als im übrigen Griechenland.
Nördlich von Igoumenitsa
Von der Fähre zu gelangen kann schon mal etwas Nerven kosten: Hier ein LKW-Fahrer der geschlafen hat, und nicht rechtzeitig zum Fahrzeug zurückkehrt, das somit den Weg für die hinter ihm wartenden verstellt. Dort die unvermeidbaren “Ela, ela”-Rufe, wo man nicht genau weiß, was sie bewirken sollen, da sich vor einem alles staut. Irgendwann haben wir’s dann aber geschafft, und wollen nur möglichst rasch einen Parkplatz finden.
Der Boxer-Motor freut sich über Auslauf, und wir peilen einen Stellplatz nördlich von Igoumenitsa bei Sagiada an. Die Nacht bricht aber bereits am halben Weg herein und wir sehen kaum mehr etwas außerhalb unserer Scheinwerferkegel.

Sagiada
Auch der Hunger meldet sich zu Wort, und so bleiben wir in Sagiada stehen. Im kleinen Fischerhafen genießen wir eine Fischplatte für zwei, und lernen gleich erstaunt das griechischen Preisniveau kennen: Mit etwa €20 zu zweit essen wir doch sehr günstig.
Nach dem Essen sind wir bereits müde, der Parkplatz sieht ruhig aus, und wir haben keine Lust mehr, im Dunkeln den eigentlich anvisierten Stellplatz zu suchen. Zwar ist auch in Griechenland Wildcampen nicht erlaubt, doch in vielen Regionen wird es – vernünftiges Verhalten vorausgesetzt – noch toleriert. Wir riskieren es, und schlafen am Parkplatz.
Morgens führt das jedoch zu etwas Hektik: Neben uns parkt ein Polizeiauto. Schnell den Schlaf aus den Augen gewischt, aus dem anderen Fenster geblickt: Noch ein Polizeiauto! Wir sind umzingelt! Was ist denn hier los? Was wollen die denn von uns?
Wie sich herausstellt: Gar nichts. Wir waren nur so geschickt, direkt vor einer Polizeistation zu parken. Wie um uns im Land willkommen zu heißen, war das den Polizisten egal.
Fürs Frühstück fahren wir nun noch die paar Kilometer bis zum eigentlich angepeilten Stellplatz.
Dieser ist im “Schulz”-Reiseführer beschrieben, und nun lernen wir auch kennen, was das bedeutet: Leider keine Idylle oder Geheimtipps, sondern überlaufene Wohnmobil-Burgen.
Wir bekommen nur dank Hinterradantrieb unseres T3 überhaupt einen Platz: Wir können uns weiter in den sandigen Schotter vorwagen, als die Weißwand-Wohnmobile. Wir machen Kaffee, frühstücken einen Meter vom Meer entfernt, und flüchten dann: Das ist uns zu viel Trubel.
Ab nun nutzen wir den Guide Hauptsächlich nach dem Ausschlusskriterium: Wir suchen zwischen den beschriebenen Plätzen nach geeigneten Stellplätzen, um den Massen auszuweichen.
Gliki am Acheron
Wir planen eine Flusswanderung im Acheron, einem der Totenflüsse der griechischen Mythologie. Über diesen sollen die Seelen in den Hades geschippert worden sein. Das ist eben Griechenland, hier wird Mythologie greifbar.

Als wir ankommen, warnt uns allerdings ein Schild: “No Camping”. Wir schauen verdutzt, denn Campingplatz gibt es hier keinen, und drehen erstmal um. Sofort springt ein Honigverkäufer von seinem Stand am Straßenrand auf, und erklärt uns, dass das Schild keine Weitere Beachtung verdiene. Wir können hier schlafen, kein Problem. Als Dank für die Info kaufen wir natürlich mehr Honig, als wir benötigen, und so sind alle zufrieden. Der Stellplatz ist toll, wir schlafen in völliger Ruhe (vom Flussrauschen abgesehen).








