Wer einen Camper gebraucht kaufen will, tut gut daran, dies nicht überhastet zu tun. Sowohl im Vorfeld, als auch bei der Übernahme gilt es doppelt genau hinzusehen. Bei einem Gebrauchtfahrzeug können schließlich viele Mängel bestehen, die sich erst bei genauer Betrachtung offenbaren. Ein Wohnmobil gebraucht kaufen solltest du daher nur, wenn du unsere Checkliste durchgearbeitet hast!
Inhalt
Warum ein Wohnmobil gebraucht kaufen?
Einen Camper gebraucht zu kaufen, kann eine gute Idee sein. Wir selbst hatten mit unseren zwei bisherigen Gebraucht-Wohnmobilen keinerlei größere Probleme, und konnten so zu einem Zeitpunkt ins Reisen mit dem Wohnmobil einsteigen, wo ein neues Wohnmobil finanziell einfach nicht machbar gewesen wäre. Anstatt uns mit Kredit zu verschulden um dann ein Wohnmobil zu haben, das dann vielleicht gar nicht langfristig zu uns gepasst hätte, haben wir sozusagen ein Stufenmodell angewandt: Alle paar Jahre haben wir uns ein Upgrade gegönnt, dabei verschiedene Wohnmobile kennengelernt und wussten am Ende genau, was unser erstes neues Wohnmobil können sollte. Angefangen bei einem VW T3 Joker, der uns zwei Jahre gute Dienste geleistet hat, haben wir uns dann einen Pössl gebraucht gekauft.
Grundsätzlich dürfen gebrauchte Reisemobile durchaus einige Jahre auf dem Buckel haben. Es gibt viele Reisende, die absolut problemlos mit 20 Jahre alten Wohnmobilen unterwegs sind. Gründe hierfür:
- Ein Wohnmobil wird oft nur im Sommer bewegt. Salz kann ihm nichts anhaben.
- Geringe km-Leistung (Nur im Urlaub)
- Gute Pflege – ist kein Alltagsgegenstand, sondern ein Luxusartikel
Andererseits darf auch nicht übersehen werden, dass die Basisfahrzeuge der meisten Wohnmobile „zweckentfremdete“ Lieferwägen sind. Diese wurden nicht auf jahrzehntelangen Einsatz als Campingfahrzeug entworfen, sondern als Fahrzeuge für den harten Geschäftseinsatz, wo sie nach einigen Jahren bereits abgeschrieben sind auch oft tatsächlich verbraucht sind. Wenn man mit einem Wohnmobil nun sorgsam umgeht, kann es dennoch viele Jahrzehnte gute Diente leisten. Wenn der Aufbau also dicht ist, der Rost am Fahrzeug gering (oder nicht vorhanden) ist, der Innenraum gepflegt und der technische Zustand in Ordnung ist, dann ist das Alter zweitrangig.
Schlussendlich ist die Entscheidung für ein gebrauchtes Wohnmobil meist eine Frage des Budgets.Aber auch Gründe wie die sofortige Verfügbarkeit können durchaus für ein gebrauchtes Reisemobil sprechen.
Einen Camper gebraucht kaufen: Der Auswahlprozess
Die Auswahl deines gebrauchten Wohnmobils unterscheidet sich zu Beginn erstmal nicht von der Auswahl eines neuen Wohnmobils. Du musst
- deinen Kriterienkatalog entsprechend deiner Anforderungen erstellen
- dich für einen bestimmten Camper-Typ entscheiden
- die für dich geeignete Wohnmobil-Größe auswählen und
- dich versichern, dass du mit Gewicht, Zuladung und Führerschein keine Probleme bekommst
- geeignete, gebrauchte Wohnmobile finden.
Besonderheiten für die Auswahl eines gebrauchten Wohnmobils
Zusätzlich zu den Entscheidungskriterien für deinen Wohnmobil-Kauf gibt es für gebrauchte Wohnmobile noch einige Punkte zu bedenken.
- Wie alt darf dein Wohnmobil sein?
- Welchen Kilometerstand darf dein gebrauchtes Reisemobil haben?
