Lange angekündigt, erst heftig ausgebremst, jetzt aber doch: Unsere Europareise im Wohnmobil findet endlich statt, und wir machen damit unsere erste Langzeitreise.
Inhalt
In diesem Artikel geht es um folgende Themen:
- Die Vorbereitungen zu unserer Europareise 2021
- Die Hintergründe: Wie können wir überhaupt so lange reisen?
- Warum sich die Pläne gegenüber 2020 ändern mussten
Die Reiseroute, den kompletten Reiseverlauf, die Reisekosten und vieles mehr findest du hier.
2020 – Rückblick
Wer uns schon länger folgt weiß, dass 2020 eigentlich unser großes Jahr hätte werden sollen. Zu Jahresbeginn hingen wir unsere Jobs an den Nagel, und wollten dann ab dem Frühjahr einmal quer durch Europa touren. Gedacht war die Tour in drei Etappen:
- Eine Reise in den Süden (da wir von Österreich aus starten, meinen wir mit „Süden“ meist Italien und den Balkan)
- Eine Reise in den Norden (Tschechien, Polen, baltische Staaten, Skandinavien, Deutschland)
- Eine Reise in den Westen inklusive Überwinterung. Hier sollte es über die Schweiz und Frankreich nach Spanien und Portugal gehen, und dann zum Überwintern nach Marokko oder auf die kanarischen Inseln.
Der Grund für diese Planung war, dass wir immer wieder mal zuhause nach dem rechten sehen wollten, und wir auch noch keine Katzenbetreuung für einen längeren Zeitraum ausfindig gemacht hatten. Zudem liegt unsere Ausgangsbasis Österreich geografisch zentral in Europa und damit recht günstig für so eine Etappenplanung.
Die Tour sollte kein reiner Urlaub, keine reine Auszeit sein, sondern sie sollte uns auch die Möglichkeit bieten, darüber nachzudenken, wie wir zukünftig unser Leben gestalten wollten. Denn mit unserem Angestelltendasein waren wir schon länger nicht mehr so richtig glücklich gewesen, ich war auch bereits längere Zeit nebenberuflich selbständig, doch so einen richtigen Plan für die Zeit danach hatten wir noch nicht.
Wir wollten unterwegs (auf eine faktenbasierte, analytische, nicht-esoterische Art ;-) zu uns selbst finden, erkennen, was wir weiter machen wollten, und das dann auch beginnen, nebenbei umzusetzen und aufzubauen.
Europareise 2020: Abgesagt
Mitte März 2020 hatte ich meinen letzten Arbeitstag meines Angestellten-Daseins, und ausgerechnet dieser Tag war dann auch der erste Tag des ersten Lockdowns. Blöd gelaufen. Den Rest der Geschichte kennen wir, denn wir alle haben ihn so ähnlich erlebt. Das Frühjahr 2020 war von Unsicherheit geprägt – niemand wusste, was da auf uns zukommen würde, und wie lange es dauern würde, und auch im weiteren Verlauf des Jahres blieb viel Unsicherheit.
Dass Reisen auf einen Schlag schwierig geworden war, und wohl auch schwierig bleiben würde, war schnell klar. Unsere Europareise mussten wir also erstmal abblasen. Wir hielten uns (vorsichtig und fernab von Menschen) erstmal mit kurzen Reisen über Wasser, lernten Österreich besser kennen und starteten unseren YouTube-Kanal.
Außerdem diskutierten wir die Situation und eines war uns schnell klar: Wir wollten nun nicht reumütig in normale Jobs zurückkehren und unsere Pläne aufgeben. Auch temporär in unsere Jobs zurückzukehren erschien uns keine Alternative zu sein. Denn im Wissen, dass wir ja aufbrechen würden, sobald es möglich wäre, wäre eine Rückkehr ja unfair gegenüber unseren Arbeitgebern gewesen. “Ich hätte dann doch gerne wieder mein monatliches Einkommen – aber sobald man reisen kann, bin ich weg, rechne also nicht langfristig mit mir!”? Eher nicht.
Und so mussten wir dann umdisponieren und entschlossen uns, eine selbständige Tätigkeit, die wir ja wie gesagt erst für später geplant hatten, umgehend starten und forcieren. Denn nur so würden wir weiterhin die Freiheit haben, unabhängig und spontan eine längere Reise machen zu können. Der neue Plan war nun, überwiegend ortsunabhängig arbeiten zu können und so auch in unsicheren Zeiten unsere Reisepläne nicht aufgeben zu müssen.
