Das Wohnmobil-Gewicht ist ein heißes Thema, denn die Kontrollen werden schärfer, die Fahrzeuge aber gefühlt immer schwerer. Vor dem Kauf kann man Rechnen, soviel man möchte: Wenn der Hersteller seine Toleranz ausnutzt, hat man Pech gehabt. Was kann man also tun, wenn das Wohnmobil zuviel auf die Waage bringt? Hier einige Tipps zum Gewicht-Sparen im Wohnmobil.
Inhalt
#1: Betriebsanleitungen elektronisch nutzen
Die Sammlung der Betriebsanleitungen, die wir mit unserem Knaus erhalten haben, wog 3,6 Kilogramm. Darunter waren einige Sprachversionen, die wir nicht benötigten, und sofort aussortieren konnten.

Anschließend haben wir alle Anleitungen, wo dies möglich war, durch elektronische Versionen ersetzt. Danach mussten wir nur mehr 1,5kg Papier mitnehmen.
- Suche nach deinem Gerätetyp beim Hersteller, und speichere das entsprechende Dokument. Dies kannst du lokal auf deinem Laptop tun, oder aber in der Cloud. Die gedruckten Anleitungen wirst du nicht weg, aber lässt sie zuhause.
- Leider bieten nicht alle Hersteller eine Download-Option. Jene Anleitungen, wo keine elektronische Version auffindbar ist, scannst du einfach ein. Dazu genügt schon ein Smartphone mit der Google-Drive-App.
Unter den folgenden Links findest du die Bedienungsanleitungen der Hersteller:
- Bedienungsanleitungen von Truma
- Dometic-Anleitungen
- Bei Thetford gibt es keine Download-Seite, sondern die Bedienungsanleitungen finden sich direkt auf der jeweiligen Produktseite.
- Alde-Handbücher
Die Anleitungen speichern wir in Dropbox in einen eigenen Ordner. Wir markieren dann diesen Dropbox-Ordner auf zumindest zwei Geräten als „offline verfügbar“. So benötigen wir unterwegs keinen Internetzugang, um auf unsere Anleitungen zugreifen zu können, und sind nicht von einem Gerät abhängig.
Gewichts-Ersparnis: 2Kg.
#2: Ebooks statt gedruckter Bücher und Zeitschriften
Bücher und gedruckte Zeitschriften wiegen relativ viel. Mittlerweile lässt sich fast jede Zeitschrift elektronisch abonnieren, und auf einem Tablett oder ebook-Reader lesen.

Ein einzelnes Papier-Taschenbuch wiegt etwa 400 Gramm. Ein Kindle unterbietet das mit 350g inklusive Ledercover, und fasst genügend Literatur für eine monatelange Reise. Sogar ein Kaufen von neuen Büchern unterwegs ist mit der 3g-Version möglich. Wer sich erst daran gewöhnt hat, der vermisst ein gedrucktes Buch nicht, denn der Inhalt und das Leseerlebnis bleibt letzendlich das Gleiche.
Zeitschriften funktionieren auf ebook-Readern aus unserer Erfahrung weniger gut, da diese mehr Wert auf graphische Gestaltung legen, und ebook-Reader aufgrund ihrer Technologie auf Text optimiert sind. Hier spielt ein Tablet seine Vorteile aus: Gestochen scharf ist die Darstellung auf modernen Tablets, und Farbe gibt es obendrein. Allerdings ermüden die Augen schneller als bei den eInk-Displays der ebook-Reader.
Gewichts-Ersparnis: Kommt darauf an, wieviel du liest. Aber 5-10kg sind da schon drin.
#3: Leichte Töpfe statt Haushaltsware
Anstatt gewöhnlicher, schwerer Töpfe von zuhause empfiehlt es sich, spezielles Camping-Geschirr zu nutzen. So sparen zum Beispiel die Edelstahl-Töpfe von Tatonka ordentlich Gewicht.

Gewichts-Ersparnis: 3-10kg (je nach Umfang der Küchenausstattung
#4: Leichtes Bettzeug
Man denkt erst gar nicht daran, wenn man nach den schweren Gegenständen im Wohnmobil sucht, doch beim Bettzeug kommt schnell einiges zusammen: Mit schweren Kissen, Decken und Überzügen ist man schnell bei 10-20kg für zwei Personen. Die Hälfte davon lässt sich einsparen, wenn man aufs Gewicht achtet. Bei Daunendecken musst du aufs sogenannte „Füllgewicht“ achten, und schon eine leichte Daunendecke mit circa 300g Füllgewicht kann von Frühjahr bis Herbst genügen. Wer im Sommer aufbricht, kommt vielleicht mit dem Deckenüberzug alleine aus.