- Gefällt dir der Camper? Der optische Eindruck muss passen, denn du sollst dich in deiner rollenden Wohnung natürlich wohl fühlen. Von „Eiche rustikal“ bis „sterile Labormöbel“ bieten die Reisemobilhersteller die volle Palette, und Geschmäcker sind verschiede, und gerade frühe Baujahr treffen nicht mehr unbedingt den Zeitgeist.
Vor dem Kauf mieten
Eine gute Möglichkeit, dich für ein Wohnmobil zu entscheiden ist, es vorab zu mieten. Gegebenenfalls kannst du es anschließend sogar kaufen.
Kauf von privat vs. Kauf vom Händler
Ein gebrauchtes Wohnmobil von Privat muss nicht nachteilig sein. Allerdings wird von Privaten fast immer die Gewährleistung ausgeschlossen. Ein Händler kann das nicht. Wenn du dein erstes Wohnmobil kaufst, noch nicht weißt, worauf du achten musst, und eventuell auch technisch unbedarft bist, hat ein Kauf beim Händler daher Vorteile. Allerdings hast du auch beim Händler hast du nur einige Monate Zeit, in welchen der Händler Mängel problemlos beseitigen wird. Tritt ein Motorschaden danach auf, hast du auch beim Händler Pech gehabt.
Einem meist besseren Preis und einem erhöhten Risiko beim Kauf von Privat stehen also die Händler-Gewährleistung zu einem höheren Preis gegenüber.
Informationen vorab einholen
Das Internet bietet dir einen riesigen Fundus an Informationen. Schwachstellen bestimmter Modelle, empfehlenswerte Motoren der Basisfahrzeuge und Tipps und Tricks finden sich zu (fast) jedem Wohnmobil. Eine Google-Suche bietet einen Startpunkt, doch insbesondere Wohnmobil-Foren helfen dir hier.
Ankauftest oder Experte im Bekanntenkreis
Wenn du selbst kein Experte bist, ist es sinnvoll, deinen Hausmechaniker oder einen technisch bewanderten Freund zur Besichtigung mitzunehmen.
Du kannst zudem einen Ankauftest bei einer Prüforganisation durchführen lassen.
Zwar kann niemand vorhersagen, welche Mängel im Laufe der Zeit auftreten mögen, doch die gröbsten Mängel können damit ausgeschlossen werden. Doch Achtung: Diese Checks beziehen sich auf das Basisfahrzeug; Die Ausstattung deines Wohnmobil-Aufbaus wird dabei nicht überprüft.
Fahrzeug-Checks in
Drängelnder Händler? Finger weg!
Triffst du auf einen Händler, der dich zur Unterschrift drängt, solltest du stutzig werden. Gute Wohnmobile gehen von selbst weg, und brauchen kein Gedrängel. Wenn angeblich bereits drei Kunden warten, kannst du sicher sein, dass auch diese Kunden erstmal alles genau durchecken wollen.
Dein gebrauchtes Wohnmobil auf Herz und Nieren durchchecken
Nach der Auswahl erfordert ein gebrauchtes Wohnmobil einen anderen, und in mancher Hinsicht umfangreicheren Check als ein neues Wohnmobil. Im Laufe der Zeit treten Abnützungserscheinungen und Defekte auf. Ein Reisemobil, bei dem die Wartung vernachlässigt wurde ist nicht empfehlenswert, und Fahrzeuge mit Feuchtigkeitsschäden sind oft nicht zu retten. Dementsprechend solltest du beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils systematisch vorgehen. Unsere Checklisten helfen dir dabei.
Checks vor dem Kauf eines gebrauchten Wohnmobils
Zur Besichtigung mitnehmen
Die folgenden Utensilien sind bei einer Besichtigung nützlich:
- eine Taschenlampe (um Ecken und den Unterboden untersuchen zu können)
- einen Magneten (um gespachteltes Blech finden zu können)
- ein Feuerzeug (zum Test des Gasherdes)
- einen Spiegel (um Winkel und Ecken besser untersuchen zu können).
Kläre mit dem Verkäufer außerdem, ob du Gas zum Test von Heizung und Gasanlage selbst mitbringen musst!