Mit der Umsetzung dieses neuen Plans (und mit einigen Rückschlägen, wie meinem schweren Sportunfall) verging dann das Jahr 2020. Um nicht auf der Reise plötzlich ausgebremst zu werden und aus Sicherheitsgründen wollten wir erst geimpft in die Europareise starten.
Es dauerte aber gefühlte Ewigkeiten, bis wir 2021 zur Impfung an der Reihe waren, Österreichs absolut chaotischem Impfmanagement sei „Dank“. Aufgrund unseres Altersunterschieds waren dann am Ende auch noch Monate zwischen meiner und Olyas Impfung. So verging wieder ein guter Teil des Jahres 2021, doch im August 2021 war es dann so weit: Unsere Europareise konnte beginnen.
Europareise 2021: Der Plan
Unser früherer Plan mit den drei Etappen war für 2021 nicht mehr sinnvoll. Mehr als das halbe Jahr 2021 war ja schon vorbei, und einige Destinationen boten sich nun schon klimatisch nicht mehr an.
Also entschieden wir uns für eine längere Reise, planten erstmal mit drei Monaten, doch die Destination war noch unklar. Olya wollte eigentlich in den Norden. Ich meinte, mit unserer späten Abfahrt Mitte August sei es dafür schon ein wenig spät. Und dann kam auch noch die Einladung zur Caravan Salon Düsseldorf, die uns ein wenig die Richtung vorgab.
Wir entschieden uns deshalb für einen Kompromiss:
- Vor der Caravan Salon wollten wir eine Schleife in den Norden ziehen, bis irgendwo in Norddeutschland.
- Dann wollten wir punktgenau bei der Caravan Salon in Düsseldorf landen, und von dort weg dann in den Süden fahren.
- Zum Ende der Reise wollten wir in Kreta landen, und den dann schon kühlen, österreichischen Temperaturen ein wenig entkommen.
Es sollte also nun tatsächlich eine Europareise am Stück werden – statt der 2020 geplanten Etappen, wollten wir nun einen großen Teil Europas ohne Unterbrechung bereisen. Viel mehr planten wir nicht, wie das bei unseren Reisen eben so ist, wie ließen Route und Ziele auf uns zukommen. Und wie ihr an den Reiseberichten später erkennen werdet: Einige dieser Pläne wurden auch komplett umgeworfen. Aber bevor wir zu den Reiseberichten kommen, möchten wir noch einige, grundsätzliche Dinge besprechen.
Reisen, nicht Urlaub!
Schwierig ist es, unserem Umfeld klarzumachen, dass wir reisen, und nicht unbedingt Urlaub machen. Für den Großteil der Bevölkerung scheint da kein Unterschied zu bestehen. Für uns schon.
Eigentlich schon lange. Das Problem ist nämlich nicht ganz neu, schon von Geschäftsreisen aus meinem Angestellten-Dasein kenne ich es, dass mir vor einer stressigen, dienstlichen Reise ein “schöner Urlaub” gewünscht wurde, nachdem ich erwähnt hatte, dass ich beruflich nach Australien fliege.
Bis zu einem gewissen Punkt ist es ja auch verständlich. Während ich manchmal innerhalb eines Monats beruflich auf drei Kontinenten gewesen war, und meist mindestens einmal monatlich beruflich ins Flugzeug stieg, haben Personen mit einem rein ortsgebundenen Job einen ganz anderen Bezug zum reisen. Leute mit ortsgebundenem Job verbinden mit Flugzeug und Reisen halt immer Urlaub. Für mich hatte Reisen über bereits über ein Jahrzehnt nicht unbedingt etwas mit Urlaub zu tun.
Jetzt ist es aber natürlich noch schlimmer. Drei Monate scheinen für die meisten wie “die arbeiten ja gar nix mehr!” zu klingen. Aber wir arbeiten eben doch. Nur halt unterwegs. Während wir reisen. Das nehmen manche nicht ernst, weil sie es aus ihrer eigenen Erfahrungswelt nicht greifen können. Aber wir sind für unsere Kunden erreichbar, können (fast) alles auch von unterwegs erledigen, und der WoMoGuide, mit all seinen Kanälen, nimmt mittlerweile ohnehin mindestens 50% unserer Zeit ein.