Gewichts-Ersparnis: 5-10kg
#5: Sonnensegel statt Markise
Die Markise ist eine Standardkomponente der meisten Wohnmobile, und Händler drängen zur Bestellung dieses Zubehörs. Was dabei aber nicht erwähnt wird, ist, dass die Markise auch ein enormer Gewichtsfaktor ist. Bei 15kg beginnen kleine Campingbus-Markisen, ausgewachsene Wohnmobile schleppen 20-30kg (z.B. Thule 5000-Serie) oder sogar 40-60kg (Thule 8000-Serie) mit sich herum.
Doch nicht jeder benötigt überhaupt eine Markise. Wer im Frühjahr und im Herbst unterwegs ist, muss kaum Schatten erzeugen. Wer an windigen Küsten steht, kann eine Markise oft gar nicht einsetzen. Wir selbst verwendeten die Markise an unserem Pössl so sporadisch, dass wir das Gewicht am Knaus nicht rechtfertigen konnten.
Eine Sonnensegel-Konstruktion geht sich bereits für unter 5kg Gesamtgewicht aus. Natürlich, so bequem wie das Auskurbeln der Markise ist das nicht. Aber wer das nicht täglich macht, sondern drei mal im Jahr, sollte sich ein Sonnensegel überlegen!
Gewichts-Ersparnis: 10-50kg.
#6: Lithium statt Bleibatterien
Herkömmliche Batterien sind schwer. Als Alternative bieten sich seit kurzer Zeit Lithium-Batterien an. Diese haben hinsichtlich Gewicht zwei große Vorteile:
- Sie sind bei gleicher Kapazität leichter
- Ihre Kapazität kann fast völlig ausgeschöpft werden
Wer zum Beispiel 2x95Ah verbaut hat, kann in der Praxis nicht viel mehr als 95Ah nutzen, da herkömmliche Batterien nur zur Hälfte entladen werden sollten, ohne ihre Lebensdauer zu verringern. Bei Lithium-Ionen-Batterien kann beinahe die ganze Kapazität genutzt werden. Daher musst du für die selbe, nutzbare Kapazität nur die Hälfte verbauen.
Gewichts-Ersparnis: 30kg (oder mehr bei größeren Batteriebänken)
#7: Pannenkit statt Reserverad
Wie oft hattest du schon eine Reifenpanne? Wahrscheinlich ist das schon länger her, denn eine solche tritt statistisch nur alle zehn Jahre auf. Dafür trägst du die kompletten zehn Jahre aber 35kg in Form eines Ersatzrads an deinem Wohnmobil herum. Ist das in Zeiten von Pannenkits und Abschleppdiensten von Automobilclubs überhaupt sinnvoll?
Die Frage lässt sich wohl nur individuell beantworten. Wenn wir auf einer griechischen Insel auf einer Schotterstraße im Hinterland dahinrollen, möchte ich eigentlich nicht testen, wie lange es dauern würde, dort einen Abschleppdienst hinzubekommen, und anschließend einen wohnmobil-tauglichen Reifen zu organisieren.
Dennoch gehen mehr und mehr Wohnmobilhersteller dazu über, gleich gar keinen Ersatzreifen mehr zu verbauen. Und wer nur in Mitteleuropa auf guten Straßen zum nächsten Campingplatz fährt, kann wohl tatsächlich darauf verzichten. Die Problemlösung ist dort nicht weit, schließlich fahren mittlerweile auch sehr viele PKW ohne Ersatzrad herum.
Der Unterschied beim Wohnmobil ist allerdings, dass bei Reifenpannen fast immer der Reifen ersetzt werden muss. Ein Pannenkit kann hier nichts mehr ausrichten.
Gewichts-Ersparnis: 25kg
#8: Wiegen und Verzichten
Weniger ist im Wohnmobil mehr. Zwar verleitet großzügiger Stauraum zur Mitnahme der kompletten Garderobe, doch oftmals kehrt diese nach der Reise mehr oder weniger unbenutzt nach Hause zurück. Auf Reisen benötigt man meist weniger, als gedacht. Müssen es drei Jacken sein, oder genügt eine? Funktionswäsche lässt sich auch unterwegs leicht waschen, und man benötigt vielleicht nur 3 Shirts anstatt 15. Die Ansprüche sind verschieden (und Kleidung für kaltes Wetter wiegt generell mehr, als jene für sommerliche Temperaturen), doch Einsparungen sind durch bewusstes Einpacken möglich.