Fahrzeugschein, Dokumente und Abklärungen
Fange am Besten mit den Eckdaten an, die du zum Teil auch telefonisch oder per email klären kannst. Ist die Historie des Wohnmobils nachvollziehbar und plausibel? Passen Kilometerstand und Wartungshistorie zu deinen Vorstellungen?
- Sind die Dokumente vollständig vorhanden (beide Teile der Zulassung, TÜV/Pickerlberichte, Gasprüfungs-Büchlein)
- Sind noch alle Bedienungsanleitungen vorhanden (wenn nicht, ist das kein Beinbruch, allerdings lässt es nicht unbedingt auf Sorgfalt des Verkäufers schließen).
- Fahrgestellnummer (passen die Dokumente zum Fahrzeug?)
- Anzahl der Vorbesitzer
- TÜV/Pickerl-Prüfhistorie überprüfen
- Ist der Km-Stand in Verbindung mit der Prüfhistorie plausibel? TÜV/Pickerl: Bis wann gültig?
- Kann der Km-Stand in Verbindung mit der Abnutzung von Lenkrad und Fahrersitz plausibel sein? Ein geringer Kilometerstand, aber ein total abgewetztes Lenkrad ist ein Hinweis auf eventuelle Manipulationen.
- Welche Feinstaub-Plakette hat das Wohnmobil? Genügt dir diese? Ist eine Verbesserung der Einstufung (z.B. durch Nachrüstung eines Dieselpartikelfilters) möglich?
- Serviceheft überprüfen (Vergleich mit Wartungsvorgaben des Basisfahrzeugs)
- Welche Wartungen stehen in nächster Zeit an? Welche wurden schon durchgeführt (ganz wichtig: Der regelmäßige Ölwechsel, sowie der teure Zahnriemenwechsel), und wann ist der nächste Zahnriemenwechsel fällig?
- Wann wurde der letzte Ölwechsel durchgeführt?
- Gab es Defekte, was wurde bereits repariert und ersetzt?
- Gab es Unfälle? Gibt es davon Fotos? Wer hat die Schäden repariert? (Rechnungen?)
- Prüfen, ob Reifen/Felgen, Verbreiterungen, Rammschutz korrekt eingetragen sind, bzw. die montierten zu den vorgesehenen Eintragungen passen.
- Klären ob das Fahrzeug nur im Sommer, oder auch im Winter genutzt wurde (Winterbetrieb fördert Korrosion aufgrund der Salz-Streuung im Winter)
- Bei Kauf von Privat: Grund für den Verkauf? Ist dieser plausibel?
- Beim Kauf vom Händler: Garantie? Bedingungen klären! Ist nur das Basisfahrzeug, oder auch der Aufbau gedeckt? Sind Feuchtigkeitsschäden gedeckt?
- Wie sieht es mit der zur Verfügung stehenden Zuladung aus? https://womoguide.de/wohnmobil-kaufen/gewicht-und-zuladung-wohnmobil/ Am Besten ist es, wenn du das Fahrzeug vor dem Kauf auf einer geeichten Brückenwaage wiegen kannst.
Karosserie & Basisfahrzeug
Während der Aufbau sehr langlebig sein kann, gibt es leider viele Wohnmobile, wo sprichwörtlich die Basis unter dem Aufbau wegrostet. Gerade beim gebrauchten Wohnmobil ist es doppelt wichtig, auf einen guten, technischen Zustand des Basisfahrzeugs zu achten.
- Lege dich unter das Fahrzeug und suche nach Rost! Der TÜV sieht an unter dem Fahrzeug mit Hilfe eines Schraubenziehers nach, wenn du kannst, solltest du das auch tun!
- Wie alt sind die Reifen? Sind geeignete Reifen (Lastindex, Transporter/Womo-Reifen) montiert? Die DOT-Nummer gibt darüber im Format Kalenderwoche und Jahr (KWJJ) Aufschluss. Z.B. 1318 = 1318 13. Woche des Jahres 2018. Alter als 5 Jahre sollten Reifen nicht sein, sonst steht eine Neuanschaffung an.
- Erfüllen die Reifen noch die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Profiltiefe? Sind sie frei von Beschädigungen?