Ich bekomme doch keine 3 Monate frei!
Viele sagen uns neidvoll, dass sie so eine Reise auch mal gerne machen würden, aber man in ihrem Job keine drei Monate frei bekäme. Und da kann ich nur sagen: Ja. Das kenne ich. Aber Grund für Neid gibt es keinen. Denn das war auch für uns während des letzten Jahrzehnts so. Und wir wollten das ändern.
In Leucate fragten uns unsere Nachbarn am Stellplatz, wie man in unserem Alter denn drei Monate reisen könne. Meine Antwort war: „Mit Absicht„. Mit dem Willen, das machen zu wollen, und der Bereitschaft, dafür auch zu verzichten, Sicherheiten aufzugeben und sich im einen oder anderen Punkt zu überwinden.
Denn einfach so, nebenbei, geht das tatsächlich nicht. Wir hatten vor Jahren erkannt, dass uns ein paar Wochen Urlaub pro Jahr fürs Reisen zu wenig waren, und hatten dann begonnen daran zu arbeiten, dafür eine Lösung zu finden.
Und diese fanden wir nicht gleich. Zu Beginn hat vieles nicht funktioniert. Möglichkeiten, ortsunabhängig zu arbeiten, muss man erst mal kennenlernen, sich einarbeiten, und für sich das richtige finden. Vor allem, wenn man keine klassische „Unternehmerpersönlichkeit“ ist.
Wir haben uns auf unsere Reisevorhaben über fünf Jahre (je nach Rechnung könnte man auch 5-10 Jahre sagen) vorbereitet, und mussten eben unser Leben komplett umkrempeln, um das auch durchziehen zu können. Wir verdienen jetzt weniger, als früher, und wir arbeiten teilweise mehr. Aber wir sind frei und flexibel. Es gibt also keinen Grund für Neid. Die Reisen sind nun das Resultat langfristiger Planungen und weitreichender Entscheidungen und Abwägungen, die wir für uns getroffen haben.
Drei Monate Urlaub – wie könnt ihr euch das leisten?
Ebenso häufig kommt die Frage, wie man sich drei Monate Urlaub leisten kann.
Nun, die Antwort auf die Frage muss noch einmal damit beginnen, dass wir ja keinen Urlaub machen, weshalb ich dem Thema oben auch bereits einen eigenen Abschnitt gewidmet hatte.
Das bedeutet, dass wir die Laptops auch dabei haben und unterwegs arbeiten. Regelmäßig und intensiv. Aber eben auch flexibel. Wir können uns freinehmen, wann wir wollen, auf Sightseeing gehen, und auch mal an einem Tag nur drei Stunden arbeiten. Dafür kennen wir quasi kein Wochenende, arbeiten an Regentagen auch mal vierzehn Stunden und kommen im Durchschnitt wohl auf eine höhere Stundenanzahl als früher als Angestellte. Denn wir sind uns selbst gegenüber verantwortlich, und wenn wir keinen Erfolg haben, müssen wir uns irgendwann wieder „normale Jobs“ suchen. Diesen Erfolgsdruck sieht man von außen nicht, und auch wir konnten uns vor den beschriebenen Veränderungen nicht vorstellen, wieviel Stress dieser Lebensstil manchmal trotz aller Freiheit bedeuten kann. Ein Hängemattenleben, wie es von vielen empfunden wird, ist das nicht. Aber es ist ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben, das wir uns selbst gestaltet haben. Über die Herausforderungen beim Arbeiten unterwegs werden wir noch einen separaten Artikel schreiben.
Der zweite Teil der Antwort ist: Ehrlich gesagt wäre so eine Reise, rein aus finanziellen Gesichtspunkten, früher einfacher gewesen. Mit meinem Angestelltengehalt konnte ich mir eigentlich immer leisten, was ich haben wollte. Das liegt teils auch an einem vergleichsweise genügsamen Lebensstil. Es gibt vieles, was wir nicht brauchen, aber beim Reisen, beim Wohnmobil und bei Sportgeräten/Technikkram musste nicht gespart werden. Das ist jetzt durchaus ein wenig anders.
