Als begeisterte Mountainbiker nehmen wir unsere Räder so gut wie immer mit, wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Ein Fahrradträger ist daher Pflicht. Dank der großen Heckgarage unseres Knaus Boxlife, können wir nun auf eine Fahrrad-Halterung für den Innenraum setzen. In diesem Artikel zeigen wir euch, wie man den Radfazz-Träger einbaut.
Inhalt
Die Auswahl
Bei unserer Recherche sahen wir uns alle Radträgersysteme für Wohnmobile und Kastenwagen an. Bei der Auswahl unseres neuen Kastenwagens schwankten wir eine Weile zwischen den 6m und 6m36-Versionen. Schlussendlich entschieden wir uns für die längere Version.
Die Vorteile des Fahrrad-Transports im Innenraum
- Die Räder würden wir so im Innenraum transportieren können, was große Vorteile hinsichtlich Diebstahlschutz bietet
- Da wir fast immer mit Rädern reisen, ist die Gesamtlänge so sogar geringer, als bei 6m mit Radträger am Heck
Unter den Fahrradträgern für den Innenraum schwankten wir eine Weile zwischen einer (günstigen) Selbstbaulösung aus Einzelteilen oder einer (teuren) aber fertigen Lösung.
Unser Plan für den platzsparenden Radtransport im Innenraum
Wir wollten die Räder nicht mittig in der Heckgarage stehen haben, sondern platzsparend auf der linken Seite. Dadurch würde der Raum rechts noch frei bleiben für Kisten und sonstiges Gepäck. Zudem könnten wir die rechte Seite weiterhin zum Durchladen nutzen. Ein erster “Trockentest” nach Abholung unseres Kastenwagens zeigte, dass dieser Plan aufgehen sollte.
Warum Radfazz?
Als unser Kastenwagen dann mit zwei Monaten Verspätung ankam, wurde uns die Entscheidung abgenommen: Wir hatten keine Zeit mehr für Basteleien und langes Herumprobieren, und brauchten etwas, das sofort funktionierte. Die Firma Radfazz schien diesen Ansprüchen zu genügen:
- Passgenaue Systeme für viele Wohnmobile
- Ausgeklügeltes System zur Raumoptimierung
- Hohe Qualität
- Passend für Steckachse sowie Schnellspanner, daher sowohl für unsere MTBs, als auch für mein Rennrad tauglich
- Einzelteile auch später verfügbar
Die Bestellung
Wir gaben also Maße und Fotos durch, und beschrieben unsere Ansprüche.
Uns wurde geraten, nicht in den Boden der Heckgarage zu bohren, sondern die bestehenden Löcher der Verzurr-Ösen zu nutzen. Und so haben wir auch bestellt.
239 Euro sollten wir bezahlen, dafür würden wir folgendes bekommen:
- Eine Grundschiene
- Zwei Gabelhalter
- Zwei Umrüstsätze für den Wechsel zwischen Steckachse und Schnellspanner
Am teuersten daran sind die Gabelhalter für etwa 75 Euro pro Stück.
Der erhaltene Fahrradträger
Das Radfazz-System traf schnell ein, und machte beim Auspacken einen wertigen Eindruck.
Sofern das System zum eigenen Wohnmobil passt, ist Radfazz auf eine werkzeuglose Montage ausgelegt.
Die böse Überraschung: Passt nicht
Leider folgte auf den positiven Ersteindruck gleich eine böse Überraschung: Die Grundschiene passte nicht wie geplant:
- Rückte man die Schiene komplett an eine Wand, erreichte man mit dem anderen Ende noch immer nicht die zweite Verzurröse. Leider wurde anscheinend nur der Abstand zwischen den Verzurr-Ösen bei der Bestellung berücksichtigt, nicht aber, ob die Schiene auch seitlich noch passen würde.
- Hätte die Schiene gepasst, wäre sie genau dort platziert worden, wo wir sie nicht wollten: mitten im Laderaum, wo zum Beispiel auch die Durchlademöglichkeit dann verbaut gewesen wäre.
Also musste ein neuer Plan her.
Planänderung
Wir würden die Schiene auf der linken Seite montieren. Dabei würden wir ein Verzurr-Ösen-Loch nutzen können, für die sichere Verbindung mit dem Bodenblech. Für die weitere Befestigung würden wir nun doch in den Boden des Laderaums bohren müssen.
Kurz überlegten wir, die Schiene zu kürzen. Für zwei Räder könnte sie durchaus ein Drittel kürzer sein. Hinsichtlich Zukunftssicherheit haben wir uns schlussendlich aber dagegen entschieden.
Anprobe
Zuerst führten wir eine “Anprobe” durch. Also die Schiene nur mal in den Laderaum gelegt, die Gabelhalter draufgeschraubt und die Räder darauf befestigt. Ziel des Unterfangens war, die richtige Position zu finden. Es stellte sich heraus, dass wir recht weit an die Laderaumkante gehen konnten. Die Hecktüren lassen dafür genügend Platz. Dadurch würde in Richtung Innenraum noch genügend Platz für z.B. Mineralwasserkisten hinter den Rädern bleiben.