- Sind Winterreifen vorhanden? (Weist auf Winterbetrieb hin – kein Vorteil)
- Alter Starterbatterie
- Blechzustand: Hagelschäden (bereits abgerechnet?), Dellen, Kratzer? Wurde eventuell nach einem Unfall nachlackiert (anhand einer unterschiedlichen Schattierung ggf. erkennbar). Versuche mit dem Magneten, gespachtelte Stellen zu finden!
- Steinschläge auf Motorhaube und Frontscheibe
- Ölflecken unter dem Fahrzeug ersichtlich?
- Zustand des Motorraums: Gibt es Ölflecken? Gibt es sichtbare Beschädigungen (Kabel, Dämmmaterial, etc.)
- Blitzblank gereinigter Motorraum? Wer will hier was verstecken?
- Wie sieht der Auspuff aus? Wie sieht die Aufhängung aus? (Poröse Gummis?)
- Passt der Flüssigkeitsstand aller Flüssigkeiten?
- Überprüfung der Beleuchtungsanlage (Scheinwerfer, Blinker) sowie der Scheinwerferverstellung
- Test von Klimaanlage, Scheibenwaschanlage und Spiegelverstellung
- Test von Radio und Rückfahrkamera
- Kontrolle der Türen und Fensterheber
- Überprüfung der Dichtungen im Fahrerhaus (Fenster, Türen): Sind diese geschmeidig, oder porös?
- Sind Warndreieck, Warnwesten, Verbandszeug vorhanden? Wo befinden sich Bordwerkzeug und Wagenheber?
Aufbau von außen
Wenn du mit Eckdaten und Basisfahrzeug zufrieden bist, geht es nun in den Wohnbereich: Hier die Checkliste für den Aufbau:
- Eindruck von außen: Wie sieht das Blech bzw. die Außenhaut aus? Gibt es offensichtliche Schäden, Dellen, Lackmängel? Gibt es Alufraß? Gibt es Risse im GFK? Diese können leicht zu Feuchtigkeitsschäden im Innenraum führen (oder geführt haben).
- Gibt es irgendwelche gespachtelten, neulackierten Stellen?
- Wurde neu abgedichtet? Dann frage genau nach, warum! Das passiert ja meist nur dann, wenn schon ein Problem aufgetreten ist!
- Ist die Dichtmasse in den Fugen ausgehärtet (schlecht) oder elastisch (gut)?
- Wurden etwaige Reparaturen vom Fachmann durchgeführt? (Rechnung)
- Empfehlenswert ist ein Check am Dach, so lassen sich Hagelschäden und evtl. andere Schäden, die dann im Innenraum zu Feuchtigkeitseintritt führen können entdecken.
- Zustand der Fenster, Türen und Luken von außen
- Überprüfe auch alle Stauklappen (Gasfach, Heckgarage, Toilettenfach)
- Funktionstest der Markise
- Bei Alkovenmobilen: Kontrolle nach äußerlichen Beschädigungen (passiert bei unterfahrenen Fahrern gerne)
- Anbauteile (Radträger, Leitern, Dachträger): Fachgerechte Montage? Insbesondere bei Heckträgern für Kastenwagen kommt es häufig zu Beschädigungen der Türen.
Aufbau von Innen
Zeit, einzusteigen! Gefällt dir das Wohnmobil? Passt der Zustand für dich, und ist der Grundriss so, wie du es dir Anhand von Fotos vorgestellt hast? Wie fühlt sich das Platzangebot an?
- Ersteindruck? Fühlt sich das Wohnmobil im Innenraum wohnlich an? Ist es abgewohnt oder dem Alter entsprechend? Wie ist es gereinigt?
- Ist der Aufbau dicht? Gibt es Feuchtigkeitsschäden?
- Optischer Feuchtigkeits-Check: Gibt es wellige Tapeten oder Böden, gelöste Furniere? Gibt es (speziell rund um Fenster und Dachhauben) verfärbte Stellen? Gibt es Stockflecken an den Textilien? Sieh dabei auch innerhalb der Kästchen nach. Schimmel kann sich dort in den Ecken verstecken. Generell kontrolliere bitte auch schwer zugängliche Ecken mit einer Taschenlampe.