Sehr wirkungsvoll ist es auch, jedes Teil vor dem Einpacken zu wiegen. So macht man sich automatisch mehr Gedanken, ob das vierte Paar Schuhe wirklich notwendig ist, oder nicht. Hier erfährst du mehr zum Thema Gewicht im Wohnmobil. Unsere Wohnmobil-Wiege-Liste findest du hier.
Gewichts-Ersparnis: 5-30kg (sehr individuell)
#9: Froli statt Lattenrost
Ein Lattenrost aus Holz wiegt viel. Wer auf Schlafkomfort nicht verzichten will, sollte sich das Froli-System ansehen: Gefederte Gummiteller bieten einen guten Schlafkomfort, bei einem Gewicht von etwa 3.5kg pro Bettseite. Ein Lattenrost aus Holz wiegt hingegen 6-12kg.
Gewichts-Ersparnis: 5-10kg (für ein Doppelbett).
#10: Gewicht sparen beim Gas
Gas hat eine enorme Energiedichte, weshalb eine Gasflasche in den Sommermonaten, wenn sie nicht zum Heizen genutzt wird, sehr lange ausreicht. Zuviel Gas spazieren zu fahren, verschwendet viel Gewicht.
- Wer einen Gaskasten für zwei Flaschen hat, muss nicht zwingend beide Flaschen mitnehmen. Eine volle Flasche, die nur zum Kochen genutzt wird, genügt für viele Wochen. Ersparnis: 11-20kg.
- Wer schon die dritte Reise mit der selben Gasflasche unternimmt, kann daher darüber nachdenken, ob nicht eine kleinere Gasflasche genügen würde. Mit einer 5kg-Flasche spart man immerhin 6kg gegenüber einer 11kg-Flasche ein.
- Zudem ist die Verwendung von Leichtflaschen aus Aluminium oder Kunststoff eine gute Idee, denn auch hier sind Einsparungen von einigen Kilogramm drin.
Gewichts-Ersparnis: 5-25kg
#11: Lebensmittel vor Ort kaufen
Wer zuhause vor Abreise noch bei Lidl Lebensmittelvorräte bunkert, um im Urlaubsland möglichst nicht Einkaufen zu müssen, verpasst nicht nur einen wichtigen Teil des Reiseerlebnisses, sondern verschwendet auch Gewicht. Waren quer durch Europa zu transportieren ist Aufgabe der Speditionen, nicht der Wohnmobil-Reisenden. Nimm mit, was du in den nächsten Tagen benötigst, aber nicht den kompletten Vorrat für vier Wochen!
Gewichts-Ersparnis: 5-30kg.
#12: Wasser vor Ort tanken
Die Lieblingsempfehlung der Wohnmobil-Händler: Wenn man sich über das Fahrzeuggewicht beschwert, bekommt man die Empfehlung, doch das Wasser zuhause zu lassen. Deshalb haben wir schließlich Wassertanks, um diese nicht zu nutzen, nicht wahr?
Als autarke Camper sind wir auf unseren Wasservorrat angewiesen, und benötigen diesen auch unterwegs. Gewicht sparen durch Wasserverzicht? Wohl kaum. Allerdings ist es natürlich berechtigt zu fragen, ob man wirklich 120l ins Urlaubsland fahren muss. Vielleicht genügen ja auch 40l für unterwegs. Damit spart man auf einen Schlag 80Kg.
Allerdings: Bevor man sich häuslich einrichtet, wird man die Tanks wieder auffüllen wollen. Und spätestens dann ist man wieder illegal unterwegs, wenn man davor bereits am gewichtstechnischen Limit unterwegs war.
Reine Campingplatzurlauber können aber tatsächlich am Platz tanken.
Die Abwassertanks sollten vor Abfahrt möglichst immer geleert werden, denn dieses Gewicht umherzufahren ist wirklich komplett nutzlos. Leider ist eine Entleerung nicht überall möglich.
Gewichts-Ersparnis: Bis zu 200kg. (Wasser + Abwasser)
#13: Treibstofftanks nicht komplett füllen
Wer eine 120l-Treibstofftank hat, muss diesen nicht zwingend immer randvoll machen. Für kurze Reisen genügen sicher auch 60 Liter, was 60kg Einsparpotential bedeutet. Doch gerade auf langen Reisen ist man schwer bepackt, und gerade dort spielt der 120l-Tank seine Vorzüge aus. Ein Dilemma, das diesen Tipp eher theoretisch erscheinen lässt, und zumindest für viele Weitreisende keine bequeme Möglichkeit zum Gewicht sparen ist. Doch immerhin kann man sich überlegen, auf geplanten, langen Etappen den Treibstofftank zu füllen, die Wassertanks aber halbleer zu lassen.