Und der dritte Teil der Antwort hat dann wieder mit der Vorbereitung zu tun. Ich wusste schon lange, dass ich Langzeitreisen würde machen wollen. Und dementsprechend habe ich vor vielen Jahren begonnen, dafür einen finanziellen Polster aufzubauen. Um dann nicht 100%ig darauf angewiesen zu sein, ständig auch unterwegs arbeiten zu müssen, sondern es uns leisten zu können, zwischendurch auch mal nur zu reisen, und um von einem Defekt am Wohnmobil nicht aus der Bahn geworfen zu werden.
Vorbereitung der Europareise im Wohnmobil
Wenn man drei Monate unterwegs sein möchte, ist dafür unglaublich viel zu tun.
- Wir waren nun ja mittlerweile selbständig tätig, und mussten alle Kundenaufträge so abarbeiten, dass sie entweder erledigt sein würden, oder zumindest die Vor-Ort-Termine vorher oder nachher eingeplant sein würden. Kunden klarzumachen, dass man drei Monate nicht vor Ort ist, aber dennoch arbeitet und verfügbar sein wird, ist nicht so einfach – klappt aber gut.
- Ein großes Thema war die Katzenbetreuung, wo wir auch lange Zeit keine gute Lösung hatten, bis wir dann am Ende aufs Thema Haus-Sitting stießen.
- Rund ums Haus war viel zu tun. Bei einem alten Haus ist das ja ohnehin so, doch wenn man regelmäßig anwesend ist, erscheint vieles nicht so dringend. Doch wenn Fremde einziehen sollen, muss man plötzlich viele Projekte vorziehen, die eigentlich erst für später geplant waren.
Auch am Camper waren noch viele Vorbereitungen umzusetzen, die wir hier beschrieben haben:
Denn wenn man langfristig reist, gewinnen Dinge an Bedeutung, die bis dahin nicht so wichtig waren. Wir wollten auf alle Fälle mit dem Wohnmobil autark sein, denn in den Lockdowns hatten wir erlebt, dass man mit einem Wohnmobil schnell an Grenzen stößt, wenn es keine Camping-Infrastruktur mehr gibt. Außerdem reisen wir ja gerne in Regionen, wo man diese Infrastruktur ohnehin nicht vorfindet.
Auch der Reisemodus ändert sich bei Langzeitreisen ein wenig, gegenüber reinen Urlaubsreisen. Während wir bei Urlaubsreisen täglich essen gingen, ist das über mehrere Monate einfach nicht möglich. Und so gewinnt dann die Camper-Küche plötzlich an Bedeutung, und mit ihr die Küchen-Ausstattung. Auch diese Unterschiede werden wir in separaten Artikeln besprechen.
Und weiter?
Wir sind ja nun schon einige Monate unterwegs, und haben unglaublich viel Material gesammelt. Dieses wird es hier am Blog als Reiseberichte und Destinations-Guides geben, nur braucht die Aufbereitung des Rohmaterials so viel Zeit, dass es nicht in Echtzeit geht. Auf YouTube ist ein Teil der Reise aber bereits verfügbar, und auf Instagram versuchen wir, halbwegs tagesaktuell unseren Fortschritt zu posten.
Dabei haben wir natürlich auch viele, neue Erkenntnisse gesammelt, was die Wohnmobil-Technik angeht. Denn nun konnten wir Trenntoilette, Dieselheizung und Solaranlage über einen langen Zeitraum, in unterschiedlichsten, klimatischen Bedingungen und von Norden bis Süden testen. Auch diese Erkenntnisse werden natürlich ihren Weg in Blogartikel finden – es dauert nur noch ein wenig, wir verlinken diese dann hier:
Marc
Hallo ihr lieben, ich wünsche Euch von ganzem Herzen alles Gute für die anstehende Reise. Habt eine schöne Zeit, findet was immer ihr sucht. Ich hoffe, dass die Technik immer mitspielt und freue mich auf viele spannende Berichte aus fernen Ländern. Viele Grüße Marc
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Marc,
vielen Dank! Wir sind ja nun schon eine Weile unterwegs, aber mit den Artikeln komplett hinterher. Bislang hat alles gut geklappt.
Aber nun beginnt schön langsam das Aufarbeiten des Materials :)
Viele Grüße
Olya und Gerfried