- Geruchscheck: Riecht es modrig („Kellergeruch“), insbesondere beim Betreten des ungelüfteten Fahrzeugs? Es hilft dabei, unangemeldet beim Händler/Verkäufer aufzutauchen, sodass diese nicht schon stundenlang gelüftet hat.
- Haptischer Check: Klopfen, drücken und tasten! Feuchtes Holz wird morsch und gibt nach.
- Technischer Check: Mit Feuchtigkeitsmesser.
- Wurde im Wohnmobil geraucht? Das riecht man, und das mindert den Preis.
- Check aller Verdunkelungen
- Zustand der Fliegengitter überprüfen
- Matratzen (durchgelegen?) und Pölster (abgenutzt, fleckig?) noch brauchbar? Steht eine Neuanschaffung an?
- Check von Beschädigungen aller Oberflächen (Küche, Tische, Kästchen)
- Test aller Kästchen und Scharniere (insbesondere auf ausgerissene Scharnier-Schrauben)
- Kontrolle der Türen und Fenster von Innen: Öffnen/Schließen/Beschädigungen?
- Kontrolle der Dachluken/Hekis: Öffnen/Schließen/Beschädigungen?
- Bei Alkovenmobilen: Check des Alkoven: Unter der Matratze sowie in Kästchen und rund ums Fenster muss ebenfalls auf Feuchtigkeitsschäden bzw. reparierte Schäden kontrolliert werden.
- Zustand des Kühlschranks: Sauberkeit, Schäden, Geruch?
- Kontrolle der Nasszelle: Silikonfugen kontrollieren, die Duschwanne muss unbeschädigt sein.
- Kontrolle der Dichtungen (Fenster, Türen): Sind diese geschmeidig, oder porös?
Gasinstallation
Weiter geht’s mit der Technik. Die Gasanlage ist ein kritischer und sicherheitsrelevanter Punkt gebrauchter Wohnmobile.
- Gasprüfungs-Berichte checken. Wann ist die nächste Gasprüfung fällig? Ist die Gasprüfungs-Dokumentation in Ordnung?
- Kontrolle des Gasfachs: Ist dieses abgedichtet, nach unten hin entlüftet und unbeschädigt?
- Alter Druckminderer und Schläuche (Austausch alle 10 Jahre ab Herstelldatum, unabhängig vom Zustand gem. EN-Norm)
- Test der Heizung, Warmluftauslässe, Zustand Warmluftverrohrung. Die Heizung sollte ruhig 10min laufen und dabei natürlich nicht auf Störung gehen. Nutze die Zeit um sicherzustellen, dass auch aus allen Warmluftöffnungen warme Luft kommt, und die Abdeckungen an den Auslässen funktionieren. Das Heizgebläse muss funktionieren.
- Funktioniert der Kühlschrank mit Gas? Ist die Farbe der Flamme hinter dem Schauglas im Kühlschrank blau? Bei gelb/orange/roter-Flamme läuft die Verbrennung nicht sauber ab.
Elektrik
Die Elektrik ist nicht ganz so einfach zu checken, wenn du elektrotechnisch nicht bewandert bist. Du kannst dennoch simple Funktionschecks (Gerät an/Gerät aus) durchführen. Mit einem Multimeter bewaffnet, kommst du auch Details (wie der Batterieladung) auf die Spur.
- Alter und Anzahl der Aufbaubatterien
- Kontrolle des Elektro-Außenanschlusses: Dicht, unbeschädigt?
- 230V Landstrom anstecken
- Werden die Batterien mit 230V geladen?
- Funktionieren Steckdosen mit 230V?
- Funktioniert der Kühlschrank mit 230V?
- Funktionstest aller Taster und Schalter (Bedienpanel, Lichtschalter, usw.)
- Test der Lämpchen mit angestecktem Landstrom
- Landstrom wieder abstecken
- Funktioniert der Kühlschrank mit 12V? (Insbesondere Absorberkühlschränke lassen sich aber kaum im Stand und in kurzer Zeit überprüfen.)