Am nächsten Tag machen wir dann unsere Wanderung. Weite Teile davon bestehen tatsächlich aus Waten im (kalten!) Fluss. Wenige Teile müssen wir über Felsen klettern oder am Weg über dem Fluss zurücklegen. Die Wanderung ist schön, leider wirkt sie sich mit einer Blasenentzündung auch negativ aus.
Wir heben die Laune allerdings gleich wieder im Restaurant direkt am Fluss. Fledermausschwärme jagen die vom Licht angezogenen Insekten. Wenige Meter vom Fluss entfernt sitzen wir so, essen unser hervorragendes Lamm und genießen das Naturschauspiel.
Kaffee in Ioannina

Wir ignorieren die in blitzblanken, neuem Asphalt erstrahlende, offensichtlich neu gebaute Autobahn nach von Igoumenitsa in Richtung Osten erstmal und fahren lieber durchs Bergland. Einige Stopps an Flüssen und schöne Aussichten weiter erreichen wir Ioannina, die Hauptstadt der Region Epirus.
Der Campingplatz am Pamvotida-See erscheint uns erstens wenig einladend, und zweitens überteuert, weshalb wir uns nach Alternativen umsehen. Unsere Straßenkarten lassen uns im Stich, wir finden einfach keine ruhige Ecke. Irgendwann geben wir die Suche auf, und wir übernachten einfach auf einem Parkplatz nahe des Sees, wo sich Zirkuswägen wohl auf der Durchreise befinden. Wir schnappen uns noch rasch einen Souvlaki-Snack an einem Straßencafé und kehren dann zu unseren Zirkuswagen zurück. Die Nacht ist laut, der Platz ist relativ hell erleuchtet, und so schrecken wir immer wieder auf.








Am Morgen brechen wir zu einem Stadtbummel auf. Lange Zeit unter osmanischer Herrschaft zeigt sich die Stadt auch heute noch im byzantinischen Stil. Minarette überall. Wir genehmigen uns stilecht griechischen Kaffee aus der Ibrik-Kanne und besichtigen danach die Festung der Stadt.
Als wir einen der hier gerne am Straßenrand verkauften, gegrillten Maiskolben verzehren, bekommt Olya einen kleinen Schrecken: Plötzlich steckt eine Wasserschlange ihren Kopf aus dem See, und begutachtet uns, bevor sie wieder abtaucht.

Erlebnisse beim Amphitheater von Dodoni

Unser nächster Stopp ist Dodoni, unweit von Ioannina. Dort war in antiker Zeit das zweitwichtigste Orakel (nach Delphi) zuhause. Zwar wird heute nicht mehr aus dem Taubenflug sowie dem Rauschen einer Eiche geweissagt, aber man kann archäologische Ausgrabungen und ein relativ gut erhaltenes Amphitheater besichtigen.
Essenssuche im Ort Dodoni
Dazu kommen wir aber zu spät an, ein Eintritt ist nicht mehr möglich. Am riesigen Besucherparkplatz bekommt Olya daher Fahrstunden mit dem T3, anschließend widmen wir uns der Körperpflege und dem Beerensammeln. Da wir am Parkplatz doch zu sehr am Präsentierteller stehen, suchen wir uns eine Anhöhe und parken dort ganz ruhig neben einer Kapelle.









Nun hätten wir ganz gerne eine Taverne, aber Dodoni scheint bereits im Winterschlaf zu sein. Wir gehen die Straßen ab, finden aber nur geschlossene Lokale vor, und kommen irgendwann unverrichteter Dinge wieder am Dorfplatz an. Dort gibt es eine Kneipe, und nach Essen sieht’s hier nicht aus. Mangels Optionen treten wir trotzdem ein, und werden gleich neugierig bis misstrauisch beäugt. Ein Touri-Lokal ist das hier eher nicht. Gleich werden wir (auf Deutsch) befragt, woher wir denn kämen, und was wir vorhätten. Wir erklären unsere Essenssuche, doch ernten nur bedauernde Blicke. Essen gäbe es hier nicht.
Da aber alle so freundlich sind, wollen wir nicht gleich wieder gehen, und bestellen Ouzo. Während der Wirt in der Küche verschwindet, unterhalten wir uns weiter mit der Dorfgemeinschaft. Doch plötzlich eine Überraschung: Der Wirt kommt mit einem Teller wieder, und tischt uns offensichtlich alles auf, was die Wirtin nicht weggesperrt hatte. Tomaten, Gurken, Zucchini, wahrscheinlich alles aus dem Garten hinter dem Haus. Zwar werden wir davon nicht satt (wir kochen später Spaghetti), doch es war eine tolle Geste und wir fühlen uns hier richtig wohl.
Tags darauf stellen wir fest, dass wir neben einer Aussichtswarte parken, und genießen den Blick ins Tal, bevor wir uns dann der Archäologie widmen.
Vikos-Schlucht und Pindos-Gebirge