#14: Werkzeug einsparen
Der geneigte Heimwerker verreist gerne mit einer kompletten Werkstattausrüstung, doch Werkzeug besteht zu einem guten Teil aus Metall und ist entsprechend schwer. Wer sich hier auf das notwendigste beschränkt, kann viel Gewicht sparen.
#15: Flexible Solarmodule
Wer auf flexible Solarmodule setzt, spart potentiell viel Gewicht. Der Metallrahmen der Module fällt dabei weg, die flexiblen Module werden direkt aufs Wohnmobil-Dach geklebt.
Gewichts-Ersparnis: 5-20kg (je nach Anlagengröße)
Gewicht auslagern: Anhänger
Wer gewichtstechnisch wirklich am Limit ist, aber nicht auflasten möchte, für den könnte ein Anhänger eine Option sein. Dann muss man nicht Gewicht sparen, sondern erweitert einfach die Zuladung, die man transportieren kann. Bis zu 750kg schwere Anhänger darf man mit 3.5t schweren Wohnmobil ziehen, soll es schwerer werden, kann die Führerschein-Erweiterung B96 helfen.
Allerdings opfert man damit den großen Vorteil des Wohnmobils: Die Flexibilität. Einem Wohnwagen-Gespann hat man dann nicht mehr viel voraus.
Gewichts-Ersparnis: Mehre hundert kg
Eher nicht: Gewicht sparen mit Alufelgen
Viele meinen, mit „Leichtmetallfelgen“, also Alufelgen, Gewicht einsparen zu können. Wenn überhaupt, liegt die Ersparnis dabei aber im Bereich von ganz wenigen Kilogramm. Doch vielfach ist sogar das Gegenteil der Fall: Filigrane Felgendesigns erfordern eine stützende Struktur mit viel Material, die am Ende schwerer wird, als gewöhnliche Stahlfelgen.
Fazit
Gewicht sparen im Wohnmobil ist nicht leicht. Es gibt einige Elemente, die eine große Auswirkung haben (Reserverad, Batterien), aber auch Kompromisse oder großen, finanziellen Aufwand erfordern.
Andere Maßnahmen sind zwar günstig, führen aber nur zu einigen, wenigen Kilogramm Ersparnis.
Es ist aber die Summe dieser Maßnahmen, die am Ende Wirkung zeigt. Daher zahlen sich die Gewichts-Spar-Maßnahmen auf alle Fälle aus, wenn man sich bereits nahe der 3.5t-Grenze bewegt.
Jedoch: Bist du bereits im Bereich über 3800kg unterwegs, darfst du dir nichts vormachen: Mit Gewichtssparmaßnahmen wirst du hier nichts mehr erreichen, dir bleibt nur mehr eine Auflastung.
In deinen Artikel „15 Tipps zum Gewichtssparen“ hat sich ein Schreibfehler eingeschlichen. Du schreibst: „Ein einzelnes Papier-Taschenbuch wiegt etwa 400 Gramm“ ?! Ich weiß zwar nicht welche Papiertaschentücher zu nutzt, aber da haben sich wohl die zwei Nullen rein gemogelt. Realistisch sind 4 Gramm.
Hallo Günter,
Ja, so ein Buchstabe macht schon viel aus 😉 Ein Papiertaschenbuch ist halt schwerer, als ein Papiertaschentuch.
Danke aber für den Hinweis, dafür bin ich immer dankbar. Hier scheint’s aber zu passen.
Einen kleinen Fehler hab ich auch entdeckt, bei der FE klasse B gibt es eine Ausnahme beim Anhängerbetrieb. Hat das Zugfahrzeug genau 3,5 to so darf man immer einen 750 kg Anhänger anhängen ohne einen weiteren Führerschein wir B96 oder BE zu benötigen.
Hallo Fritz,
vielen Dank für den Hinweis, wird gleich korrigiert!
Ciao
Gerfried
Danke für den tollen Beitrag.
bei #9 Froli statt Lattenrost spart man erst mal kein Gewicht. Im Gegenteil, es wird schwerer: Das Froli-System wird auf dem bestehenden Lattenrost angebracht und dient in erster Linie nicht der Gewichtseinsparung, sondern dem bessern Schlafkomfort.
Um es leichter zu machen, müsste man erst den schweren Lattenrost durch leichtere Sperrholzplatten ersetzen. und da muss man erst mal die richtige Stärke der Platte finden, damit es einen noch aushält und trotzdem leichter ist, als der vorherige Lattenrost. Vielleicht weiß ja jemand eine gute Lösung, wie man damit richtig Gewicht spart?
Servus
Martin