- Test der Lämpchen ohne Landstrom (mit 12V): Funktionieren diese nicht, ist die Aufbaubatterie hinüber.
- Test der elektrischen Trittstufe
- Funktionieren eventuell verbaute Wechselrichter?
- Test einer eventuell verbaute Solaranlage?
Wasser
Ganz wichtig bei der Wasseranlage des Wohnmobils ist deren Dichtigkeit: Wasserschäden können im Wohnmobil enorme Schäden verursachen. Sofern aber alles dicht ist (und auch immer war), ist der Rest relativ unproblematisch. Selbst veralgte Tanks können gereinigt werden, und der Austausch einer Tauchpumpe lässt sich für 20 Euro selbst erledigen. Mischbatterien sind teurer, und verursachen häufig Defekte nach Frostschäden im Winter.
- Kontrolle des Frischwassertanks: Sauber oder veralgt? In Tank blicken (Mit Spiegel und Taschenlampe) und Wassergeruch kontrollieren
- Funktionieren alle Wasserhähne/Mischbatterien, und funktioniert die Wasserpumpe?
- Gibt es Schwebstoffe im Wasser aus dem Wasserhahn?
- Funktioniert die Toilettenspülung?
- Funktionieren alle Abflüsse?
- Ist die Wasseranlage dicht, oder tropft es?
- Zustand des Abwassertanks?
- Pflegezustand der Toilette sowie der Toilettenkassette. Dichtungen neu oder porös?
- Test der Toilettenspülung
- Kontrolliere die Duschwanne der Nasszelle auf Sprünge und poröse Stellen. Ein Austausch kann teuer werden!
Probefahrt mit dem gebrauchten Wohnmobil
Auch eine Probefahrt kann Aufschluss über mögliche Probleme geben. Allerdings ist sie für Neulinge nicht so einfach zu bewerkstelligen, denn dass ein Wohnmobil nicht gleich leise wie ein PKW ist, muss man erstmal gewohnt werden. Viele Klappergeräusche aus dem Bereich des Aufbaus sind nämlich völlig normal, und überall ein Problem zu vermuten, führt hier nicht zum Ziel. Klappern und Scheppern aus dem Bereich des Fahrwerks oder der Lenkung hingegen ist natürlich etwas anderes. Du musst daher klar identifizieren, woher ein Geräusch kommt.
Teste insbesondere:
- Springt der Motor im kalten Zustand ohne Probleme an?
- Quietscht der Keilriemen?
- Bremsen: Funktionieren die Bremsen gut? Gibt es Bremsrubbeln oder Quietschen?
- Lenkung: Gibt es hier Spiel? Steht das Lenkrad gerade, wenn du geradeaus fährst? Fährt das Wohnmobil gerade, wenn du die Lenkung loslässt? Spürst du eine Unwucht im Lenkrad? Gibt es unnatürliche Geräusche bei Kurvenfahrten nur in eine Richtung (deutet auf Radlagerschäden hin)
- Schaltung (Gehen die Gänge sauber und leichtgängig rein, und bleiben auch dort? Herausspringende Gänge sind ein Anzeichen für spätere Getriebeschäden)
- Arbeitet die Kupplung sauber?
- Läuft der Motor rund? Kalte Motoren klingen natürlich rauer, fahre daher ruhig mehr als 15km. Zieht der Motor gut durch? Raucht der Motor?
Verhandlung
Alle festgestellten Mängel können natürlich Argumente für die Preisverhandlung sein. Schlussendlich kann aber der Preis nicht alles rechtfertigen: Es gibt Mängel, wo du für dich dann besser entscheiden solltest, weiterzusuchen.
Gewöhnliche Gebrauchserscheinungen werden den Verkäufer allerdings kaum dazu bewegen, mit dem Preis massiv nach unten zu gehen. Schließlich kaufst du ein gebrauchtes Wohnmobil. Sei daher auch realistisch!