Unser nächstes Ziel: Die Vikos Schlucht, eine der gefühlt fünfzehn europäischen Schluchten die behaupten, die tiefste, breiteste oder sonst irgendwie mit einem Superlativ versehene Schlucht zu sein.
Hier hat unser T3 schon ordentlich zu tun: Einige Pausen sind notwendig, um die Öltemperatur wieder in verträgliche Temperaturregionen zu drängen. Wir sind froh, dem Bulli vor der Abfahrt einen Zusatzölkühler spendiert zu haben. Belohnt werden wir aber durch tolle Ausblicke über und in die Schlucht.
Sehenswert sind aber auch die vielen Steinbrücken entlang der Straße – uralt und dennoch nach wie vor stabil. Am Bild seht ihr die Brücke von Kokoris.
Abkühlung suchen wir gegen Abend in den natürlichen Fels-Pools bei Papingo. Leider sind wir spät dran, und können nicht so richtig relaxen, da wir schon wieder mit der Stellplatzsuche beginnen müssen.













Stellplätze am Voidomatis
Die vielen, kleinen Flüsse in der Region Epirus finden wir toll. Sie sind zwar eiskalt, doch wenn das Wetter passt, bieten sich dennoch viele Badestellen an. Doch auch, wenn man dem Wasser fernbleibt: Alleine die friedliche Umgebung eines Stellplatzes am Fluss mit dem beruhigenden Rauschen im Hintergrund ist toll.
- Kanzler, Peter (Autor)
Am Fluss Voidomatis suchen und finden wir den vermeintlich perfekten Stellplatz. Erstes Hindernis ist jedoch die schlammige und steile Zufahrt. Hinunter ist natürlich kein Problem, aber ob wir da auch wieder hinaufkommen? Einen Versuch ist es Wert, und so stehen wir wenige Minuten später am Fluss im Wald. Nur, um bald hektisch Türen zuzuschlagen, eine ganze Flasche Autan zu versprühen und lange Kleidung anzuziehen. Leider hilft nichts davon, die hier ansäßigen Insekten sind dermaßen aggressiv, dass wir innerhalb von Minuten so zerstochen werden, dass wir rasch wieder die Flucht ergreifen. Glücklicherweise meistert der alte T3 mit seinem Hinterradantrieb den Wiederaufstieg zur Straße bravourös.
- Autan Mückenspray schützt bis zu 8 Stunden vor Mücken, wirkt außerdem gegen Stechfliegen, Zecken und Tigermücken
- Der in Autan enthaltene Wirkstoff beeinflusst den Orientierungssinn der Insekten und bildet um die Haut einen wirksamen Schutzmantel
- Autan Multi Insect Pumpspray kann nach Gebrauchsanweisung bereits bei Kindern ab 2 Jahren angewendet werden, frei von Konservierungsstoffen
- Mosquito Repellent mit Icaridin wirkt gegen Mücken, die Gelbfieber oder Malaria übertragen können
- Lieferumfang: Autan Multi Insect Pumpspray, 100 ml (Wirkstoff Icaridin 20 %)
Wir müssen nicht sonderlich lange suchen, nach ein paar Minuten fahrt parken wir wieder am Fluss, in absolut idyllischer Umgebung. Neben uns ein verlassenes Steinhaus, dessen Mauer uns Schutz bietet. Unweit der Fluss und große, knorrige Bäume ringsum. Olya macht es sich gleichmal in einem dieser Bäume gemütlich, während ich das Abendessen zubereite. Doch als ich damit fertig bin, reagiert Olya nicht mehr: Sie ist in ihrem Baum eingeschlafen – so beruhigend war das Flussrauschen.










Fazit und Fortsetzung der Reise
Der Epirus ist ein lohnendes Ziel für Outdoor-Begeisterte. Strandurlauber kommen nicht unbedingt auf ihre Kosten, aber für diese bietet Griechenland anderswo genügend Destinationen. 2011 haben wir unsere Reise in Richtung Thessalien und Euböa fortgesetzt.
Schreibe einen Kommentar