Intelligent gelöst am Radfazz-System: Durch die Schiene und die darauf montierten Gabelhalter sind diese verschieb- und drehbar. Außerdem können die Gabelhalter verkehrt montiert werden. Dadurch kann man wunderbar zwei Lenker versetzt montieren, und spart wirklich viel Platz.
Um in der Höhe Platz zu sparen, lassen sich Federgabeln einfach komprimieren, und mit einem Zurrgurt verspannen. (Dafür einfach den Gurt um Lenker und Gabel führen).
So bleibt uns noch genügend Platz für eine bequeme Nachtruhe im Bett über dem Stauraum.
Montage
Zuerst entfernten wir die Verzurr-Öse, welche mit dem Unterboden von außen verschraubt ist.
Auf der Schraube saß ein großer Propfen Sikaflex, den wir später wieder ersetzen müssen.
Als nächstes zeichneten wir auf der Schiene die richtige Position des Lochs an, und bohrten durch die Schiene.
Nun konnten wir bereits die Schraube durchstecken, und die Schiene gerade ausrichten. Dafür nahmen wir von der Laderaumkante Maß. Nachdem die Schiene gerade war, konnten wir links und rechts die notwendigen Bohrlöcher anzeichnen.
Dort wurde nun vorgebohrt. Wichtig war hier, nicht zu tief zu bohren, um das Bodenblech nicht zu beschädigen.
In das vorgebohrte Loch konnten wir nun sogenannte Gewindebuchsen eindrehen.
Diese sollten wohl einiges aushalten, aber für die Ladungssicherung verlassen wir uns vorrangig auf die durchgeschraubte Verbindung der ehemaligen Verzurröse. Die zusätzlichen Gewindebuchsen sollen gegen verdrehen der Radfazz-Schiene schützen und zusätzliche Stabilität gewährleisten.
Sicherheitshalber schraubten wir auf jeder Seite zwei davon ein:
Aus Angst, dass beim Ein- und Ausladen (eventuell noch bei Regen) Feuchtigkeit unter die Schiene, und von dort in die Bohrlöcher gelangen könnte, wurde die Schiene vor dem Festschrauben noch rundum mit Silikon bedacht. Anschließend wurde zuerst die durchgeschraubte Schraube befestigt, und dann die Schrauben in die Gewindebuchsen eingeschraubt.
Das Ergebnis sieht ganz ordentlich aus, und rührt sich keinen Millimeter:
Zum Schluss mussten wir noch einen großen Propfen Sikaflex am Unterboden wiederherstellen. Das Zeug klebt so dermaßen gut, dass die Verarbeitung geübt sein will. (Einmal mit dem Gummihandschuh zwecks Nachbearbeitung angefasst, will der Propfen sich nicht mehr von der Hand lösen)
Ergebnis
Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Die Räder stehen sehr stabil in der Heckgarage, und das Ein- und Ausladen geht definitiv schneller, als beim externen Träger, den wir davor hatten. Dort musste man die Räder hochwuchten, an drei Stellen festzurren, dann noch per Schloss sichern, und am Ende eine Warntafel am Träger anbringen. Dagegen ist das Entnehmen des Vorderrads eine leichte Übung.
Damit die Vorderrader ebenfalls geschützt werden und den Rest des Innenraums nicht schmutzig machen, haben wir uns noch ein Set Laufradtaschen von Evoc gegönnt.
Wahnsinnn euer Bericht, vielen Dank! Eure Bedürfnisse sind genau die meinigen 🙂 Wäre eine solche MTB-Unterbringung auch im 600er möglich? Bin gespannt auf den Bericht zu den Solar Panels. Markise braucht ihr nicht? Und Satelittenempfänger?
Weiter so!
Grüsse Oliver
Hallo Oliver,
super, das freut uns, wenn dir unsere Berichte weiterhelfen.
Ich denke, dass es im 600er auch funktionieren müsste, wir haben hinter den Bikes noch viel Platz. Schlussendlich kommt es aber auf die Größe der Räder an, bei großen Rahmengrößen und Reifendimensionen könnte ich mir vorstellen, dass es im 600er knapp wird. Würde ich sicherheitshalber auf einer Messe oder beim Händler vorab messen.
Die Markise sparen wir vorrangig aus Gewichtsgründen ein. Es wäre aber kein Problem, eine Thule-Markise am Dachträger anzubringen. Nur die 30kg haben wir kaum übrig, denn wenn wir autark stehen möchten wir den Wassertank auch füllen können. Bei Wind kann man die Markise ohnehin oft nicht aufbauen. Wir behelfen uns mit “der Wanderung um den Bus” (immer dem Schatten nach) oder einem Sonnensegel, dazu kommt bald mal ein Bericht.