Kaufvertrag
Beim Privatkauf solltest du einen Standard-Kaufvertrag der Automobilclubs verwenden:
Das gebrauchte Reisemobil bezahlen
Schlussendlich musst du dein Wohnmobil natürlich auch bezahlen. Doch Achtung: Das machst du bitte wirklich erst jetzt, bzw. am besten erst bei der Übernahme. Wer vorher bereits bezahlt, hat schlechte Karten, wenn Mängel auftauchen sollten (oder gar das Fahrzeug vor der Übernahme noch in einen Unfall verwickelt wird). Diskussionen vermeidest du sicher eher, wenn du erst bezahlst, kurz bevor du mit deinem Camper davondüst, beziehungsweise nachdem du alle Prüfungen erledigt hast.
Fazit
Wer ein Wohnmobil gebraucht kaufen will, sollte die Wunschkandidaten einem ausführlichen Check unterziehen. Dann kann aber der Kauf eines gebrauchten Campers viel Geld sparen. Trotzdem kann man auch mit einem gebrauchten Reisemobil die schönsten Reisen erleben und viel Freude haben.
Anne Bonny
Wir wollen uns ein Wohnmobil kaufen. Es ist ein guter Tipp erst einmal ein gebrauchtes zu kaufen, vor allem wenn man nicht so viel Geld gespart hat. Wir haben uns überlegt eine Europareise zu machen.
Tobias Schulte-Kersmecke
Moin, du hättest uns am besten bei dem Kauf unserer Molly (Fiat Ducato mit Weinsberg-Aufbau von 1990) an die Hand nehmen sollen. Wir haben nämlich das matschige Alkoven erst viel zu spät bemerkt…
Die meisten von deinen Tipps sind echt klasse und werden mir beim nächsten Kauf sicher viel Geld und Ärger ersparen.
Aber trotzdem hat uns das Wohnmobil-Fiber voll gepackt und ich bin gespannt auf weitere Tipps von dir.
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Tobias,
danke für die Rückmeldung. Tut mir leid, von eurem Missgeschick zu hören. Aber Hauptsache, ihr seid nun unterwegs und fürs nächste mal vorbereitet!
Ciao
Gerfried
christian Lamplmayr
Hallo Gerfried! Wir (meine liebe Frau und ich, Christian) sind seit einigen Wochen auch vom Womo Fieber gepackt! Erst dachten wir an einen Wohnwagen. Die sind in der Regel jünger und zu niedrigeren Preisen zu haben! Wir wollten aber auch mal kurzfristig „wild“ stehen bleiben, das ist aber eben mit Womo leichter! Nun gut! Zur eigentlichen Frage: wie siehts mit den Womo’s aus, die so um 15000 – 25000€ zu haben sind? Die sind durwegs 25 – 30 Jahre alt. Haben aber oft keine 150000km drauf. Ist von diesen Grundsätzlich abzuraten? Mit der PS Leitung ist es nat. auch nicht so weit her. Meist zwischen 80 u 100 Turbo PS!! Sind diese Fahrzeuge ein großes Verkehrshinderniß??
Schöne Grüsse, Christian.
Gerfried (WoMo Guide)
Hallo Christian,
hm, das lässt sich schwer pauschal beantworten. Wir waren ja selbst einige Zeit mit einem 28-jährigen VW-Bus unterwegs. Das war eine schöne Zeit, und er hat uns nie im Stich gelassen, ABER das wahrscheinlich nur, weil zuhause immer recht viel Zeit und Geld in präventive Wartung investiert wurde.
Unseren Pössl-Kastenwagen haben wir mit etwa 17 Jahren verkauft, und zu dem hatten wir richtig viel Vertrauen. Er machte eigentlich keine Probleme – bis auf ein Mal, wo wir an der Tankstelle nicht mehr starten konnten. Das Massekabel zur Batterie war korrodiert. Das hat den Mechaniker allerdings zwei Stunden beschäftigt, bis er das Problem gefunden hat. Also so etwas kann natürlich mit zunehmendem Alter immer mal passieren.
Grundsätzlich: Wenn ein Wohnmobil gut gepflegt, sanft behandelt und gut gewartet wurde, dann darf es auch alt sein. Wie du sagst werden viele Wohnmobile ja oft nicht viel gefahren. Problematisch wird dann irgendwann die Ersatzteilversorgung (da sollte man sich vorab beim Mechaniker des Vertrauens informieren), und Gefahr Nummer 1 ist wahrscheinlich überhaupt ein Wasserschaden (durch irgendwann undichte Dichtmasse, oder früheren Wassereintritt, den man beim Kauf nicht bemerkt).
Man muss halt genau hinsehen, die Mechanik gut durchchecken lassen und sicherstellen, dass der Aufbau dicht ist (und immer war!). Dann kann das schon auch klappen.
Was die PS-Leistung angeht: Den 82PS-Ducato habe ich in den 90ern „genossen“ (durfte damals aber noch nicht selbst fahren). Naja, ein Spaß-Motor war das nicht, aber er hat uns auch durch ganz Europa gebracht. Autobahnsteigungen sind mühsam, Bergstraßen erfordern Geduld. Landstraße geht gut. Einige Werkstatt-Aufenthalte waren auch dabei, Schwachpunkte waren damals der Turobschlauch, der sich öfters mal verabschiedet hat, sowie das Getriebe. Man muss sich einfach mehr Gelassenheit unterwegs angewöhnen – und ein paar Ersatzteile dabeizuhaben, schadet bei älteren Fahrzeugen auch nie.
Grundsätzlich würde ich nicht davon abraten. Unterwegs sein ist ja erstmal besser, als in die Zukunft zu sparen, wo man nie weiß, was dann passiert. Aber genau hinsehen ist wichtig. Ein Bekannter von uns ist ein richtiger Autopfleger, sein etwa 30-jähriges Wohnmobil sieht aus, als wäre es letzte Woche aus dem Werk gerollt. Schönerer, polierter Lack als unser 2018er ;) Andererseits kann ein 10-jähriges Wohnmobil auch schon in katastrophalem Zustand sein. Kommt immer drauf an.
Folie
Wir möchten auch gerne im Wohnmobil leben, mein Mann und ich, soweit alles gut aber wir müssen alles erst mal gut durchdenken. Danke für diesen tollen Artikel konnte mir einen Einblick verschaffen.
Lg Alisa
Ronny
Gute Ratschläge für „Anfänger“.
Sehr genau geschrieben ohne langatmig zu werden.
Aus unserer Erfahrung:
Man sollte bei Wohnmobilen betagteren Alters ein gewisses technisches Verständniss und die Bereitschaft mitbringen auch selbst Hand anzulegen.
Irgendwelche Kleinigkeiten sind immer. Da sollte zum Hobby „Reisen“ auch das Hobby „am WoMo rummurksen“ dazukommen.
Aber gerade die alten Fahrzeuge sind dankbare Gesellen. Gute massive alte Technik ohne viel unnützem Schnickschnak. Dafür natürlich nicht neuersten Konfort.
Was nicht da ist kann nicht kaputt gehen.
Unsere Emma ist jetzt 36. Fiat Ducato der ersten Baureihe. Ersatzteile gibt es alle noch und dazu spottbillig (Letzte Woche die Bremszylinder gewechselt. Pro Stück 9€ von ATE)
Kein Rost (das wichtigste überhaupt neben Dichtigkeit).
Wanderdüne mit 75 PS. Aber wir reisen und sind nicht auf der Flucht. Dafür H-Kennzeichen mit Pauschalsteuer von 192€ und Versicherung 146€ im Jahr und natürlich Umweltzonenfrei.
9l Diesel auf 100 ist auch heute noch akzeptabel.
Und es weckt keine Begehrlichkeiten bezgl. Diebstahl.
Wir sind da etwas „sparsamer“ wie viele andere. Was wir nicht ausgeben brauchen wir auch nicht erarbeiten. Sind in der Zeit lieber unterwegs.
Unsere Kostenrechnung schaut da ganz anders aus. Bei uns trifft das „die fahren doch nur mit dem Wohnmobil, weil sie sich kein Hotel leisten können (wollen!)“ tatsächlich zu.
Das blöde ist eher: Da wo wir es bisher schön fanden stand noch nie ein Hotel.
Also auch mit kleinem Budget lässt sich so etwas gut verwirklichen.
Wer will findet Lösungen.
Wer nicht will findet Ausreden.