Sat sparen wir uns, TV geht uns auf Reisen nicht ab, und Internet geht in Europa mittlerweile ja ganz gut per Mobiltelefon.
Hallo Oliver,
wir haben auch erst überlegt ob ein 600er reicht. Nein, er tut es nicht! Unsere Bikes passen definitiv nicht quer hinein. Auch bei unserem 630er ist nicht mehr viel Luft, sodass es in den kürzeren Wagen nicht passen wird. Die aktuellen Räder sind ein SantaCruz Nomad V4 in L und ein Pivot Firebird in S.
VG, Thorsten
Thanks for the great information. Your reviews are the first time I have actually seen someone driving these vans! We are also tossing up between the 600/630 2022 models. It seems like with 188cm under the short bed (with corridor shower) we should have plenty of room in the 600 even with an XL enduro bike with Fox 38 forks (with a similar storage setup to you). I was wondering if you could provide any more information on why you chose the 630 over the 600? Are there any scenarios when you would prefer the 600?
Thanks again and my apologies for the English…
Wir haben ebenfalls einen Radfazz eingebaut, denn es ist einfach die beste Lösung am Markt. Achtung: Wir haben FOX 36 Gabeln in unseren Bikes, da steht die Abdeckung der Zugstufenverstellung extrem weit nach unten! Wir mussten uns noch zwei Extender von Bike Inside gönnen damit es passt. Der Vorteil ist, die RadFazz Grundhalter haben wir für normale Steckachsen gewählt. Mittels verschiedener Extender können wir nun easy auswählen ob wir die Enduros mit 110x15mm Achse, oder das DH Bike mit 20 mm Steckachse mitnehmen.
Wir waren bei der Montage etwas weniger penibel. Auf der von hinten gesehenen linken Seite haben wir das Gewinde der vorhandenen Öse im Boden genutzt. Unter den Grundträger haben wir extrem starkes doppelseitiges Tape von 3M verwendet. Das hält offensichtlich extrem stark!
Hallo Thorsten,
danke für die Info. Wir haben auch ein Umrüstkit für Schnellspanner mit, sodass wir sowohl die MTBs, also auch Rennräder transportieren können. Bei FOX32 hatten wir keine Platzprobleme.
Ich denke, mit dem gemeinsamen Erfahrungsschatz können wir bald einen “Boxlife owner’s guide” schreiben 😉
Ciao
Gerfried
Hallo Gerfried,
klar, mit solchen Berichten kenne ich mich als Redakteur für Cycleholix.de aus 😉
Es passen offensichtlich alle Gabeln mit entsprechenden Adaptern, mit Ausnahme von FOX 36 und 40.
Im Übrigen sehr lustig: Wir haben im zweiwöchigen Urlaub mit Bikes unter dem Bett lieber in der verbleibenden “Koje” geschlafen, als am WE bei komplett abgesenkten Bett ohne Bikes drunter. Koje heißt bei uns ca 85 cm Abstand der Unterkante des Bettes zum Boden. Sooo gemütlich.
Ich habe statt der Taschen für die Vorderräder noch zwei Radhalter dazu genommen und habe so die Räder in dem Zwischenraum zwischen den Pedalen und der Befestigungsschine fixiert. Damit ist dann ein Rad zwischen Wand und 1. Fahrrad und das zweite zwischen den beiden Fahrrädern fest, sodass ich neben dem zweiten Fahrrad den ganzen Platz frei behalten kann und nix umfallen oder klappern kann.
Hallo Kurt,
interessante Idee. Von der Anordnung her sieht das bei uns genauso aus: Ein Rad (bei uns in der Laufradtasche) ist zwischen Wand und dem ersten Rad, das zweite Laufrad zwischen den beiden Rädern. Gehalten werden die Laufräder nicht, können aber nirgends hin, das das Bett ohnehin immer so niedrig wie möglich eingestellt ist.
Der Platz neben dem zweiten Fahrrad ist auch bei uns komplett mit anderen Dingen belegt.
Ciao
Gerfried
könnte man bei ausreichender Garagenlänge die Bikes mit ihren breiten Lenkern nicht noch näher an die Fahrzeugwand rücken, wenn man die Lenker um 90 Grad dreht? also ohne Schrauben natürlich, sondern (mal von bikeseitigen Adaptern wie Speedlifter+ abgesehn) dann müßten die Gabelhalterungen natürlich auch verdreht (und möglicherweise zusätzlich per Wippenadapter gekippt) montierbar sein
und dann wäre mehr Platz für anderes Gerödel neben den Bikes
Hallo Tilo,
bei uns zumindest nicht. An den Radkästen gibt’s ja einen Holzverbau (siehe hier), und da liegen die Bikes mit den Hinterrädern direkt an, während es für die Lenker im Bereich der Hecktüre ausreichend Platz gibt.
Am 11.10. erscheint übrigens ein Video dazu auf YouTube, da sieht man’s evtl. besser.
Ciao
Gerfried